Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 85 Marienbaum, St. Mariä Himmelfahrt 1509
Beschreibung
Skulptur: Christus in der Rast. Kalkstein, die dezente Fassung ist neu. Der mit einem Lendentuch bekleidete Christus sitzt, mit Dornenkrone und gefesselten Händen, in sich gekehrt auf einem Stein. Die Skulptur stammt aus dem Kreuzgang des Brüderkonvents des Doppelklosters Marienbaum und ist heute neben dem rechten Seitenaltar der Wallfahrtskirche aufgestellt.1) Der Rücken ist im Bereich des Rückgrats nicht auf Sicht gearbeitet, die Skulptur scheint sich ursprünglich an eine Säule angelehnt zu haben. Auf der Seitenwand des Sockels zur Rechten Christi ist die Jahreszahl der Herstellung, auf der anderen Seite ein Renovierungsvermerk von 1735 eingehauen.2)
Maße: H. 128 cm; Bu. 6 cm.
Schriftart(en): Gotische Minuskel.
· m · / · ccccc · / · ix ·
Anmerkungen
- Zur Aufstellung seit 1649 in einer links vom Eingang in der Kirche errichteten Kapelle s. Scholten, Marienbaum (1909), S. 12.
- Die Renovierungsinschrift in Kapitalis lautet: A(NN)O 1735 RENOV(ATVM).
- In der Region um Xanten auch „Jesus auf dem Kalten Stein“, s. Kat. Dominikaner (2013), S. 111 und 156f. Außer in Marienbaum finden sich innerhalb der näheren Umgebung Xantens Skulpturen auch in Vynen, Kalkar, Kranenburg, Alpen-Veen, Sonsbeck und Dingden.
- Schiller, Ikonographie, Bd. 2 (1983), S. 95f.; Gert von der Osten, Art. Christus im Elend (Christus in der Rast), in: RDK 3 (1953), Sp. 644–658.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 85 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0008500.
Kommentar
Das Herstellungsjahr ist innerhalb einer gravierten Begrenzungslinie tief und breit eingehauen, als Trennzeichen werden Quadrangel verwendet.
Das Andachtsbild des „Christus in der Rast“ oder „Christus im Elend“3) ist eine Form des Ecce- homo-Motivs4): Christus wird nach Geißelung und Dornenkrönung dem Volk präsentiert. Im Gegensatz zur biblischen Szene, in der Pilatus den Gepeinigten dem Volk vorführt, zeigt sich jetzt Christus selbst nach dem Vorbild des alttestamentlichen Hiob als Leidender vor seinem Volk, den gläubigen Christen. Das mystische Andachtsbild will den Betrachter im Sinne der Devotio moderna emotional ergreifen, ihn zu Mitleid bewegen. Es folgt einem seit Ende des 14. Jahrhunderts in der christlichen Kunst verwendeten und in der Volksfrömmigkeit beliebten Darstellungstypus.