Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 78† Bucha, Dorfkirche 15. Jh.?

Beschreibung

Zwei Fragmente der Inschrift auf der größeren der beiden Bronzeglocken1) der Dorfkirche Schorba. Die Glocke wurde 1917 zerschlagen und abgegeben; nur zwei Bruchstücke mit den beiden Pilgerzeichen wurden aufbewahrt, jetzt in der Sakristei der Kirche zu Bucha, Inv.-Nr. B I 74 und B I 74a. Die einzeilige Inschrift verlief zwischen zwei gedrehten Schnurstegen um den Glockenhals, dazwischen die genannten zwei Pilgerzeichen: 1. hl. Michael zwischen zwei Heiligen;2) 2. Maria mit Kind.3)

Nach Bergner.

Reproduktion nach aus Bergner 1896, Taf. I [1/1]

  1. a) a[ve xuar]eb)c) [dnvsd) tun]e)

Kommentar

Die Inschrift deutet Bergner, der als einziger eine Nachzeichnung gibt, als Gruß des Engels an Maria: ave maria, d(omi)nus t(ec)um (Lc. 1,28) und weist auf die eingegossenen Darstellungen Marias hin. Das Marien-Relief ist ein Pilgerzeichen und gehört u. E. der Wallfahrt nach Ziegenhain.4) Das andere Pilgerzeichen wies P. Liebeskind5) auf drei weiteren Glocken nach, von denen zwei6) größte Gemeinsamkeiten mit der Glocke von Schorba zeigen: eine willkürliche, zumindest verderbte Reihung von (teils spiegelverkehrt gesetzten) Minuskeln, unterbrochen durch Wallfahrtszeichen.7) Die Zuschreibung an denselben Gießer scheint evident, wenngleich für die Zeit8) und den Namen des Meisters nichts gewonnen wird.

Textkritischer Apparat

  1. Pilgerzeichen, s. Anm. 2.
  2. a und e sowie a und r spiegelverkehrt.
  3. Pilgerzeichen, s. Anm. 3.
  4. v um 180° gedreht.
  5. kvysghic bgos gvn Lehfeldt, ave xuary∙dnas∙bun Bergner.

Anmerkungen

  1. Die kleinere Glocke nach Wette 1756, 284 ein Umguß von 1741.
  2. H. 5 cm, B. 3 cm. In einer mit Krabben besetzten Ädikula oben auf der Mondsichel der hl. Michael, seinen Speer in den Rachen des Drachens stoßend; rechts und links des Untiers zwei Heilige, links Jacobus maior (?), rechts Barbara; vgl. Liebeskind 1905, 117. Rechts unten ist die Öse deutlich zu erkennen.
  3. H. 5 cm, B. 2,5 cm. Unter einer wie ein Kirchenschiff gestalteten Ädikula (über dem Giebeldach Krabben, an den Seiten Fialen) Maria mit dem Kind auf dem Schoß.
  4. Vgl. Nr. 12 mit Anm. 5.
  5. Liebeskind 1904, 53–54 Nr. 2; 1905, 117 Nr. 1.
  6. Glocken in Burgwitz (BuKTh XXIV (Neustadt a.d. Orla), 1897, 12; Liebeskind 1904, 53 Abb. 2): a o m r s m a t n s p ∙ b r n (4., 6. und 7. Buchstabe seitenverkehrt; zwei Pilgerzeichen), und in Wiegendorf b. Weimar (Liebeskind 1905, 117): i m c g a E l ∙ d a r ∙ p a R a (für: Michael, Barbara; statt h ein um 180° gedrehtes g; statt b am Anfang ein verkehrtes d, in der Mitte ein p). Letztere Inschrift bezieht Liebeskind auf die Figur des Michael in dem Pilgerzeichen und interpretiert die Figur links als Barbara, was nach dem hier scharfen Schorbaer Abdruck (er läßt Kopftuch und Krone erkennen) gut möglich ist, rechts als den hl. Jacobus, Schutzpatron der Pilger, wobei er selbst anmerkt: „Immerhin bleibt aber dieses Bild in der ungewöhnlichen Zusammenstellung der Personen ein Rätsel und könnte nur auf eine Kultstätte Bezug haben, von der nichts Bestimmtes bekannt ist.“
  7. Die dritte Glocke dagegen ist eine Majuskelglocke in Arnshaugk, jetzt in Auma, die dem Meister der Orlamündaer Ave-Maria-Glocke (Nr. 8) zuzuschreiben ist; s. Nr. 8 und Anm. 11.
  8. Vgl. aber die eingestreuten gotischen Majuskeln auf der Glocke in Wiegendorf, die für das frühe 15. Jh. sprechen. Die jüngste Majuskelglocke im Lkrs. Jena ist Nr. 44 von 1450.

Nachweise

  1. BuKTh I (Jena), 1888, 200.
  2. Bergner 1896, 183 Nr. 15 mit Nachzeichnung der Inschrift Taf. I, Abb. 10 und der Pilgerzeichen Taf. VI, Abb. 54 und 55.
  3. Bergner 1897, 330.
  4. Vgl. Wette 1756, 284.
  5. Liebeskind 1904, 53 (Nachzeichnung des Pilgerzeichens)

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 78† (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0007804.