Speyer. „Im Himmel ist sie Königin und aller Welt ein Trösterin.“ Die Textzeile aus der zweiten Strophe des Liedes zu Mariä Himmelfahrt aus dem Gotteslob nahm Regens Markus Magin als Leitsatz bei der Marienfeier am Samstagabend im Dom. Zuvor waren bereits mehrere Hundert Gläubige aus Speyer und der gesamten Diözese zum Rosenkranzgebet zusammengekommen, danach zogen alle gemeinsam in einer Lichterprozession durch den Domgarten.
Das Schraudolph-Fresko in der Apsis des Domes, sein „Titelbild“ sozusagen, nahm Magin in seiner Predigt zum Anlass, den Status von Maria als Himmelskönigin im Jahr 2015 zu hinterfragen. Zum Nachdenken, inwieweit diese Darstellung noch zeitgemäß ist in einer Welt rational und vernünftig denkender Menschen und in der Ökumene wichtig ist, animierte der Prediger die Gläubigen.
Dass das Bild von Maria als Königin weit entfernt ist, stellte er fest. „Für die meisten ist sie eher Schwester im Glauben oder ein Vorbild“, erklärte Regens stattdessen. Für viele seien Könige der Inbegriff einflussreicher, mächtiger Menschen, so wie der Sonnenkönig Ludwig XVI. oder Iwan der Schreckliche. Nicht der Beiname sei jedoch entscheidend für die wahre Größe eines Königs, machte Magin am Beispiel von König Dagobert I., dem letzten Merowinger-König, deutlich. „Der Gute“ sei er genannt worden, nachdem er das Speyerer Benediktinerkloster auf dem letzten Grund und Boden christlicher Wurzeln errichten ließ.
Parallelen zog der Regens zu Maria. „Sie ist die Gute, der es nicht um Herrlichkeit, Glanz und um sich selbst geht, sondern sie nimmt Anteil an der Sorge Jesu Christi um und seiner Liebe für uns“, sagte er. Wach machen und Mut machen – das sei es, was die Königin Maria für Magin ausmache.
Neue Perspektiven auf das Geheimnis der Mutter Gottes und den Glauben sah Dompfarrer Matthias Bender durch die Predigt eröffnet. Er rief dazu auf, die Kraft, die von dem Marienfest ausgeht aufzunehmen, damit sie das eigene Leben beflügeln möge. Nach dem festlichen Gottesdienst, der vom Dompfarrchor und Domorganist Markus Eichenlaub an der Orgel gestaltet wurde, begleiteten die Dombläser die Lichterprozession musikalisch. Das gewaltige Lichtermeer in der Dunkelheit lieferte eine sichtbare Antwort auf die Frage, ob die Verehrung der Mutter Königin auch 2015 noch zeitgemäß ist. Begleitet wurden die Gläubigen unter anderem von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Weihbischof Otto Georgens und Bischof a.D. Dr. Anton Schlembach.
Text und Foto: Susanne Kühner