Grab und Bildnisse von Rudolf von Habsburg

Anlässlich der Ausstellung im Historischen Museum möchten wir hier näher auf Rudolf von Habsburg und seine Bedeutung im Dom zu Speyer eingehen.

 

Rudolf von Habsburg wurde 1291 im Dom zu Speyer bestattet. Seinen Spuren begegnet man an vielen Stellen. Keinem anderen Herrscher wurden so viele Darstellungen gewidmet.

Über dem Hauptportal

Bereits vor dem Eintreten in die Vorhalle fällt der doppelköpfige Adler zu den Fußspitzen der Madonna über dem mittleren Eingangsportal in den Blick. Das Wappen der Habsburger verweist auf die Grabstätte Rudolf von Habsburgs im Dom und zeugt gleichzeitig vom finanziellen Engagement des Hauses Habsburg bei der Errichtung des Westbaus Mitte der 1850er Jahre.

In der Vorhalle
Beim Betreten der Vorhalle fällt rechter Hand ein großes, helles Grabdenkmal (Kenoptaph) für Rudolf von Habsburg ins Auge: Mit weitem Mantel, langem Gewand und den Insignien in den Händen thront Rudolf dort. Das Werk ist aus weißem Marmor hergestellt und steht auf einem hellen Granitsockel. Geschaffen wurde es von Ludwig Schwanthaler in 1843. Daneben befindet sich eine aus weißem Sandstein von Anton Fernkron gefertigte Nischenfigur Habsburgs aus dem Jahr 1858. Ebenfalls in der Vorhalle sind drei Lunettenreliefs zu entdecken, die Szenen aus dem Leben des Königs zeigen. Jenes auf der linken Seite hinter dem Kenotaph, stellt die Huldigung der Fürsten bei der Krönung Rudolfs in Aachen dar. Ein weiteres daneben zeigt ein Feldlager vor Basel, wo ihm die Königskrone überreicht wird. Auf dem dritten Relief gegenüber im Nordflügel der Vorhalle, lässt sich die von Friedrich Schiller in einer Ballade geschilderte Begebenheit erkennen, wie Habsburg einen Priester auf seinem Pferd durch einen angeschwollenen Bach führt. Alle drei Reliefs sind 1858 von Vincenz Pilz gestaltet worden.

Im Dom – Innenseite des Hauptportals
Rudolf von Habsburg, geboren am 1. Mai 1218, kam erst im Alter von 55 Jahren in Regierungsposition. Ein schnell voranschreitendes Gichtleiden schmälerte seine körperlichen Kräfte. Der Legende nach saß er  in im nahen Germersheim beim Brettspiel als ihm die Ärzte seinen nahen Tod verkündeten. Der Legende nach soll er geantwortet haben: „Nun wohl, dann nach Speyer wo mehrere meiner Vorgänger liegen. Damit niemand mich hinzuführen braucht, will ich selbst zu ihnen reiten.“ Dieser letzte Ritt, wie er gebeugt auf seinem Pferd sitzt, ist auf einem Relief an der Innenseite des Dom-Hauptportales zu sehen. Es befindet sich ganz rechts in der Reihe über dem Portal. 1964 schrieb das Bischöfliche Bauamt einen Wettbewerb für die Gestaltung des Hauptportals aus. Den Auftrag erhielt der Salzburger Toni Schneider-Manzell.

Vorkrypta
Die nächste Spur von Rudolf von Habsburg befindet sich in der Vorkrypta, heute der Vorraum vor dem Aufgang zur Grablege. Das Grabdenkmal für Rudolf von Habsburg wurde 1810 oder 1811 bei Bauarbeiten im ehemaligen Johanniterhof, dem Grundstück des heutigen Amtsgerichts in der Wormser Straße, entdeckt. Seither hat die Grabplatte eine bewegte Geschichte mit zahlreichen Standortwechseln und verschiedenen Überarbeitungen hinter sich. In einem Restaurierungsprojekt wird die Platte seit einiger Zeit umfassend untersucht. Die Darstellung von König Rudolf I. ist überaus bemerkenswert, da sie den Herrscher nicht idealisiert und als jungen Mann, sondern sichtbar gealtert und mit individuellen Gesichtszügen zeigt. Nase und linke Kinnspitze des Originals waren leider verloren und wurden im 19. Jahrhundert ergänzt. Da die rechte Kinnpartie, wie der Rest des Gesichts, aber erhalten ist, und als Vorlage der Ergänzung diente, entspricht der Kopf zu gut 90 Prozent dem Originalzustand. Seit 1961 befindet sich die Bildnisplatte an der Ostwand der Grablege; zuvor konnte sie auf einem Sockel liegend in der Krypta betrachtet werden. Am linken Aufgang zur Grablege ist ein Relief der hier begrabenen Könige zu sehen. Es stammt aus dem 14. Jahrhundert. Rudolf von Habsburg ist die zweite Figur von links.

Grablege
Am 15. Juli 1291 verstarb Habsburg in Speyer. Sein einfacher Holzsarg nahm nun die Stelle auf der Mittelachse in der Grablege ein, die ursprünglich wohl für Friedrich I. Barbarossa vorgesehen war. Der Kaiserdom in Speyer galt bereits zu Lebzeiten Rudolfs als Gedächtnisort der salisch-staufischen Dynastie und war der bedeutendste Begräbnisort des römisch-deutschen Königtums. Rudolf wollte sich in die salisch-staufische Tradition stellen und den Rang der Habsburger als Königsgeschlecht verdeutlichen. Rudolf wurde am 18. Juli 1291 neben dem staufischen König Philipp von Schwaben im Mittelschiff des Speyrer Doms bestattet. Teile der Herrschergrablege wurden im französischen Erbfolgekrieg und während der französischen Revolution durch Plünderungen zerstört. Später geriet die Lage der Gräber in Vergessenheit. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden achäologische Grabungen durchgeführt, die Gräber gefunden und geöffnet. Später wurde eine Gruft errichtet, die heute von der Krypta aus zu begehen ist.