Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)
Nr. 5 Steinheim a. d. Murr, kath. Pfarrkirche Hl. Geist, Riedstr. 3 um 1255?
Beschreibung
Inschrift auf einem Baustein, jetzt vor der Südseite der Kirche, erste Reihe, erster Stein von links. Sandstein. Der glatt behauene würfelförmige Quader trägt im oberen Teil der Stirnfläche eine eingehauene Inschrift. Die Rückseite bogenförmig eingekehlt, an der linken Vorderkante von oben nach unten eine rechteckige Nut. Der Stein war als Spolie in die östliche Außenwand des Gebäudes Kleinbottwarer Str. 15 in etwa 6 m Höhe eingemauert. Beim Abbruch des Hauses im März 1969 wurde er zusammen mit einigen Grabsteinfragmenten geborgen.1
Maße: H. 39, B. 38, Bu. 6–9 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
IESVS
Anmerkungen
Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 5 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0000501.
Kommentar
Die sorgfältige Gestaltung des Werkstücks läßt vermuten, daß es von einem herausgehobenen Architekturteil (Türstock? Fensterleibung?) des um 1255 erbauten Klosters Mariental stammt und nach dessen Zerstörung im Jahre 1643 beim Wiederaufbau des auf Klostergrund stehenden Gebäudes Kleinbottwarer Str. 15 eine neue Verwendung fand.2 Die Inschrift dürfte als Segenswunsch zu verstehen sein. Die Buchstaben sind ungleich hoch und ungewöhnlich dünn und unbeholfen eingehauen – fast eingekratzt – weisen jedoch typische Merkmale der gotischen Majuskel des 13. Jahrhunderts auf.3 Sie sind breit angelegt, das E ist unzial und geschlossen, die Haste des I in der Mitte punktförmig verdickt. An den Enden der Hasten und Bögen finden sich statt der stiltypischen Schwellungen lange dünne Sporen (im letzten S zweizipflig). Ungewöhnlich die leichten Brechungen in den oberen Bögen beider S. Aus allem ergibt sich die Vermutung, daß die Inschrift von einem in der Anbringung von Buchstaben nicht geübten Bauhandwerker gefertigt wurde.