Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 83 St. Viktor, nördliches Seitenschiff 1508

Beschreibung

Glasgemälde: Fenster über dem nördlichen Eingang, Joch F1.1) Unter dem Maßwerk2) zeigt das vierbahnige Fenster in drei Zeilen Standfiguren der Stiftspatrone Viktor und Helena mit Kreuz (Titulus A), des hl. Stephanus mit Märtyrerpalme und Steinen im hochgeschürzten Gewand sowie der hl. Agnes mit Buch und Lamm zu ihren Füßen. In der untersten Zeile eine Reihe sitzender Heiliger, von links: Johannes der Evangelist, die Apostel Paulus mit Schwert und Petrus mit Schlüssel, ganz rechts Karl der Große (?) mit Zepter und Kirchenmodell. Alle Figuren sind unter Bogenarchitektur und vor roten oder blauen Teppichen abgebildet. Auf den Scheiben mit Paulus und Petrus ist am unteren Rand ein Name mit Datum schwarz auf weißem Grund aufgemalt, vermutlich als Stifterinschrift (B). Das Fenster ist stark ergänzt, die Standfiguren sind überarbeitet.3)

Siehe Lageplan.

Maße: H. 430 cm; B. 245 cm; Bu. ca. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

  1. A

    inri4)

  2. B

    Henricus van // Aken 1508

Kommentar

Der Kreuztitulus zeigt hinsichtlich der Buchstabenformen deutliche Spuren späterer Überarbeitungen. Insbesondere nähert sich das r durch Anfügen eines Bogens und einer bis zur Grundlinie heruntergezogenen Cauda der Grundform des Majuskelbuchstabens an. Zeittypische Formen weist hingegen die Stifterinschrift auf. Das a ist kastenförmig, der Balken des e zu einem gebogenen Haarstrich reduziert. An die als Quadrangel ausgeführte Cauda des r ist ein feiner Zierbogen angesetzt, die offenen Enden des s sind durch einen Haarstrich miteinander verbunden. Die Oberlängen sind gespalten. Bei der linksgewendeten 5 ist der Bogen zum Balken umgeformt, die 0 ist mandelförmig. Der unziale H- und der pseudounziale A-Versal schöpfen aus der gotischen Majuskel. Links an den Schaft des H ist eine Reihe von Zierbögen angesetzt.

Die Frage nach dem Stifter ist nicht eindeutig zu beantworten; zwischen 1490 und 1540 kennen die Stiftsurkunden wenigstens vier Personen mit dem Namen Henrik van Aken. Wahrscheinlich ist ein Xantener Bürger gemeint, der zwischen 1490 und 1508 in mehreren Urkunden bezeugt ist. Er war mit einer Lijsken verheiratet, besaß mit ihr seit 1491 ein Haus in der Marsstraße5) und gehörte zu den Pächtern der Pensionen Ilt und Hönnepel, Anwesen, die vom Kapitel verpachtet wurden.6) Ob dieser mit einem Henrik van Aken identisch ist, der 1516 urkundlich erwähnt wird, ist fraglich.7) Erst später, nämlich zwischen 1522 und 1532, wird ein gleichnamiger Vikar und Prokurator der Xantener Vikarienbruderschaft in den Stiftsurkunden genannt.8) Ein anderer Henrik van Aken, bezeugt zwischen 1530 und 1540, verheiratet mit einer Gertken, zeichnete sich durch großzügige Memorienstiftungen an kirchliche Institutionen aus.9) Ein weiteres, urkundlich aber erst 1533 erwähntes Mitglied der Familie Aken gleichen Namens war Stiftsbäcker.10)

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. nach Hölker (1925): D-7.
  2. Darin befinden sich stark überarbeitete Malereifragmente: das Haupt Gottvaters, links und rechts das Lamm Gottes und der Heilige Geist in Gestalt einer Taube, darüber zwei Posaunenengel und zwei Engel als Wappenhalter (Wappen: 3 Jagdhörner, vielleicht das Wappen des Xantener Schöffen und Bürgermeisters van den Horn).
  3. Siehe Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 125, Nr. 3; Oidtmann, Glasmalereien, Bd. 2 (1929), S. 369f.
  4. Nach Io 19,19.
  5. Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2311 von 1491 Juni 28 u.a.
  6. Kastner, Urkunden II (2006), Nr. 2299 von 1490 Aug. 14 und Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2428 von 1501 Apr. 27.
  7. Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2560 von 1516 März 24.
  8. Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2559,1, Transfix von 1522 Mai 22 und Nr. 2810 von 1532 Nov. 6.
  9. So Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2775,1 von 1535 Aug. 12, Nr. 2791,1 von 1534 Jan. 17, Nr. 2921 von 1540 Juli 14.
  10. Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2816 von 1533 März 14.

Nachweise

  1. Hölker, Inventar (1925), D-7.
  2. Oidtmann, Glasmalereien, Bd. 2 (1929), S. 370.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 83 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0008302.