Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 60 Vynen, St. Martinus 1499

Beschreibung

Marienglocke. Bronze. Die Glocke, die wahrscheinlich aus dem nahe gelegenen Benediktinerinnenkloster Hagenbusch stammt, wurde zur gleichen Zeit und von der gleichen Hand gegossen wie die Servatiusglocke (Nr. 61). Oktavglocke, läutet u. a. als Angelusglocke. Gießer unbekannt. Sechshenklige Krone mit Seilstabverzierung. Dreimal zwei Rundstege auf der Haube, drei weitere auf dem Übergang zur Schulter. Umlaufende lateinische Inschrift (Guss- und Weihevermerk mit Widmung) zwischen zweimal drei Stegen. Der Bereich zwischen Anfang und Ende der Umschrift ist durch Reliefs und Medaillons gefüllt. Eine Kreuzigungsgruppe, bestehend aus dem gekreuzigten Christus zwischen Maria und dem hl. Johannes, wird beiderseits von jeweils zwei aufgelegten Medaillons flankiert: links ein Rundmedaillon (Pilgerzeichen?, Dm. ca. 2 cm), das in Frontalansicht eine Halbfigur (eines Bischofs?) zeigt, daneben ein spitzovales Medaillon mit Arma Christi1) (H. ca. 2,2 cm); rechts vermutlich ein Siegel (Dm. 2,3 cm) mit halbfiguriger Darstellung eines Bischofs oder Papstes und unleserlicher Umschrift in gotischer Minuskel (Bu. 0,3 cm) sowie ein Medaillon mit einem Wappenschild unter einem Kreuz. Es folgt ein Malteserkreuz zwischen jeweils zwei Punkten im Kreis. Unter dem Wort campana ist an der Flanke ein weiteres Medaillon oder Siegel mit unkenntlicher Umschrift aufgelegt (Dm. 3,4 cm, Bu. 0,3 cm). Die undeutliche Darstellung ist nicht identisch mit dem Medaillon auf der Flanke der Servatiusglocke, sie zeigt vielleicht die thronende Maria. Fünf Stege auf dem Wolm, drei auf dem Schlagrand. Beschädigung am Schlagrand.

Maße: H. 58,5 cm (ohne Krone); Dm. 69,5 cm; Bu. 1,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. · + · anno d(omi)ni moa) cccc xcix · fusa et co(n)secrata e(st) hec ca(m)pana i(n) honore(m) b(ea)tissi(m)e marie v(ir)g(in)is i(n) me(n)se ianuario

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1499, im Monat Januar, wurde diese Glocke zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria gegossen und geweiht.

Wappen:
unbekannt2)

Kommentar

Die Schrift der kleinen Glocke zeigt Formen, die für die späte gotische Minuskel typisch sind: unten offenes Kasten-a (daneben bei anno auch ein zweistöckiges a); r mit einer zum Quadrangel reduzierten Fahne, an die ein kräftiger, weit nach unten ausgezogener Zierstrich angesetzt ist; g mit verkleinertem Bogen und separat darunter gesetztem Balken als Unterlänge. Die Oberlänge bei t ist gespalten und beiderseits nach außen umgebogen. Als Trenner dienen Punkte im Kreis, den Textbeginn markiert ein Malteserkreuz zwischen Zweipunktstäben.

Textkritischer Apparat

  1. o über dem m.

Anmerkungen

  1. Außer dem Kreuz sind die Geißelsäule, die Lanze und die Leiter zu erkennen.
  2. Fisch?

Nachweise

  1. Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 70.
  2. Oediger, Erzdiözese Köln (1969), S. 291.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 60 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0006009.