Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 101(†) Stiftsarchiv 1. V. 16. Jh.
Beschreibung
Kerzenhalter,1) zuletzt in der östlichen Nische des Nordturms, nach Cuno und einem historischen Foto von 18682) ursprünglich über dem Grab Christi im Südturm angebracht. Eisenblech. Auf dreieckigen seitlichen Wandstützen mit Fischblasenmotiven ruht eine ca. 9 cm breite Leiste aus vergoldetem Eisenblech, die mit ausgeschnittenen und getriebenen Rankenornamenten auf rotem Grund verziert ist. Ihr Mittelteil wird von einer Anrufung an die Muttergottes in Anspruch genommen (A). Die Schrift wurde durchbrochen gearbeitet, die in Kontur ausgesägten Buchstaben sind oben und unten mit den begrenzenden Zierfriesen verbunden. An den Enden zwei (heute verlorene) Wappenschilde, der rechte mit dem Nomen sacrum Jesu (B) in hellen (weißen?) Buchstaben auf dunklem Grund gemalt, der linke mit einem Marienmonogramm unter einer Krone (C). Auf dem Träger waren sieben Messingleuchter mit durch kreuzförmiges Lochmuster verzierten Lichttellern befestigt, eingebunden in einen Dreipassfries (heute verloren). Erhalten sind die seitlichen Wandstützen und das in der Mitte gebrochene Eisenblech mit dem größten Teil der Anrufung. Alle Teile stark verrostet.
Ergänzungen nach Foto.
Maße: H. ca. 78 cm; B. 235 cm; Bu. 4 cm.
Schriftart(en): Kapitalis (A), gotische Minuskel (B), gotische Majuskel (C).
- A
[MA]TER DE[I]MEMENTO MEI
- B†
ihs3)
- C†
M(aria)
Übersetzung:
(A) Muttergottes, gedenke meiner.
Versmaß: Akzentrhythmisches Verspaar mit Endreim.
Anmerkungen
- Inv.-Nr. nach Hölker (1925): F-85. Derzeit im Metalllager aufbewahrt.
- Zeichnung Cunos von 1869, Mp. V, Bl. 125, vgl. Schiffler, Inventar (1981), Mp. 1, Abt. V: Mobiliar, Nr. 17; Brandt, St. Victors-Dom (1991), Blatt 48, S. 96.
- Zu möglichen Auflösungen s. Kap. 1 der Einleitung.
Nachweise
- Foto: RBA 7937 (vor 1945).
- Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 127.
- Hölker, Inventar (1925), F-85.
- Schiffler, Inventar (1981), Mp. 1, Abt. V: Mobiliar, Nr. 17.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 101(†) (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0010107.
Kommentar
A mit breitem Deckbalken, retrogrades N, E mit sehr kurzen Balken, schmales T und O belegen eine Nähe der Inschrift A zur frühhumanistischen Kapitalis. Das Nomen sacrum B ist in gotischer Minuskel mit i-Punkt, Zierbogen am gebrochenen Bogen des h sowie Verlängerung der Sporen an den Bogenenden des s zu einem sehr feinen Zierstrich mit umgebogenen Enden ausgeführt. Als Marienmonogramm wird ein geschlossenes symmetrisches M der gotischen Majuskel verwendet.