Sonntag, 13. November 2016

„Kontrapunkt zu den Schlagzeilen dieser Welt“

Bisch Wiesemann bei seiner Predigt zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit im Speyerer Dom mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann

Pontifikalamt zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit im Speyerer Dom mit Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann

Gottesdienst mit Bischof Wiesemann im Speyerer Dom zum Abschluss des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit

Speyer. Mit einem feierlichen Pontifikalamt im Speyerer Dom endete am 13. November 2016 das von Papst Franziskus ausgerufene außerordentliche Heilige Jahr der Barmherzigkeit im Bistum Speyer. Begonnen hatte es am 13. Dezember 2015 mit der Öffnung einer „Heiligen Pforte“ am Dom. 

Bischof Wiesemann würdigte das Heilige Jahr der Barmherzigkeit als eine Zeit, „die uns unserem Glauben wieder näher gebracht hat“. Zu Beginn seiner Predigt verwies er auf die Pinnwand, die aus Anlass des Heiligen Jahres im Dom eingerichtet wurde und verband damit die Frage, „was hängen bleibt“ von den großen Impulsen, die Papst Franziskus der Welt mit Ausrufung des Heiligen Jahres gegeben habe. Bischof Wiesemann erinnerte daran, dass zu Beginn dieses Jahres noch niemand ahnte, dass die kommende Zeit von Terrorismus und Krieg geprägt sein würde. Das Jahr der Barmherzigkeit habe da „wie ein Kontrapunkt“ gewirkt. Was bleibe, sei das Gesicht des barmherzigen Vaters, nicht der verzerrten Fratzen von Krieg und Fundamentalismus. Das Jahr der Barmherzigkeit habe dazu beigetragen, „die tiefe Verankerung unseres Herzens in Gott zu festigen, so dass die Wirren der Zeit uns nicht beeinträchtigen können“, so der Speyerer Bischof.

In Bezugnahme auf das Tagesevangelium verwies Bischof Wiesemann darauf, dass die Christen einen Gott hätten, der nicht Angst einflößen wolle sondern Trost spende: „Die Heilige Schrift will uns nicht ängstigen sondern stark und standhaft machen. Wir können unser Herz in einem Gott verankern, vor dem man nicht Angst haben muss sondern der barmherzig ist.“

Für das Bistum Speyer resümierte der Bischof: „Wir haben gespürt, dass der Gedanke der Barmherzigkeit viele Menschen beschäftigt.“ Er wies auf die vier heiligen Pforten hin, die am Dom zu Speyer, den Wallfahrtskirchen von Blieskastel in Ludwigshafen-Oggersheim und auf Maria Rosenberg geöffnet worden waren. Über das Jahr hinweg habe sich die Zahl der heiligen Pforten noch vervielfältigt, da jeder mit einem eigens dafür produzierten Aufkleber seine Tür zu einer Pforte der Barmherzigkeit habe erklären können. Vermehrt hatte es im Jahr der Barmherzigkeit Beichtangebote gegeben, also die Möglichkeit, das Sakrament der Versöhnung zu empfangen. Als einen Höhepunkt des Heiligen Jahres nannte Bischof Wiesemann die Nacht der Barmherzigkeit mit Brüdern aus Taizé am 1. Oktober im Speyerer Dom, bei der insbesondere viele junge Menschen zusammen gekommen waren, um den Geist der Barmherzigkeit zu erleben und für andere spürbar zu machen. „Wir haben allen Grund, unseren Gott freimütig in dieser Welt zu bekennen. Einen Gott, der einen Kontrapunkt setzt zu den Schlagzeilen dieser Welt“, schloss Bischof Wiesemann seine Predigt.

Bischof Wiesemann verabschiedete die Gläubigen mit einem deutlichen Hinweis, dass mit Abschluss des Heiligen Jahres und der Schließung der heiligen Pforten die Barmherzigkeit nicht aufhöre. Vielmehr solle das Jahr der Barmherzigkeit in den Alltag hineinwachsen: "Auch wenn wir hier an diesem Dom die Pforte der Barmherzigkeit schließen, so gehen wir hinaus, um woanders Türen zu öffnen und selbst zu offenen Türen zu werden“.

Das feierliche Pontifikalamt zum Abschluss des Heiligen Jahres wurde musikalisch gestaltet vom Mädchenchor und den Frauenstimmen des Domchors unter der Leitung von Domkapellmeister Markus Melchiori. Sie brachten die Messe brève von Leo Delibes und Nicolas Jacques Lemmens „Lobet den Herrn“ zu Gehör. Weitere musikalische Elemente waren die Kantorengesänge von Domkantor Joachim Weller und das Orgelspiel von Domorganist Markus Eichenlaub.

Text / Bild: Friederike Walter © Domkapitel Speyer