Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)
Nr. 21 Steinheim a. d. Murr, Klosterkelter 1305
Beschreibung
Grabplatte der Hailwigis Aich (?), vorübergehend in der Klosterkelter gelagert. Hochrechteckige Sandsteinplatte mit umlaufender Randinschrift zwischen eingehauenen Linien, oben links beginnend. Im oberen Mittelfeld ein erhabenes Kreuz. Der Stein wurde im Jahre 1980 aus den Ruinen der Klosterkirche geborgen, wo er in einem als Kohlenlager genutzten Schuppen gestanden hatte. Ein Stück des Kreuzstammes ist weggeschlagen, die untere Steinhälfte zeigt schwarze Verfärbungen und Kratzspuren (Buchstabenverlust).
Maße: H. 198, B. 72, Bu. 3,5–4,5 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ S(OROR) · HAILWIGIS / AICHa) IACET · IN TUMBA · SINE FELLE COL/UMBA + HEC / OB[II]T · ANNO · D(OMI)NI · M · C · C · C · U ·
Übersetzung:
Schwester Hailwigis Aich liegt in diesem Grab, eine Taube ohne Galle. Sie starb im Jahre des Herrn 1305.
Textkritischer Apparat
- Vor dem AICH ein Kürzel in Form einer um 90° nach links gedrehten Ziffer 9. Der Familienname der Hailwig ist demnach gekürzt. In diesem Zusammenhang mag interessieren, daß im Jahre 1282 eine Hadewigis Eichmann aus Marbach zugunsten ihrer offensichtlich im Kloster lebenden drei Schwestern eine Stiftung machte: WUB VIII nr. 3111.
Anmerkungen
Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 21 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0002103.
Kommentar
Die Verstorbene war Nonne im Kloster Mariental in Steinheim.1 Die Buchstaben sind in gleichmäßiger geometrischer Linienführung eingehauen. Ausgeprägte Schwellungen – ein Kennzeichen der gotischen Majuskel – finden sich nur bei D und einmal bei O. Neben unzialem H und U2, geschlossenem E und C und halbgeschlossenem M finden sich kapitales H, T und N und offenes C. Auffällig sind die als gerade Striche rechtwinklig an die Hasten angesetzten Sporen. – HAILWIGIS – COLUMBA bildet einen Hexameter, allerdings mit dem Reim in der 4. Arsis (Hephtemimeres), statt in der 3. Arsis (Penthemimeres); die auffallende Kürzung für SOROR ist vermutlich erfolgt, um das Wort vom Hexameter auszuschließen, ebenso mußte der Nachname gekürzt werden, um ihn im Vers unterzubringen.