Inschriftenkatalog: Landkreis Jena

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 39: Landkreis Jena (1995)

Nr. 330 Privatbesitz 1640

Beschreibung

Epitaph des Matthäus Müling, ehemals in der Dorfkirche Löbstedt, jetzt im Besitz von Pf. Loew in Eisfeld1). Öl auf Holz. Gemälde mit der Darstellung des Verstorbenen und seiner Familie vor dem Gekreuzigten kniend, li. Müling mit fünf Söhnen, re. seine Frau und drei Töchter. Inschriften über dem Gemälde auf einer oben als Dreiberg geschnittenen Tafel (A); der Titulus (B) am Kreuz; auf weißen, am Rand rötlichen, eingerollten Schriftbändern über den Adoranten links (C) und rechts (D) des Kreuzes; (E)–(H) auf ähnlichen, aber kleineren Schriftbändern über den Knienden, mit Bezug auf rote Ziffern und Kreuze über den einzelnen Personen; (I) im Schriftfeld am Fuß des Kreuzes; (K) unter dem Gemälde auf einer Tafel entsprechend (A).

Maße: H. 125,5 cm.; B. 71 cm; Bu. 2 cm (A), 1 cm (B), 0,9 cm (C, D), 0,5–0,7 cm (E–H), 1,5 cm (I), 1,3–0,6 cm (K).

Schriftart(en): Kapitalis (B) und Fraktur, golden auf schwarzem (A, I, K) und schwarz auf hellem Grund gemalt.

SAW Leipzig, Inschriftenkommission (Luise u. Klaus Hallof) [1/1]

  1. A

    1640.

  2. B2)

    I∙N∙R∙I∙

  3. C3)

    Ich liege vnd schlaffe gantz mit / Frieden, Denn allein du Herr hilffest / mir, daß ich sicher wohne. Psalm 4.

  4. D4)

    Das Bludt Jesu Christi des Sohns / Gottes, macht vns rein von allen / vnsern Sünden. 1. Johan 1.

  5. Ea)

    1. Johann Walther. / 2. Caspar. / 3. Mattheus

  6. Fb)

    4. Herman Philip. / 5. Abraham.

  7. Gc)

    1. Anna Margareta / 2. Magdalena Susanna. / 3. Johanna Sabina.

  8. H

    Anna / Hülssin

  9. I5)

    Ich habe einen guten kampff gekämpffet, ich habe den lauff vollendet, / ich habe glauben gehalten. Hinfüro ist mir beygelegt die Cron der gerech/tigkeit welche mir der Herr an ienem tage der gerechte Richter geben / wird, nicht alleine aber mir, sondern auch allen die seine erscheinung lieb haben. / 2. Tim. 4. V(ers) 7.

  10. K

    Contrafactur. Des weiland Ehrwürdigen / Vorachtbarn vnd wolgelarten Herrn M(agistri) Matthei / Mülüngy beständigen Exulis Jesu / Christi, nachmals getrewen / Seelsorgers in Löbstet vnd / Zwetzen. seines alters .38. iar

Kommentar

Mattheus (Matthias) Müling (Mieling)6) ist im Gefolge des 30jährigen Krieges, als nach der vernichtenden Niederlage von Nördlingen im September 1634 die schwedische Macht in Oberdeutschland zusammenbrach und das protestantische Oberfranken7) rekatholisiert wurde, im Jahre 1636 nach Thüringen gegangen8) und hat dort die Pfarre von Löbstedt und Zwätzen übernommen;9) daher wird er auf dem Epitaph ein beständiger exul [= Vertriebener um] Christi genannt. Hier waren ihm nur noch drei Jahre bis zu seinem Tod im Jahre 1639 beschieden. Seine Frau Anna Hüls heiratete später den Pfarrer Johann Usleber und kehrte mit diesem in die fränkische Heimat zurück.10) Ebendort wurden nach 1650 die beiden überlebenden Söhne Johann Walter und Caspar Pastoren.11) Das Epitaph ist nicht signiert, der Maler unbekannt. Lehfeldt, der die Inschrift falsch gelesen hat, spricht dem Bild jeden Kunstwert ab.12) Die Sitte, die Kinder auf dem Bild durchzunumerieren, begegnet auch auf dem Epitaph Nr. 329.

