Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 131(†) St. Viktor, Sakristei um 1533–1547
Beschreibung
Glasgemälde. Östliches Fenster der südlichen Langseite in der zwischen 1519 und 1530 erbauten Sakristei. Dreibahniges Glasfenster mit der Darstellung einer Kreuzigungsgruppe.1) Zentral das Kreuz Christi mit Titulus (A). Zur Rechten des Gekreuzigten seine Mutter Maria, vor ihr kniend ein (unbekannter) Xantener Kanoniker als Stifter; auf der anderen Seite Johannes, zu Füßen des Gekreuzigten Maria Magdalena. Vier Engel fangen das Blut Christi in Kelchen auf. Die Szene ist in eine weit in den Hintergrund sich ausbreitende Landschaft hineingestellt; sie wird von Pilastern eingerahmt, die einen Flachbogen mit gotischem Hängewerk tragen. Das von Strahlen umgebene Kürzel des Namens Jesu (B), das sich im Couronnement befand, ist verloren.
Das für die Sakristei bestimmte Fenster war zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf zwei Fenster im Hochchor verteilt und im Zuge der Restaurierung von Hein Derix sen. 1901 wieder an seinem ursprünglichen Bestimmungsort eingesetzt worden.2) Die Maßwerkteile wurden vor 1945 nicht herausgenommen und sind durch das Bombardement verloren gegangen.3) Das Fenster wurde 2014 durch Gerlinde Möhrle und Franziska Koch restauriert.
Inschrift B nach Derix.4)
Siehe Lageplan.
Maße: H. 480 cm; B. 230 cm; Bu. ca. 5 cm (A).
Schriftart(en): Kapitalis (A), gotische Minuskel (B).
- A
INRI5)
- B†
ihs6)
Anmerkungen
- Siehe Hilger u. a., Dom zu Xanten (2007), S. 79; Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 123f.; Oidtmann, Glasmalereien, Bd. 2 (1929), S. 370f.; zum Raumeindruck der Sakristei siehe Karrenbrock/Kempkens, St. Viktor (2002), S. 49.
- Derix, Glasgemälde (1901), Sp. 289–294; Derix, Restaurierung (1964), S. 225–228.
- Derix, Restaurierung (1964), S. 228.
- Derix, Glasgemälde (1901), Sp. 290.
- Nach Io 19,19.
- Zu möglichen Auflösungen der Kürzung s. Kap. 1 der Einleitung.
- Beissel, Bauführung I (1889), S. 216.
- Derix, Glasgemälde (1901), Sp. 289f., vgl. Hilger u. a., Dom zu Xanten (2007), S. 17, und Karrenbrock/Kempkens, St. Viktor (2002), S. 49.
Nachweise
- Derix, Glasgemälde (1901), Tf. VIII.
- Oidtmann, Glasmalereien, Bd. 2 (1929), Abb. 544.
- Bader, 1600 Jahre (1964), Tf. 50.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 131(†) (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0013101.
Kommentar
Die Schäfte der Kapitalisbuchstaben tragen Nodi. Der Schrägschaft des N ist als sehr feiner Haarstrich ausgeführt und kontrastiert mit den kräftigen Schattenstrichen. R ist offen, die Cauda gewölbt. Die Schrift zeigt damit eine Nähe zur frühhumanistischen Kapitalis. Über jedem der vier Buchstaben ist ein Balken angebracht, der vermutlich als Kürzungsstrich zu verstehen ist. Ob die Balken zum ursprünglichen Schriftbestand gehörten oder später hinzugefügt wurden, konnte nicht geklärt werden.
1533 wurden in der Sakristei drei neue Doppelrahmen für die Fenster eingebaut, 1547 ein neues Flechtwerk aus Kupferdraht zum Schutz der Glasmalereien.7) Daraus ergibt sich die Datierung der Fenster in den Zeitraum zwischen 1533 und 1547, die mit Technik und Zeichnung der Malereien harmoniert.8)