Inschriftenkatalog: Landkreis Luwigsburg
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 25: Lkr. Ludwigsburg (1986)
Nr. 275 Großsachsenheim (Stadt Sachsenheim), Wasserburg (Rathaus) 1544
Beschreibung
Bauinschrift des Reinhart von Sachsenheim. Über dem rundbogigen Haupteingang an der Südseite; aus drei Werkstücken aus gelbem Sandstein wie ein Triptychon gebildet. In der Mitte zwei Wappen mit Helmen und Helmzieren, von profilierter Leiste dreiseitig umrahmt; oben Schrifttäfelchen (A), am unteren Rand B; die eigentliche Bauinschrift zu beiden Seiten (C und D). Reste alter Fassung, Schrift z. T. dunkel nachgezogen.
Maße: H. ca. 90, B. ca. 200, Bu. ca. 3–4 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
- A
Das · wort · des / heren · bleybt · in / ewigkait · esa(ias) 401) /
- B
· 1 · 5 · 44 /
- C
Als · man · zalt · 1 · 5 · 4 · 2 / ich sag · Im · mercz(en) · d(en) · 28 · ta(g) / Nachmitag · in · de(r) · I · stvn(n)d / Ist · dises · schlos ver ·/ brvnen · in · grvnd / Dvrch · ainer · altenn / magt · on · Fleys · / Mit · seinem · schaden / wurt · manher · weys /
- D
Als · man · wardt · 1 · 5 · 44 j(a)r / Thet · renhart · von · sachse(n)hai(m) / etlich · bavmaister · erwelen / Avff · disen · placz · ain · nevwe(n) / bavw · zv · berat schlagenn /a) Vnd · hat · mit · seiner hand / den · ersten · nagel · geschlage / Am · 1 · 7 · tag · vir · war · Des / herbst · mons · im · obgemelen / iar · 1 · 5 · 44 /
Versmaß: Teil D ebenfalls in unbeholfenem Reim.
Datum: 17. September.
Sachsenheim | Alt-Sachsenheim |
Textkritischer Apparat
- Die letzten fünf Zeilen sind offensichtlich erneuert oder überarbeitet.
Anmerkungen
- Jes. 40, 8. – Die lateinische Form Wahlspruch Herzog Ulrichs von Württemberg; vgl. nr. 276. Auch hier als Zeichen für Reinharts Zugehörigkeit zum lutherischen Adel zu werten.
- Nach Aussterben der Hauptlinie 1561 Sitz der württembergischen Vögte, im 18. Jahrhundert Oberamtsgebäude und Sitz des „Forstamts am Stromberg“, seit 1959 Rathaus.
- Vgl. nrr. 250, 251.
- Vgl. nr. 17.
Nachweise
- OABVaihingen 1856, 147.
- A. Klemm, in: Bes. lit. Beilage des Staatsanzeigers für Württemberg 1881, 264ff.
- Bachteler, Großsachsenheim 1962, 96 und Abb. 11.
- Ders., in: Sachsenheim, Tor zum Stromberg. Sachsenheim 1975, 76ff.
Zitierhinweis:
DI 25, Lkr. Ludwigsburg, Nr. 275 (Anneliese Seeliger-Zeiss und Hans Ulrich Schäfer), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di025h009k0027502.
Kommentar
Die Bauinschrift bezeugt den Neubau der – durch Brand zerstörten – Wasserburg in der Ortsmitte.2 Die Wappen beziehen sich auf Reinhart d. J. von Sachsenheim und seine Gemahlin Margarethe von Alt-Sachsenheim als Bauherrschaft.3 Die Differenzierung zwischen der Linie Sachsenheim (Stammsitz: die hier genannte Wasserburg) und der Linie Alt-Sachsenheim (Stammsitz: die Höhenburg am Enztalrand) durch unterschiedliche Gestaltung der Wappen und Helmzieren war schon auf dem Grabmal des Bauherrn zu beobachten. Das älteste nachweisbare Wappen in der Form Alt-Sachsenheim mit einwärts gebogenen Büffelhörnern, verbunden mit einem kegelförmigen Hut, auf einem verlorenen Grabstein der Zeit um 1300.4
Teil C der Bauinschrift ist in Form eines Gedichtes abgefaßt. Die Versanfänge sind durch Versalien bezeichnet, die Endreime stimmen jedoch nicht mit den Zeilen-Enden überein. Die Versalien sind ungewöhnlich gestaltet: A ohne Querstrich, D offen und in unzialer Form, N retrograd mit Ausbuchtung des Schrägstrichs – Teil D ebenfalls in unbeholfenem Reim.