Inschriftenkatalog: Stadt Halberstadt
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 86: Halberstadt (Stadt) (2014)
Nr. 23(†) Liebfrauen 1399
Beschreibung
Abguß einer Inschriftenplatte; ohne Inventarnummer und Herkunftsangabe, Original im Knauf des nordwestlichen Turms der Liebfrauenkirche aufbewahrt; Blei; querrechteckige Platte, darauf zeilenweise eingeritzt die Historische Nachricht als Bauinschrift.
Maße: H. 6 cm, B. 24,2 cm, Bu. 0,6 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal in gotischer Majuskel.
Anno d(omi)ni Mo a) · ccc · lxxxxixo reedificata est hec / turris que fuit incendio fulguris destruttab) col[..]c) / An(n)od) ip(s)o die b(ea)tor(um) Io(hannis)e) · (et) · pauli1) · Hinricof) bardorp decano
Übersetzung:
Im eintausenddreihundertneunundneunzigsten Jahre des Herrn ist dieser Turm wiedererbaut worden, der, durch Blitzschlag zerstört, [zusammengefallen war], im selben Jahr am Tag der Heiligen Johannes und Paulus1), als Heinrich von Bardorf Dekan war.
Textkritischer Apparat
- M] Der Buchstabe beschädigt.
- destrutta] Sic!
- col] Wohl zu ergänzen zu collapsa.
- Anno] Kürzungszeichen fehlt. Minuskel-a als Versal.
- Iohannis] Kürzungszeichen fehlt.
- Hinrico] Minuskel-h als Versal.
Anmerkungen
Zitierhinweis:
DI 86, Halberstadt (Stadt), Nr. 23(†) (Hans Fuhrmann), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di086l005k0002301.
Kommentar
Die Schrift steht zwischen gotischer Minuskel und Schreibschrift. Sie weist etliche Rundungen auf, so z. B. das Majuskel-A und einige Minuskel-a, aber auch der Schaft des g. Manche Bögen sind auch spitz ausgezogen z. B. der des h. Der obere Bogenabschnitt des d verläuft geschwungen. Manche Buchstaben gehören zur gotischen Minuskel, etwa die c der Jahreszahl. Das doppelstöckige a kommt in einer offenen und einer geschlossenen Form vor. Vgl. auch Nr. 20.
Nur wenige Jahre nach Reparaturen, die 1392 und 1393 den beiden östlichen Türmen und 1394 einem nicht genauer bestimmbaren der beiden Westtürme gegolten hatten,2) fiel der nordwestliche Turm zusammen, nachdem er am 26. Juni 1399 von einem Blitzschlag betroffen war und wurde nach einem daraus resultierenden Brand wiederhergestellt. Das geschah wiederum während des Dekanats des Heinrich von Bardorp, der seit 1376 als Kanoniker belegt ist, später bis zu seinem Tod 1402 dem Stift als Dekan diente.3) Wie von der Baumaßnahme 1394 erfahren wir auch über das Unglück von 1399 nicht aus den Urkunden und Akten des Stiftes, alleine Inschriften geben uns darüber Auskunft.