Speyer. Am Abend des Brezelfest-Samstag war zum vierten Mal „Nightfever“ im Dom. Während die Menschen im Dirndl oder Lederhosen zünftig gekleidet von oder zum Festplatz wanderten, wies eine lange Reihe von Teelichtern über den Domplatz und durch die Vorhalle und den Mittelgang den Weg zum ausgesetzten Allerheiligsten auf dem Altar. Dass die Nightfever-Abende gern bei bei solch öffentlichen Festen stattfinden, liegt nach Aussage des Veranstalters daran, dass man möglichst viele Menschen ansprechen will.
Die Bewegung entstand nach dem Weltjugendtag 2005 in Köln mit Papst Benedikt XVI in Köln. Die Kirchen waren bis nach Mitternacht voller junger begeisterter Christen, die sangen und beteten. Danach war alles vorbei, die Kirchen wieder leer. Da dachten ein paar Studierende: „Das kann es doch nicht schon gewesen sein!“, und sie gründeten „Nightfever“, um diesen Geist am Leben zu erhalten. Eigentlich ist es eine altbekannte, traditionelle Sache: Gottesdienst, danach Aussetzung des Allerheiligsten mit Anbetung. Was neu ist, ist die äußere Form mit moderner, aber ruhiger und meditativer Musik, mit stimmungsvoller Kerzenbeleuchtung und weit offenen Türen auch für Zufallsgäste. Draußen vor dem Dom und am Eingang wurden freundlich Passanten angesprochen und eingeladen, vor dem Altar ein Teelicht zu entzünden. Viele folgten der Einladung, manche durchaus in abenteuerlicher Aufmachung, Brezelfest-Fähnchen in der Hand. Den stimmungsvollen Gottesdienst feierten Domkapitular Franz Vogelsang zusammen mit Pfarrer Christof Anselmann, der „Nightfever“ im Bistum Speyer organisiert, und den Pfarrern Ralf Feix und Dariusz Stankiewicz.
Der 23jährige Patrick Egner aus Hanhofen war schon zum dritten Mal dabei, weil ihm „die Stimmung gefällt“, wie er sagte.Er ist kirchlich engagiert, ebenso wie der 16jährige Sebastian Wühl aus Lingenfeld, der zum ersten Mal dabei war. Seine Freude war nicht ungetrübt. Er ist begeisterter und erfahrener Meßdiener, der sich auch im Dom auskennt, und fand es nicht sehr freundlich, dass man sein Angebot, beim Gottesdienst zu dienen, ablehnte, und die auswärtigen Meßdiener noch dazu während der Messe geschwätzt hätten. Dem 19jährigen Stefan Winstel aus Schifferstadt dagegen gefiel sehr, wie der Abend gestaltet war. Elke Herrmann aus Waldsee (54), die mit Dirndl und Hütchen vom Festplatz gekommen war, gestand, dass sie „keine Kirchgängerin“sei. Es sei dort so „steif“. „Aber das“, meinte sie, „hat mir gefallen. So schöne Musik, eine so offene, entspannte Atmosphäre – das könnte man ruhig öfter machen“
Etliche Touristen hatten sich den Dom ansehen wollen und freuten sich, dass er offen war, wie Dagmar Ehrenburg aus Gladbeck, die die Veranstaltung „sehr ansprechend“ fand.
Text: Dölle, Foto: Landry