Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 90† Domfriedhof, † sog. Duffhuss-Haus 1510–1519

Beschreibung

Glasgemälde (Wappenscheiben?), ehemals in der „Duffhuss Behausung aufm Kirchhof“, „oben der Tür im Glasfenster der Dhelen nächst dem Vorhof“.1) Es handelt sich um die sog. Kaboyse (Klever Str. 5).2) Auf dem Fenster befanden sich nach von Dorth zwei Wappen mit Beischriften. Für eines der beiden überliefert er kein Wappenbild, sondern – in rechteckiger Rahmung – nur die um den Rand umlaufend angebrachte Stifterinschrift, die zugleich als Wappenbeischrift fungierte (A). Das zweite Wappen gibt er mit Skizze und Beischrift wieder (B).

Inschriften nach von Dorth.

  1. A

    Dominus Theodric(us)a) de Clivis canonic(us) et thesaurari(us) ecclesie sancten(sis) anno 151[.] fieri fecit

  2. B

    Magister Wilhelmus Gelriae canonic(us) xanct(ensis)

Übersetzung:

(A) Herr Dietrich von Kleve, Kanoniker und Thesaurar der Kirche zu Xanten, ließ (dies) im Jahre 151[.] machen.

Wappen:
[Kleve-Mark]3), Wilhelm von Geldern4)

Kommentar

Dietrich von Kleve war ein natürlicher Sohn des Herzogs von Kleve.5) Als Kanoniker wurde er in Xanten am 7. Dezember 1492 durch Verleihung des Kapitels zugelassen.6) 1499 erhielt er vom Kapitel die Zulassung zur Thesaurarie, wurde aber wegen eines Universitätsstudiums in 1500/1501 erst 1502 in diesem Amt tätig.7) In seiner Funktion als Thesaurar stellte er 1507 ein Inventar des Kirchenschatzes von St. Viktor auf.8) Er starb am 1. März 1516.9)

Wilhelm von Geldern stammte von einer Seitenlinie der Fürsten von Geldern ab.10) 1493 wurde er in Xanten zugelassen, war 1499 Kellner. 1509 erhielt er das Amt des Prokurators für das Land zwischen Rhein und Waal.11) Als Magister wird er 1510 und 1530 erwähnt.12) 1530 besaß er ein Haus in der Stiftsimmunität.13) Er starb am 25. April 1536.14)

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Beide Zitate nach von Dorth, Notizen (1659–1674), fol. 42r.
  2. Bei Wilkes, Studien (1952), Nr. 21/22. Wilkes berichtet, Viktor Duffhuis, Kanoniker ab 1645, Dechant ab 1679 (nach Pels II, Deliciae [1734], p. 121 und 233), † 1687, sei Nachfolger des Kanonikers Gerhard dem Roever gewesen, als Besitzer 1655 und 1658 bezeugt. Das Haus sei auf den Namen des Dechanten bis 1715 als nachweislich eingetragen.
  3. „D(as) Clevische und Marckische Wappen vollenkommen ohne einig Durchstrich“ (von Dorth). Mit dem „Durchstrich“ dürfte der Bastardfaden gemeint sein, der den Wappenführer als unehelichen Nachkommen kennzeichnete.
  4. Gespalten: vorne gelber, hinten schwarzer Löwe, mit Bastardfaden.
  5. Pels II, Deliciae (1734), p. 233; Successio, fol. 78r.
  6. Successio, fol. 78r.
  7. Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2401 von 1499 Mai 24; Nr. 2420 von 1500 Okt. 6.
  8. Classen, Archidiakonat (1938), S. 107; Stiftsarchiv Xanten, B 49.
  9. Successio, fol. 77v–78r; die Datierung von A geht davon aus, dass die Inschrift noch zu Lebzeiten des Dietrich von Kleve angebracht wurde.
  10. Pels II, Deliciae (1734), p. 219; Successio, fol. 68r.
  11. Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2506 von 1509 Aug. 22.
  12. Classen, Archidiakonat (1938), S. 140 nach Kapitelprotokoll; Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2775 von 1530 Nov. 9.
  13. Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2775 von 1530 Nov. 9.
  14. Pels II, Deliciae (1734), p. 219 und Successio, fol. 67v–68r.

Nachweise

  1. LAV NRW R, HS N III Nr. 2 (von Dorth, Notizen [1659–1674]), fol. 42r.
  2. Bambauer/Kleinholz, Inschriften, Teil 2 (1980), S. 202.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 90† (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0009006.