Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 74 Stiftsmuseum A. 16. Jh.

Beschreibung

Zwei Bortenfragmente vom Stab zweier liturgischer Gewänder.1) Applikationsstickerei auf Goldgrund, verschlissen. Fragment 1 (Hölker/Jaques I-75) zeigt in einem, Fragment 2 (Hölker/Jaques I-76) in zwei Bildfeldern jeweils einen Apostel, der in einem überwölbten (Kirchen?)Raum mit Rundbogenfenstern und Schachbrettfußboden steht. Die beiden Bildfelder des Fragments 2 wurden mit den Kopfenden aneinander genäht. Die Gestaltung des Raumes stimmt in allen drei Darstellungen bis ins Detail überein. Fragment 1 zeigt den Apostel Thomas, kenntlich an dem Winkelmaß als seinem individuellen Attribut. Fragment 2 stellt in Feld A, das direkt an das dreieckige Inschriftfeld anschließt, den Apostel Matthäus (Buch und Lanze/Hellebarde), vielleicht auch den Apostel Matthias dar. In Feld B weist das Schindmesser auf den Apostel Bartholomäus hin. Bei allen Bildfeldern setzt sich die seitliche Rahmung mit Schnureinlage unter der Aposteldarstellung fort, es dürfte sich daher jeweils um den unteren Abschluss der Bilderleiste gehandelt haben. Unterhalb der Rahmung sind beide Bortenstücke schräg abgeschnitten.2) Auf dem so entstandenen Dreieck ist jeweils das Jesusmonogramm eingestickt. In beiden Fällen ist die Inschrift auf die Gesamtbreite der Borte bezogen nicht mittig, sondern leicht nach links versetzt angebracht; das bestätigt, dass der dreieckige Abschluss dem Originalzustand entspricht. Vermutlich gehörten beide Fragmente zum (vom Betrachter aus gesehen) linken Arm eines Kaselkreuzes und waren schräg an den senkrechten Kreuzbalken angesetzt. Daraus ergibt sich, dass die beiden Fragmente trotz ikonographischer und stilistischer Übereinstimmungen nicht auf derselben Kasel angebracht waren. Die rote Grundierung des Leinenstoffs mit Krapp, die auf den Untergründen der Inschriften bei beiden Fragmenten erkennbar ist, weist auf die Anfertigung der Borten in Köln hin.3)

Maße: L. 44 cm (Fragment 1), 73,5 cm (Fragment 2); B. 17 cm; Bu. ca. 4,5 cm (A), ca. 4,3 cm. (B).

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

  1. A

    ihsa)4)

  2. B

    ihsa)4)

Kommentar

Die Schrift ist mit den zeittypischen Zierelementen ausgestattet: bei h ein am unteren Ende des gebrochenen Bogens angesetzter Zierbogen, bei s die Verlängerung der Sporen an den beiden Bogenenden zu einem an den Enden umgebogenen Schrägrechtsschaft. Die Oberlänge des h ist gespalten. Die Datierung richtet sich nach den Angaben bei Schiffler und Heitmeyer-Löns.

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Querstrich durch den Schaft des h.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. nach Hölker/Jaques (1925/75): I-75 und 76.
  2. Bei I-76 gilt das nur für eines der beiden Bildfelder.
  3. Dazu allgemein Sporbeck, Liturgische Gewänder (2001), S. 40.
  4. Zur Auflösung s. Kap. 1 der Einleitung.

Nachweise

  1. Hölker/Jaques, Inventar (1925/75), I-75 und 76.
  2. Schiffler, Inventar (1981), Mp. V, 2, Nr. 7.
  3. Heitmeyer-Löns, Inventar Paramente (2008), Bd. 2, Nr. 109f. und 279f.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 74 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0007403.