Inschriftenkatalog: Die Inschriften der Stadt Halle an der Saale
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 85: Halle/Saale (2012)
Nr. 5† Wörmlitz, Petruskirche E. 13. Jh.
Beschreibung
Glocke1) von „schlanker Form“ mit einer „durch Einritzen in den Mantel entstandenen Majuskelschrift zwischen 4 Riemchen“2) mit Angabe der Glockenfunktion als Glockenrede. Beim Brand der Kirche 1967 zerstört.3)
Nach Fotografien, ergänzt nach BKD Prov. Sachsen NF 1.
Maße: D.: 91 cm.
Schriftart(en): Gotische Majuskel.
+ DU(M) TRAORa) AVDITE [VqC]Ob) UOS AD SACRA [VENITE]
Übersetzung:
Während ich geläutet werde, hört. Ich rufe euch. Kommt zum Gottesdienst.
Versmaß: Hexameter, zweisilbig leoninisch gereimt.
Textkritischer Apparat
- TRAOR] Sic! Lies TRAHOR; TRADOR BKD Prov. Sachsen NF 1.
- VqCO] Sic! Lies VOCO. Die ungewöhnliche Wiedergabe des zweiten Buchstabens geht vielleicht auf einen Gußfehler oder einen Lesefehler zurück.
Anmerkungen
- Gewicht 408 kg; Grothe 2003, o. S.
- Zitate nach BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 601.
- Vgl. Barthmann 2006, S. 239, 245.
- Vgl. Walter 1913, S. 205, 219, 257.
Nachweise
- Fotografien im Glockenarchiv des LDA.
- BKD Prov. Sachsen NF 1, S. 601.
Zitierhinweis:
DI 85, Halle/Saale, Nr. 5† (Franz Jäger), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di085l004k0000508.
Kommentar
Die Inschrift ist in Konturschrift ausgeführt. Ihre Buchstaben weisen eine Bogenschwellung und einen offenen Umriß auf. Ihre Sporen sind hakenförmig gebogen. Der Balken des trapezförmigen A setzt zumeist am linken Schaft an, wird aber nicht durchgezogen, sondern mit einer senkrechten Linie am rechten Ende abgeschlossen. Nach den Fotografien sind D und E durchgängig und U fast durchgängig als Unziale ausgeführt. Das Textformular war im Mittelalter weit verbreitet4) und erweist die Glocke als Sonntagsglocke, die die Gläubigen zur Messe rief.