Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 117 Stiftsmuseum (vor?) 1539

Beschreibung

Antik-römischer Weihestein1) an Jupiter, Fundort unbekannt. Kalkstein, oben und unten profiliert. Der Stein ist 1945 auf halber Höhe quer in zwei Stücke zerbrochen. Die obere Hälfte trägt unterhalb des profilierten Randes eine heidnische Widmung (A), die untere eine in jüngerer Zeit nachgetragene Objektbezeichnung (B). 1539 wurde der Stein als Spolie in die Südwand der Kurie des Johannes Winter (Kurie 25)2) eingefügt. Es ist nicht gesichert, aber wahrscheinlich, dass die Inschrift B erst im Zusammenhang mit dieser Zweitverwendung ausgeführt wurde. Nach der Zerstörung der Kurie im Zweiten Weltkrieg galt der Stein zunächst als verschollen, seine beiden Teile wurden später auf dem Dachboden des Kreuzgangs getrennt aufgefunden und 1995 in die Schatzkammer übernommen. Sie befinden sich jetzt im Stiftsmuseum. Beide Inschriften sind eingehauen.

Maße: H. 60 cm; B. 40 cm; T. 44 cm (Sockel); Bu. 7 cm (A), 6,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    I(OVI) · O(PTIMO) · M(AXIMO)

  2. B

    GENTILITAT(IS)a) / MONVMENT(VM)a)

Übersetzung:

(A) Jupiter, dem besten (und) höchsten. (B) Denkmal des Heidentums.

Kommentar

Die römische Widmung weist dreieckige Sporen und M mit parallelen Außenschäften und kurzem Mittelteil auf, ist aber insgesamt nicht von hoher Qualität. Die nachträglich hinzugefügte Inschrift B ist in schmal proportionierten, schlichten Kapitalisbuchstaben ausgeführt, die sich nicht merkbar an der antiken Kapitalis orientieren. Das O ist kreisrund, M hat einen kurzen Mittelteil, aber schräge Außenschäfte. Die ungeschickte Raumaufteilung hat bewirkt, dass die beiden letzten Buchstaben in beiden Zeilen keinen Platz mehr hatten und (ohne erkennbares Kürzungszeichen) weggefallen sind. Die schwankende Zeile bestätigt das niedrige Niveau der Schriftausführung.

Der Kanoniker Johannes Winter3) ließ nicht nur den römischen Weihestein, sondern auch eine spätantike oder frühmittelalterliche Baudekorscheibe mit Christusmonogramm (Nr. 2) sowie zwei Bauinschriften (Nr. 118, 119) in die Außenmauern seines Hauses einfügen.4) Die Kombination des antik-römischen Weihesteins mit dem Chritusmonogramm lässt auch an eine programmatische Absicht im Sinne einer Gegenüberstellung von christlichem Glauben und Heidentum denken.

Textkritischer Apparat

  1. Ohne Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. Stiftsmuseum Xanten, Inv.-Nr. 833. Bei Bader, Dom I (1978), Tf. 28, als „kleiner Weihealtar“ bezeichnet.
  2. Zählung nach Wilkes, Studien (1952), S. 127. Vor 1945 wurde das Haus als Teil des Altersheims beim Krankenhaus genutzt, heute befindet sich dort die Marienschule.
  3. Siehe zu ihm Nr. 176.
  4. Wilkes, Studien (1952), S. 127, vermutet hingegen, dass der Nachfolger Johannes Winters, der Scholaster Konrad Winter, Tondo und Weihestein hat anbringen lassen. Zur Gestaltung der Südwand siehe die bei Rose/Schalles, Stift Xanten (1986), S. 51 abgebildete Zeichnung P. Winters.

Nachweise

  1. Engelskirchen, Nachlese (1939), S. 125, Nr. 9.
  2. Bader, Dom I (1978), Tf. 28.
  3. Bader/Wieland, Sanctos (1985), S. 480.
  4. Rose/Schalles, Stift Xanten (1986), S. 51.
  5. Kat. Stiftsmuseum Xanten (2010), Nr. I/03, S. 23 (mit Abb.).

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 117 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0011709.