Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 120 Maua, Dorfkirche St. Laurentii um 1513?

Beschreibung

Inschriften auf zweiflügligem Schnitzaltar, Chor an der Nordseite. Holz, farbig gefaßt, und Tempera auf Holz. – Mittelschrein: Auf der Innenseite drei Schnitzfiguren, in der Mitte: Maria mit dem Kind (rechte Hand mit dem Lilienstab (?) fehlt), links Katharina (gekrönt, mit Schwert), rechts Barbara (gekrönt, Attribut fehlt). Linker Seitenflügel: Auf der Innenseite sechs Schnitzfiguren, in zwei Reihen übereinander je drei Apostel: oben Paulus, Petrus, Bartholomäus, unten Judas Thaddäus, Jacobus d.Ä., Simon; auf der Außenseite Gemälde mit der Verkündigung: der Erzengel Gabriel, darüber ein flatterndes Spruchband, dessen Inschrift (A) völlig verloschen ist. Rechter Seitenflügel: Auf der Innenseite sechs Schnitzfiguren, in zwei Reihen übereinander je drei Apostel, oben Thomas, Johannes, Matthäus, unten Philippus, Andreas, Jacobus d. J.; auf der Außenseite Gemälde mit der Verkündigung: Maria vor dem Betpult kniend, über ihr ein Spruchband mit Inschrift (B). Die Malereien sind fast vollständig abgeblättert und zerstört, nur noch Reste der Inschrift (B) lesbar.

Maße: H. 124 cm; B. 110 cm (Mittelschrein), 54 cm (Flügel); Bu. ca. 4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel, schwarz auf hellem Grund gemalt.

  1. A1)

    – – –

  2. B2)

    E[cce] an(ci)lla michia) – – –

Kommentar

Den Marienaltar von Maua hat Lehfeldt einer thüringischen,3) Voß einer Altenburger Werkstatt zugeschrieben.4) Nach ausführlicher kunsthistorischer Analyse lehnt W. Luthardt5) jede Beziehung nach Saalfeld ab und weist den Altar dem Altenburger Bildschnitzer Franz Geringswald zu; als Entstehungszeit nimmt er um 1513 an. Geringswald6) ist seit 1504 in Altenburg tätig, zunächst in der Werkstatt des 1510 verstorbenen Jakob Naumann,7) später selbständig, bis die Reformation sein Schaffens als Schnitzer beendet. Bis zu seinem Tode (1540) war er aktiv – als Baumeister und Vorsteher des Gemeinen Kastens – am Aufbau der neuen kirchlichen Strukturen in Zwickau beteiligt. Nur einer seiner Altäre – aus Rathendorf üb. Geithain (Sachsen) – ist signiert.8)

In den Altenburger Werkstätten wurde auf die Gemälde große Sorgfalt verwendet.9) Für eine dementsprechende Würdigung reichen die Reste auf den Rückseiten des Altarwerkes in Maua allerdings nicht aus. Die Darstellung der Verkündigung auf den Rückseiten von Altarschreinen ist im Bearbeitungsgebiet beliebt.10)

Textkritischer Apparat

  1. michi scheint – gegen den Wortlaut Lc. 1,38 – als drittes Wort auf dem Spruchband sicher.

Anmerkungen

  1. Lc. 1,28: Ave gratia plena...
  2. Lc. 1,38: ecce ancilla domini fiat mihi secundum verbum tuum.
  3. BuKTh Jena, 186.
  4. G. Voß, Die Thüringer Holzschnitzkunst des Mittelalters, insbesondere die Werke der Saalfelder Bildschnitzschule, in: Heimatbilder der Vergangenheit aus Saalfeld und Umgegend 1, 1911, 59. In der Tat sind die doppelten Reihen von Figuren in den Seitenflügeln typisch für die Altäre aus der Werkstatt Jakob Naumanns; s. H. Scherf, Jacob und Peter Naumann – eine Altenburger Altarwerkstatt am Ausgang des Mittelalters, Altenburg 1983.
  5. Kunsthistorisches Gutachten vom 27. Mai 1974, Typoskript im Pfarrarchiv Göschwitz; vgl. Luthardt 1943, passim.
  6. E. Mentzel, Franz Jheringeßwalde, Maler, Ratsfreund und Gotteskastenherr, in: Mitt.Osterl. 14, 1930–1936, 432–470.
  7. E. Mentzel, Spätgotische Schnitzaltäre aus Altenburg, in: Mitt.Osterl. 14, 1930–1936, 180–200.
  8. Mentzel 438, hinter der Figur der Anna Selbdritt auf dem rohen Holz. Die fünfzeilige Inschrift ist allerdings – bis auf den Namen [J]erie[sb]al[d] – verloschen.
  9. Vgl. H. Magirius, in: Dorfkirchen in Sachsen, Berlin ²1990, 35–36.
  10. Vgl. Nrr. 63, 69, 97; ferner das Altarwerk in Tautenburg, BuKTh Jena, 204.

Nachweise

  1. Vgl. BuKTh I (Jena), 1888, 186.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 120 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0012005.