Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 104† † Haus Bemmelstraße/Ecke Rheinstraße (ehem. Waisenhaus) 1529

Beschreibung

Steintafel mit Bauinschrift,1) 1906 in einem Nebengebäude des als Waisenhaus genutzten Hauses Ecke Bemmel- und Rheinstraße2) als Spolie vermauert aufgefunden.3) Kalkstein. Der Stein wurde in römischer Zeit als Grabstein verwendet, von der antiken Grabinschrift waren 1911 noch Spuren der letzten vier Zeilen zu erkennen.4) Später diente er als Bauglied (Gesimsstein?) in unbekanntem Zusammenhang, bevor 1529 auf der Rückseite die Bauinschrift angebracht wurde. Das Haus, das im 19. Jahrhundert durch einen Um- oder Neubau ersetzt wurde,5) wurde 1945 zerstört, der Stein ist seitdem verschollen. Die Inschrift war mit zwei Wappen (erhaben?) im eingetieften Feld ausgeführt.

Inschrift nach Kat. Steiner.

Maße: H. 59 cm; B. 41 cm; Tf. 14,5 cm.6)

  1. Victor va(n) de Speet Cano(ni)cus a fu(n)dam(ento) strux(it) anno MDXXVIIII

Übersetzung:

Der Kanoniker Viktor va(n) de(n) Speet hat (dieses Gebäude) von Grund auf errichtet im Jahre 1529.

Wappen:
Stift St. Viktor, Speet (?)7)

Kommentar

Nach Pels und der Successio war Viktor van den Speet Pastor in Uedem.8) Er folgte, so die Successio, 1519 dem Otto Honnyss als Kanoniker zu Xanten und erhielt dessen Präbende, der introitus praebendae erfolgte am 29. Juli 1529. Am 8. September desselben Jahres verstarb er an „morbus sudatorius“.9) Zum Familiensitz und zu Rutger van den Speet s. Nr. 165.10)

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. nach Kat. Steiner (1911): 3367.
  2. Zum Waisenhaus siehe Nr. 212.
  3. Kat. Steiner (1911), S. 78. Das Waisenhaus war nach Engelskirchen (Nachlese [1939], S. 126, zu einer Bauinschrift des Kanonikers Nikolaus de Jonghe von 1659) ehemals eine Domkurie.
  4. Kat. Steiner (1911), S. 79: [...]C[...]ex leg(ione). V [... A] til(i)ae h(eres) f(aciundum) c(uravit). Die 5. und die 15. Legion machten die Belagerung durch die Bataver im Jahre 70 in Castra Vetera I mit.
  5. Engelskirchen, Straßen- und Flurbezeichnungen (1936), S. 20.
  6. Schriftart und Buchstabenhöhe sind unbekannt.
  7. Quadriert: 1/4. zwei Pflüge, 2/3. drei Sterne (Blasonierung nach Engelskirchen).
  8. Pels II, Deliciae (1734), p. 248; Successio, fol. 87v.
  9. Todesdatum nach Pels II, Deliciae (1734), p. 248, und der Successio, fol. 87v–88r zur 44. Präbende. In Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2762 von 1529 Dez. 20, wird sein Tod vorausgesetzt.
  10. Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2398,3 von 1532 Dez. 12, enthält ein Lehrstück über funktionierende nachbarliche Beziehungen zwischen den Geistlichen des Xantener Stiftes: Der Vikar Rutger van den Speet (s. Nr. 165) und der Kanoniker Gerhard Berendonck (s. Nr. 151) sind beide Testamentsvollstrecker des verstorbenen Kanonikers Viktor van den Speet, die Höfe der beiden Familien liegen wenige hundert Meter voneinander entfernt im heutigen Ortsteil Willich. Um die Schulden des Verstorbenen zu begleichen, verkauft Rutger van den Speet an Gerhard Berendonck eine Rente, die Viktor van den Speet von Kanoniker Otto van den Speet geerbt hatte.

Nachweise

  1. Kat. Steiner (1911), S. 78f. (mit Abb. der antik-römischen Seite).
  2. Engelskirchen, Nachlese (1939), S. 127, Nr. 18.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 104† (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0010404.