Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 2 Dornburg, Altes Schloß M. 13. Jh.

Beschreibung

Bauinschrift, am Gewände der Tür zur ehemaligen Kapelle, im zweiten Geschoß des Nordwestflügels; 1884 aufgedeckt.1) Fünf Kalksteinblöcke, darauf eingetieftes Schriftband (B. 22–29 cm) mit der Inschrift, beginnend unten links und endend unten rechts auf gleicher Höhe. Tür jetzt vermauert und verputzt.

Maße: Türöffnung: H. 105 cm (der untere Teil durch den Fußboden abgedeckt); B. (unten) 98 cm; Bu. 17 cm.

Schriftart(en): Gotische Majuskel, erhaben, grau bemalt.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/4]

  1. RV⟨D⟩OLF(VS)a) ∙ H(VIVS) ∙ NO(MIN)IS ∙ TERCI(VS)b) ∙ (CON)STRVXITc) ∙ HA(N)Cd) ∙ CAPELLAM ∙

Übersetzung:

Rudolf, der dritte dieses Namens, erbaute diese Kapelle.

Kommentar

Das auf dem nordöstlichen Ausläufer des Dornburger Berges gelegene Alte Schloß steht an der Stelle der ottonischen Kaiserpfalz.2) Die erstmals 937 erwähnte Burg befand sich bis 1085 und wieder in staufischer Zeit in der Hand der Kaiser, die sie durch Reichsministerialen verwalten ließen. Nach 1239 fiel Dornburg mit allem Zubehör an die Schenken von Vargula3) als Reichslehen, die einige Jahre zuvor – zwischen 1227 und 1232 – bereits die nahegelegene Tautenburg, zunächst als Afterlehen und im Mai 1243 als Reichslehen, erwerben konnten. Eine kaiserliche Lehnsurkunde hat sich nicht erhalten; die Inschrift stellt das früheste Zeugnis für den Besitz der Schenken an Dornburg dar. Sie hat in ihrem Formular die auf 1232 datierte Bauinschrift in Tautenburg (Nr. 1) zum Vorbild, in der Rudolf II. Schenk genannt wird. Bei Rudolf III. handelt es sich um seinen Sohn, der zwischen 1242 und 1283 erwähnt wird und vor 1287 gestorben sein muß.4) Der Schenk richtete die dem hl. Georg geweihte Kapelle5) – vielleicht als Doppelkapelle – im Bergfried der alten Königsburg ein und ließ hierfür in Höhe des zweiten Geschosses die Tür hineinbrechen. Der achteckige Bergfried – wohl aus dem 12. Jh. oder dem frühen 13. Jh. – stand ursprünglich frei;6) er hat mit den angrenzenden Mauerteilen keine konstruktive Verbindung.7) Die Inschrift selbst gehört aus prosopographischen Gründen in die zweite Hälfte (M. oder 3. V.) des 13. Jh. Die offenbar überarbeiteten und zum Teil entstellten Buchstabenformen lassen keine nähere zeitliche Fixierung zu; immerhin ist zu erkennen, daß unziale Formen – bis auf das H – fehlen8), was auf eine noch frühere Zeit weist, und die breiten Striche zur Schwellung neigen. Bei dem L fehlt der untere Balken.9) Eine Überarbeitung der Inschrift ist möglicherweise durch den Maurermeister K. Kunze 1884 vorgenommen worden; keinesfalls erst in jüngerer Zeit, da bereits Lehfeldt vermerkt, daß der Kürzungsstrich bei HA(N)C fehlt und anstelle des Kürzels 9 = CON ein O auf dem Stein steht. Das läßt vermuten, daß man sich bei der „Restaurierung“ an Fridericis Text der parallelen Tautenburger Inschrift (Nr. 1) hielt, der dieses falsche OSTRVXIT überliefert.

Textkritischer Apparat

  1. RVIbIF9 der Stein, zweifellos falsch restauriert.
  2. Über T falscher Kürzungsstrich.
  3. OSTRVXIT der Stein.
  4. Kürzungsstrich fehlt.

Anmerkungen

  1. Stöbe 1937, 402. Großhz. Carl Alexander von Sachsen-Weimar hatte 1883 eine Instandsetzung des Schlosses angeordnet, die Juni 1884 beendet wurde; bei dieser Gelegenheit wurde die Inschrift von K. Kunze entdeckt. Vgl. BuKTh Jena, 242 (mit dem falschen Datum 1886).
  2. Vgl. Gockel, Königspfalzen 98–101; Stöbe 1937, 387–416.
  3. Zum Geschlecht der Schenken zu Dornburg ausführlich Stöbe 1937, 391–396. Sehr bald nach 1243 haben die Schenken ihre Herrschaften Tautenburg und Dornburg geteilt. Die Dornburger Linie verkaufte im Thüringer Grafenkrieg 1344 Dornburg an die Grafen von Schwarzburg, von denen es im Jahre 1358 die Wettinischen Markgrafen erhielten.
  4. Europäische Stammtafeln, Bd. IV, Taf. 77; abweichend Europäische Stammtafeln, N.F. Bd. VIII, Taf. 141.
  5. Die Vikarie bestand noch im 16. Jh., Stöbe 1937, 402.
  6. Abmessungen des Bergfrieds: Dm. 7,75 m (von Fläche zu Fläche); H. ca. 20 m. Der Raum der Kapelle ist 6 m hoch, die lichte Weite beträgt 4,45 m. Die Tür mit der Inschrift an der Westseite ist die ältere, jünger ist die an der Südostseite, die heute als Zugang dient; vgl. Stöbe 1937, 400–401.
  7. Vgl. Dornburger Schlösser 1956/57, 289–290.
  8. Im benachbarten Krs. Naumburg ist die auf 1251 datierte Bauinschrift an der Klosterkirche Schulpforte, DI 9 (Krs. Naumburg), Nr. 342 weitgehend unzial.
  9. Es ist nicht zu entscheiden, ob es ursprünglich einen – wenn auch sehr kurzen – unteren Balken gegeben hat, der bei der Überarbeitung beseitigt wurde. Die Form bleibt jedenfalls merkwürdig.

Nachweise

  1. BuKTh I (Jena), 1888, 242.
  2. Stöbe 1937, 401 und Photo auf Taf. vor S. 389.
  3. Dornburger Schlösser 1956/57, 282 und Photo S. 287 Abb. 19.
  4. Vgl. Mühlmann 1969, 70.
  5. Gockel, Königspfalzen 90. 100.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 2 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0000200.