Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 127† St. Viktor, südliches Seitenschiff (1491)/1521–1543

Beschreibung

Grabplatte1) mit Sterbe- und Setzungsvermerk für Arnold Heymerick alias Heidenreich im südlichen Seitenschiff des Domes. Nach von Dorths Angabe befand sich das Grab an der Kopfseite des Grabes von Arnold Goldwert (Nr. 125), dem Nachfolger als Dechant und Auftraggeber des Grabdenkmals.2) Eine Zuordnung zu heute bekannten Platten bzw. Plattenfragmenten ist nicht möglich.

Inschrift nach von Dorth.

  1. Arnoldo Heimrico de Clivis decano et canonico viro opt(imo) moribus lit(teris) et virtute ornat(o) praedecessori pietate memorando <…> obiit <…>a) Arn(oldus) Goltwert poni curavit

Übersetzung:

Für den Dechanten und Kanoniker Arnold Heymerick aus Kleve, einen hervorragenden Mann, ausgezeichnet durch seinen Charakter, seine wissenschaftlichen Kenntnisse und durch seine Tugend, – er starb … – hat Arnold Goldwert aus Frömmigkeit und zum Gedächtnis an seinen Vorgänger (dies) setzen lassen.

Kommentar

Arnold Heymerick war 1459–1491 Dechant am Stift in Xanten. Geboren um 1424 in Kleve, besuchte er 1430–35 die Schulen in Deventer, Zwolle und Zutphen. 1435 war er auf dem Konzil zu Basel tätig, 1447 ging er nach Rom, wo er 1453 als Prokurator den Erzbischof von Trier vertrat und 1454 in der Kurie als Abbreviator, ab 1457 als Skriptor wirkte; von Papst Pius II. wurde er ein Jahr später zu dessen Kubikular ernannt. Seit 1476 war er Prokurator des Propstes Francesco Todeschini Piccolomini, des nachmaligen Papstes Pius III. In Xanten ist er vom 24. August 1459 bis zu seinem Tod am 30. August 1491 als Dechant belegt. Weitere Ämter und Pfründen besaß er u. a. in Koblenz, Utrecht und Deventer.3) Im Oktober 1460 führte er eine Gesandtschaft des Herzogs Johanns I. von Kleve in Rom, auch unter Herzog Johann II. war er in vorwiegend kurialen Angelegenheiten tätig. Heymerick war ein gebildeter, humorvoller Humanist und Verfasser mehrerer Werke, u. a. eines Berichts über die Verleihung der Goldenen Rose des Papstes an Herzog Johann II. von Kleve 14894) und einer Schilderung der Viktortracht von 14645). Letztere ist ebenso wie seine „Compilatio sive reductio statutorum“ von 14906) in der Xantener Stiftsbibliothek überliefert. Arnold Heymerick bewohnte die Kurie Kapitel 13.7)

Von Dorth hat beiderseits des Wortes obiit, wo das Sterbedatum zu erwarten wäre, Freiräume notiert. Da er den übrigen Text vollständig, vom Datum des Todes aber nicht einmal Reste bietet, ist zu vermuten, dass dieses gar nicht ausgeführt wurde. Üblicherweise deutet dieser Befund auf die Anfertigung der (unvollständigen) Memorialinschrift bereits zu Lebzeiten des Verstorbenen hin, deren Ergänzung um das Sterbedatum unterblieb. In diesem Fall allerdings wird als Auftraggeber Arnold Goldwert genannt, der erst seit 1506 Kanoniker am St. Viktorstift und von 1521 bis 1543 dessen Dechant war (siehe Nr. 125). In ebendiesem Amt also war er Nachfolger Heymericks, so dass die Anfertigung der Inschrift in Goldwerts Amtszeit fallen muss.

Textkritischer Apparat

  1. Bei von Dorth ist das Wort zentriert gesetzt, links und rechts sind Freiräume vermerkt.

Anmerkungen

  1. Von Dorth verwendet hier wie auch für die bis heute erhaltene Grabplatte des Arnold Goldwert (Nr. 125) den Begriff „sarcophagus“.
  2. Von Dorth, Notizen (1659–1674), fol. 34r: „ad illius [sc. Arnoldi Goldwert] caput, sive part(em) super(iorem) iacet Decanus Heimricus …“.
  3. Die biographischen Angaben nach Classen, Archidiakonat (1938), S. 98f., 215f. und 223 mit weiteren Quellenangaben. Heymerick ist als Kanoniker zu Karden (1454), an St. Florin zu Koblenz (1454–1460), am Dom zu Utrecht (1461–1472), zu Kranenburg und zu Deventer (1461–1491), ferner als Pastor in Schwerte belegt. Siehe auch die ausführliche Darstellung in Janssen/Grote, Zwei Jahrtausende (2001), S. 155–160. Zum Vergleich ist die Heranziehung von Pels II, Deliciae (1734), p. 121, 262 und 350 nützlich, ebenso die der Successio, fol. 4v-5r.
  4. Leiden UB, Hs. BBL 191, siehe Janssen/Grote, Zwei Jahrtausende (2001), S. 159f.
  5. Stiftsarchiv Xanten, H 1. Dazu Beissel, Bauführung II (1889), S. 50–70, abgedruckt bei Janssen/Grote, Zwei Jahrtausende (2001), S. 157–159.
  6. Stiftsarchiv Xanten, H 1. Zu Heymericks literarischen Werken siehe Schröder, Heymerick (1917), S. 152ff.; Schröder, Opuscula (1926), S. 67ff.; Oediger, Schriften (1939), S. 156f.
  7. Heute Kapitel 10 (Haus Thomas) und 11 (privat). Wilkes, Studien (1952), S. 65, 68 und 81 mit weiteren Quellenangaben.

Nachweise

  1. LAV NRW R, HS N III Nr. 2 (von Dorth, Notizen [1659–1674], fol. 34r.
  2. Bambauer/Kleinholz, Inschriften, Teil 2 (1980), S. 201.
  3. Engelskirchen, Zweite Nachlese (1940), S. 143 (nach von Dorth, Inschrift unvollständig wiedergegeben).

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 127† (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0012707.