Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 122† St. Viktor, südliche Chorkapelle 1540 (o. später?)
Beschreibung
Heilig-Kreuz-Altar in der äußeren südlichen Chorkapelle (Joch C1). Pels überliefert als „Inscriptio Altaris“ einen Sterbevermerk des Propstes Sibert von Riswick, ohne Angaben zur Disposition am Träger und zur technischen Ausführung der Inschrift zu machen.1)
Inschrift nach Pels.
Venerabilis Sybertus de Ryswick ecclesiarum aldenzelensis s(ancti) Cuniberti colon(iensis) et clivensis praepositus in fata concessit 1580a) calend(is) iulij.
Übersetzung:
Der hochwürdige Sibert von Riswick, Propst der Kirchen in Oldenzaal2), St. Kunibert in Köln und in Kleve, erlag seinem Schicksal 1580 an den Kalenden des Juli.
Datum: 1. Juli.
Textkritischer Apparat
- Vermutlich verlesen statt 1540. Siehe den Kommentar.
Anmerkungen
- Die Inschrift ist bei Pels in etwas kleinerer Schrift nachgetragen.
- Provinz Overijssel/Niederlande.
- Siehe Classen, Archidiakonat (1938), S. 287 und 365.
- Pels II, Deliciae (1734), p. 474.
- Vor der Erwähnung in Hölkers Inventar (Inv.-Nr.: H-68).
- Beissel, Bauführung III (1889), S. 134.
- Pels II, Deliciae (1734), p. 83 und 474; Bader, Dom I (1978), S. 240.
- Siehe das Chronogramm der heutigen Altarinschrift. Vgl. auch Beissel, Bauführung III (1889), S. 134.
Nachweise
- Pels II, Deliciae (1734), p. 83, Nr. 36.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 122† (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0012202.
Kommentar
Das bei Pels überlieferte Sterbedatum gibt Rätsel auf. Als Todestag wird auf der Grabplatte des Sibert von Riswick (Nr. 120) der 22. Juni genannt, alle anderen Quellen geben den 25. Juni an.3) Entsprechend müsste man vor calend. die Zahl 7 oder 10 erwarten und das gekürzte calend. zu calendas ergänzen. Dann wäre die Lesart: (ante diem) septimum bzw. decimum calendas iulij. Ferner steht das Jahr 1540 als Todesjahr des Sibert von Riswick fest; im Jahr 1580 ist dagegen sein Sohn, Dr. Heinrich Riswick, Kanoniker in Xanten, gestorben (siehe Nr. 193). Heinrich von Riswick kann aber nicht gemeint sein, weil die in der Inschrift aufgeführten Amtsbezeichnungen nicht zu seiner Vita passen. Ob der Fehler bei der Anbringung (bzw. Übertragung) der Inschrift entstand oder ob er auf Pels zurückgeht – dieser etwa eine schlingenförmige 4 zu einer 8 verlesen hat –, kann nicht beurteilt werden.
Zu Sibert von Riswicks Ämtern und Verdiensten siehe Nr. 120. Seine Grabplatte lag ursprünglich vor dem Heilig-Kreuz-Altar, an dem er eine Messe gestiftet hatte.4) Vor 19255) war die Platte herausgenommen und an der Wand neben der Märtyrerpforte aufgestellt worden. Möglicherweise war der Sterbevermerk bei dieser Gelegenheit auf einen anderen Träger am oder dicht bei dem Altar übertragen worden, um die Memorie zu sichern, etwa auf eine Tafel oder auf den Rahmen des Altarretabels.
Der Heilig-Kreuz-Altar oder Blasiusaltar wird zum ersten Mal in den Baurechnungen 1459 erwähnt.6) Er war nach der crux miraculosa benannt, einem kleinen mittelalterlichen Holzkreuz, das noch heute in einem silbernen Schaugefäß hinter Gittern über dem Altar steht. Es wird nur zum Fest Kreuzerhöhung heruntergenommen und zur Fürstenbergkapelle getragen.7) Der Altar präsentiert sich heute in der Form seiner Restaurierung von 1716.8)