Monday, 18. April 2022

„Stärker als der Tod ist die Liebe Gottes“

Blühender Mandelbaum

Weihbischof Otto Georgens predigte am Ostermontag im Dom zu Speyer

Speyer. In seiner Predigt am Ostermontag im Dom zu Speyer nahm Weihbischof Otto Georgens Bezug auf ein Gedicht des jüdischen Religionsphilosophen und Schriftstellers Schalom Ben-Chorin. Der Dichter beschrieb in dem 1942 entstandenen Text, der später vertont wurde, einen blühenden Mandelbaum als Zeichen dafür, dass Gott über seine Schöpfung wacht und als Trost, trotz allem Leid, die Hoffnung auf bessere Zeiten nicht aufzugeben. „Dieses Lied ist irgendwie zeitlos: Inmitten von Todeszeichen in der Ukraine, inmitten von Bomben, von Gewalt und Feindschaft erscheint das Blühen des Mandelzweiges als ein Fingerzeig für das Leben, als Signal der Hoffnung, als Zeichen für den Frieden“, so der Weihbischof.

Für die Juden sei das Pesachfest untrennbar mit der Erinnerung an den Auszug aus Ägypten und die Befreiung aus der Sklaverei verbunden. Für die Christen stehe an Ostern das Gedächtnis des Abendmahls und der Fußwaschung, die Erinnerung an Leiden, Tod und Auferstehung Jesu Christi im Zentrum.

Mit der Auferstehung Jesu und seiner bleibenden Gegenwart verbinde sich die Hoffnung, dass trennende Mauern des Misstrauens und der Angst, dass Barrieren des Andersseins und der Fremdheit, dass alle kaputtmachenden Mächte und Kräfte, dass Egoismus und Tod, dass alle Teufelskreise der Lüge und des Bösen überwunden werden. „Die Auferstehung Jesu ist in Situationen der Resignation der Grund unserer Hoffnung, dass Gewalt auch in diesem Leben nicht das letzte Wort hat. Stärker als der Tod ist die Liebe Gottes“, betonte Georgens.

Ostern sei aber nicht die Betäubung im Schmerz, nicht das Zudecken des Leidens, nicht das bloße Vergessen des Todes. „Ostern ist, wenn wir unseren Namen vernehmen, beim Namen angesprochen werden, denn Auferstehung ist wie bei Maria von Magdala lebendige Begegnung, Berührung und Kommunikation. Ostern ist, wenn uns das Wort von der Versöhnung auf den Kopf zugesagt wird, wenn wir in Situationen der Angst, der Einschüchterung und Enttäuschung das Wort Jesu hören: Fürchtet euch nicht! Wenn Menschen in Erfahrungen des Hasses, der Feindschaft und des Krieges durch die Zusage Jesu ermutigt werden: Friede sei mit euch!“ sagte der Weihbischof.

Mit seiner Auferstehung verbinde sich strahlende Zuversicht, Jubel, das Lachen und auch das Weinen der erlösten Freude. „Der Weg des Glaubens ist nicht Lebensverneinung, sondern ein Weg in jene Freude, die durch das Leben und die Botschaft Jesu in die Welt kam und die sich durch seine Auferstehung als unbesiegbar erwiesen hat.“

Zum Abschluss der Predigt zitierte Georgens noch einmal das Gedicht von Schalom Ben-Chorin:

„Freunde, dass der Mandelzweig / wieder blüht und treibt, / ist das nicht ein Fingerzeig, / dass die Liebe bleibt? / Dass das Leben nicht verging, / so viel Blut auch schreit, / achtet dieses nicht gering / in der trübsten Zeit, / Tausende zerstampft der Krieg, / eine Welt vergeht. / Doch des Lebens Blütensieg / leicht im Winde weht. / Freunde, dass der Mandelzweig / sich in Blüten wiegt, / bleibe uns ein Fingerzeig, / wie das Leben siegt.“

Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes hatte der Domchor unter der Leitung von Joachim Weller übernommen. Die Orgel spielte Domorganist Markus Eichenlaub.

Die Predigt von Weihbischof Georgens im Wortlaut

Foto: pixabay