Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 64 Stiftsmuseum 2. H. 15. Jh.
Beschreibung
Borte. Wolle, gewirkt.1) Die Borte war offenbar für ein Altarantependium am Antoniusaltar bestimmt. Über die gesamte Breite der Borte erstreckt sich eine Anrufung, die mit z. T. farbigen Versalien in heller Schrift auf blauem Grund angebracht ist.
Maße: H. 15 cm; B. 176 cm; Bu. ca. 5,6 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.
Da · patris Antonij ·a) meritis · nos Christe iuuari2)
Übersetzung:
Schenk uns, Christus, deine Hilfe wegen der Verdienste des Vaters Antonius.
Versmaß: Hexameter, einsilbig leoninisch gereimt.
Textkritischer Apparat
- Markierung der Verszäsur durch ein Taukreuz mit zwei Glöckchen.
Anmerkungen
- Inv.-Nr. nach Hölker/Jaques (1925/75): I-138.
- Beginn einer Antiphon zum Fest des hl. Antonius d. Gr.: „Da patris Anthonii meritis nos Christe iuvari / quem chorus exultet noster habere ducem. / Multiplices subverte dolos laqueosque sinistros / quos draco versutus tendit ubique tuis.“ (cantusindex.org/feast/14011700, Nr. 201098, Zugriff: 14.12.2016).
- Sauser, Art. Antonius Abbas (der Große), Stern der Wüste, Vater der Mönche, in: LCI, Bd. 5 (1973), Sp. 205–217, hier Sp. 207.
Nachweise
- Hölker/Jaques, Inventar (1925/75), I-138.
- Schiffler, Inventar (1981), Mp. V, 3, Nr. 11 (mit Abb.).
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 64 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0006405.
Kommentar
Die Schrift weist die typische gitterartige Struktur einer späten Ausbildung der gotischen Minuskel auf, bei der die umgebrochenen Schaftenden vielfach bereits zum Quadrangel reduziert sind. Die Unter- und Oberlängen sind wenig ausgeprägt und gespalten. Auch das linke Ende des Balkens beim t ist gespalten, das rechte trägt einen Zierstrich. Die Fahne des Schaft-r ist als Quadrangel ausgeführt, an welches oben ein kurzer Haken, unten ein feiner, geschwungener Zierbogen angesetzt ist. Daneben kommt auch das Bogen-r in Form eines Kurzschafts mit senkrecht darüber gesetztem Quadrangel vor. Das a ist doppelstöckig, am Wortende wird das Schleifen-s verwendet. Das Schaft-s ist unter die Grundlinie verlängert und läuft in einem sanften Bogen aus. Vokalisches und konsonantisches u sind gleichermaßen mit zwei kurzen parallelen Schrägstrichen als diakritisches Zeichen versehen. Die Versalien sind in verschiedenen Farben ausgeführt. In den Bogen des offenen kapitalen D ist ein Schrägbalken eingestellt, der obere Bogenabschnitt ist weit nach links gezogen und dabei nach oben gebogen. Das unziale A besteht aus einem senkrecht stehenden Schaft, einem geschwungenen, unter die Grundlinie verlängerten Bogen und einem feinstrichigen, schrägen Mittelbalken. Beim C ist der obere Bogenabschnitt abgetrennt und umgekehrt (also nach rechts durchgebogen) an den restlichen Bogen angesetzt worden. Hinter dem Namen des hl. Antonius zeigt ein Taukreuz, an das zwei kleine Glöckchen angehängt sind, die Zäsur in der Mitte des Hexameters an. Die Glöckchen gehören zu den Attributen des hl. Antonius.3) Als Worttrenner dienen Blüten, Blätter und Quadrangel.