Textkritischer Apparat

  1. Die dazugehörigen Ziffern (1. 2. 3.) über den Personen, davon 3. mit Kreuz.
  2. Die dazugehörigen Ziffern (4. 5.) über den Personen, beide ebenso wie Müling selbst mit Kreuz.
  3. Die dazugehörigen Ziffern (1. 2. 3.) über den Personen, davon 1. mit Kreuz.

Anmerkungen

  1. Herrn Pf. Loew, Eisfeld, sei an dieser Stelle ganz herzlich für die Erlaubnis zur Publikation des Epitaphs und zur Einsicht in seine familiengeschichtlichen Forschungen gedankt.
  2. Io. 19,19.
  3. Ps. 4,9.
  4. 1 Joh. 1,7.
  5. 2 Tim. 4,7–8.
  6. Mattheus Müling, geb. 1601 in Bühl b. Nürnberg (wo sein Vater, Mag. Johann Miehling, Pfarrer war); 1613 stud. Altdorf; 1623 stud. Wittenberg; vor 1626 Praeceptor in Eyrichshof (Ldkr. Haßberge); 1626 Pf. in Fischbach (Ldkr. Haßberge); 1629 Pf. in Eyrichshof; 1632 Pf. in Altershausen (Ldkr. Haßberge); 1636 Pf. in Löbstedt; begraben 1. August 1639 in Löbstedt.
  7. Amt und Stadt Königsberg in Franken waren seit 1400 sächsische Enklave, umgeben von den Gebieten des Hochstifts Würzburg; sie gehörten zum Hzgm. Sachsen-Coburg, später –Hildburghausen. Die Stadt hatte sich bereits 1523 der Reformation angeschlossen.
  8. Vgl. J. W. Krauß, Beyträge zur Erläuterung der Hochfürstl. Sachsen-Hildburghäusischen Kirchen=, Schul= und Landes=Historie, 4. Teil: Von der Stadt und Dioeces Königsberg, Sonnenfeld, Behringen und Schalckau, Hildburghausen 1754, 293: „1634. haben fast alle Pfarrer und Schulmeister die Flucht genommen, und sind in Thüringen entwichen; Dieser Myling aber ist standhafft blieben, und von einen evangelischen Kayserl. Officier in die Stadt [= Königsberg i.Bay.] beruffen worden, die Krancken zu trösten, und mit den H. Nachtmal zu versehen. Gleichwol hat er 1636. sich nicht getrauet länger zu bleiben; sondern sich auch nach Thüringen retirirt. ... Weil nun durch den Krieg das Dorff Altershausen verwüstet worden, so haben die guten Leute in der Stadt den Gottesdienst besuchet, und einsweils zu Pfarrer gehabt, M. Gregor. Ewald, Superint. von 1636–1641 ...“ (s. zu diesem DI 17 (Lkrs. Haßberge), Nr. 416).
  9. Zwätzen war bis in das 19. Jh. hinein Filial von Löbstedt; heute ist es umgekehrt.
  10. Anna Hüls, geb. um 1601; 1. Ehe mit Matthäus Müling; 2. Ehe um 1640 mit Pf. Johann Usleber (aus Wasungen, Pf. in Sülzfeld; 1659 Pf. in Manau / Ldkr. Haßberge; 1667 Pf. in Wetzhausen / Ldkr. Schweinfurt, wo er 1688 starb), gest. 30. Januar 1675 in Wetzhausen im Alter von 74 Jahren.
  11. Johann Walther, geb. in Eyrichshof; 1642 stud. Jena; 1649 stud. Gymnasium Coburg; 1658 Pf. in Giebelstadt; 1667 Pf. in Manau / Ldkr. Haßberge; später Pf. in Herchsheim; dort gest. 13. Dezember 1678. – 2. Caspar, geb. um 1632; 1649 stud. Jena; 1655 Pf. in Pommersfelden / Ldkr. Bamberg; 1658 Pf. in Egloffstein; 1659 Pf. in Mühlhausen bei Bamberg, wo er am 10. Juni 1685 starb.
  12. BuKTh Jena, 184: „ohne Kunstwerth ... das Gemälde an der Ostecke der ersten Empore, Pf. Matthäi mit Familie vor dem Crucifix, um 1640 gemalt.“

Nachweise

  1. Vgl. BuKTh I (Jena), 1888, 184.

Zitierhinweis:
DI 39, Landkreis Jena, Nr. 330 (Luise und Klaus Hallof), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di039b006k0033004.