Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 81 St. Viktor, Hochchor 1501
Beschreibung
Leuchterbogen1) aus Kupferbronze, gegossen. Der dreiteilige Bogen nimmt die gesamte Breite des Chorraumes ein und grenzt den Hochaltar nach Westen hin ab. Er ist an den Chorpfeilern 7 und 8 mittels gewundener Säulen befestigt und durch zwei schlanke Pfeiler gegliedert, die sich, von Diensten umgeben,2) auf abgestuften sechseckigen Basen über ebenfalls sechseckigen Steinsockeln erheben. Auf ihren Kapitellen sitzen gewundene Säulen auf, die von gegossenen Standfiguren der Stiftspatrone Viktor (Evangelienseite) und Helena (Epistelseite) bekrönt sind. Der kielbogenförmige Mittelteil des Bogens ist aus Rankenwerk gebildet, das zwölf Kerzenhalter und in der Mitte eine Figur der Muttergottes auf einem Blütenkapitell trägt. Die Seitenteile sind von Eselsrücken überspannt, bestehend aus Gitterwerk, mit hängenden Kreuzblüten geschmückt und jeweils sechs Kerzen tragend, die durch Kreuzblumen in Dreiergruppen unterteilt sind. In die Basen der beiden Bronzepfeiler ist zwischen Linien ein Herstellungsvermerk in Niederländisch graviert.
Siehe Lageplan.
Maße: H. 562 cm; B. ca. 970 cm3); Bu. 3 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.
· Desen · / · luchter / · is · gema/ck · toe · may/stricht · · // · anno · d(omi)ni / m · vc · en(de) · / · eyna) · ·
Textkritischer Apparat
- 1517 Pels.
Anmerkungen
- Inv.-Nr. nach Hölker (1925): F-1. Abbildungen bei Clemen, KDM Kreis Moers (1998), S. 110, Prieur, Leuchterbogen (1990), S. 21, und Hilger u. a., Dom (2007), S. 57.
- Auf einem der Dienste des linken Pfeilers eine skurrile Maske.
- Die Angabe der Breite mit „ungefähr 13 m“ bei Beissel (Bauführung III [1889], S. 22) ist falsch. Hölker und Prieur folgen Beissel.
- Pels II, Deliciae (1734), p. 76.
- Peltzer, Messingindustrie (1908), S. 292. Vgl. auch Beissel, Bauführung III (1889), S. 23f., und Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 109.
- Zu ihm siehe Thieme/Becker, Bd. 33 (1999), S. 397.
- Beissel, Bauführung III (1889), S. 23.
- Prieur, Leuchterbogen (1990), S. 21–26.
Nachweise
- Pels II, Deliciae (1734), p. 76, Νr. 4 (mit fehlerhafter Lesung).
- Aus’m Weerth, Kunstdenkmäler, Bd. 1 (1857), Tf. XVIII, 5, S. 42.
- Beissel, Bauführung III (1889), S. 23.
- Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 109.
- Hölker, Inventar (1925), F-1.
- Prieur, Leuchterbogen (1990), S. 21.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 81 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0008104.
Kommentar
Die Buchstaben sind auf schraffiertem Grund in Kontur graviert. Breite Proportionen, fette Schäfte und kurze Oberlängen tragen zum behäbigen Duktus bei. Das a ist doppelstöckig ausgeführt, wobei der senkrechte Teil des gebrochenen unteren Bogens kurz und breit gestaltet ist. Der Balken des e ist zu einem Haarstrich reduziert und am unteren Ende umgebogen. An den Haken des g und an den Balken des t sind feine, am Ende umgebogene Zierstriche angesetzt. Die Unterlänge des g ist in Form eines breiten Balkens unter die Grundlinie gesetzt. Die Worttrennung erfolgt durch sechsblättrige Blüten, quadrangelförmige Sternblüten und Quadrangel. Als Versal wird ein D aus der gotischen Majuskel verwendet.
Der Inschrift zufolge wurde der Leuchterbogen 1501 in Maastricht gegossen, das zu jener Zeit ein Zentrum des Messing- und Bronzegusses war. Er wurde nach Pels vom Kapitel in Auftrag gegeben4) und gilt als eines der Hauptwerke Arndt van Trichts d. Ä.5) Die Figur der Gottesmutter wurde nach der Baurechnung von 1556 von dessen Sohn, dem Kalkarer Bildhauer Arndt van Tricht d. J.,6) geschaffen und von dem Meister Dietrich aus Duisburg vergoldet.7)
Prieur geht ausführlich auf die theologische Bedeutung des Bogens ein und hebt seinen Charakter als Triumphbogen, seine Bedeutung als Versinnbildlichung der Wurzel Jesse und damit des Stammbaums Jesu sowie seine Licht- und Zahlensymbolik hervor.8)