Inschriftenkatalog: Stadt Osnabrück
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 26: Stadt Osnabrück (1988)
Nr. 143 Rathaus ab 1582
Beschreibung
Schützenkette. Es handelt sich um einen Stoffkragen, auf dem die Schilder der Osnabrücker Schützenkönige befestigt sind, von denen indessen nur vier in den Berichtszeitraum fallen. Diese befinden sich unten auf dem Kragen. Am unteren Rand ist ein kleines Spruchband angeheftet, darunter kann der Schützenvogel eingehängt werden.
Spruchband. Silber, vergoldet, an den Ecken eingerollt. Die Inschrift verläuft zwischen zwei Linien.
Maße: H.: 1 cm; B.: 6 cm; Bu.: 0,4 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
WILLE · GEIT · VOR · GOLTa)
Textkritischer Apparat
- Laut Siebern/Fink steht am Ende der Inschrift XIIII J, das Schriftband ist jedoch nach der oben gegebenen Inschrift eingerollt.
- SAGITANDO] SAGITTANDO Siebern/Fink.
Anmerkungen
- Der Papagei gehört zu der Familie der Sittiche. Sittich und Papagei wurden als Synonyme verwandt. Vgl. DWB 16, Art. „Sittich“, S. 1258ff.
- Conradi Gesneri medici Tigurini Historiae animalium, Bd. 3: De Avibus, Zürich 1555, S. 694.
- Philippi, Goldschmiedegilde, S. 348.
Nachweise
- Siebern/Fink, S. 234f. (nur A u. B).
Zitierhinweis:
DI 26, Stadt Osnabrück, Nr. 143 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di026g003k0014306.
Das im 16. Jahrhundert gebräuchliche Sprichwort Wille geit vor golt ist eng an den Sittich oder Papagei1) geknüpft, das Spruchband steht also auch inhaltlich in Verbindung zu dem Schützenvogel. In der im Vogelbuch des Conrad Gesner aus dem Jahr 15552) aufgeführten vollständigen Fassung lautet der Spruch: Wille gehet für gold, sprach der papageye, da sass er im korbe. In diesem Kontext wird deutlich, daß der Spruch zwar auch die Bedeutung hat, daß der gute Wille die Schützen im Wettbewerb bestimmen sollte und nicht die Hoffnung auf materielle Entlohnung. In erster Linie jedoch verweist er auf den hohen Wert der bürgerlichen Freiheit, als deren Garant sich die Schützen innerhalb des städtischen Gemeinwesens verstanden. Schützenvogel. Silber, vergoldet. Der naturgetreu nachgebildete Sittich, der auf einem Ast sitzt, trägt auf dem Rücken einen kugelförmigen Aufhänger zur Befestigung an der Schützenkette, darauf die mit Jahreszahl und Initialen versehenen Goldschmiedezeichen von Cordt Delbrück und Bernd Gobel (Z. 5, 6). Auf der Unterseite der Schwanzfedern des Vogels, parallel zu den Federn verlaufend, eine Inschrift, deren Worte durch Sternchen getrennt sind.
Maße: H.: 10,5 cm; Bu.: 0,3 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
PSITTACE ∗ TE ∗ CV=/PIO ∗ MICHI ∗ SYMBO=/LON ∗ ESSE ∗ TRIVMPHI./ VINCE ∗ SAGITANDOb) ∗/ SIC ∗ CORYPHAEVS ∗/ ERIS ∗ ANNO 1582 1582 C D 1582 BG
Übersetzung:
Sittich, ich wünsche, daß du mir das Symbol des Triumphes seist. Siege im Bogenschießen, so wirst du König sein.
Versmaß: Ein Distichon.
Maße: H.: 4 cm; B.: 3 cm; Bu.: 0,4 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
E M 1598
Maße: Dm.: 3 cm; Bu.: 0,3 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
H H 1600
Maße: Dm.: 3 cm; Bu.: 0,3 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
ANNO 1602 ∗ CORDT DELLEBRVGK
Der Verfertiger des Schützenvogels wurde also 1602 Osnabrücker Schützenkönig. Cordt Delbrück erwarb 1580 in Nürnberg seinen Gesellenbrief, von 1586 bis 1626 war er Münzmeister der Stadt Osnabrück3).
Maße: Dm.: 2,8 cm; Bu.: 0,3 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
AN(N)O 1606 ADERIAN SIVERDT
Maße: H.: 5,5 cm; B.: 3,5 cm; Bu.: 0,3 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
M(AGISTER)/BERENDT/VELTMAN/1650