Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 133(†) St. Viktor, Sakristei um 1533–1547

Beschreibung

Glasgemälde. Dreibahniges Fenster an der westlichen Schmalseite der 1519–1530 errichteten Sakristei.1) In Bogenarchitektur steht die Muttergottes mit dem Kind auf der Mondsichel zwischen den Kirchenpatronen, dem hl. Viktor mit Schild und Fahne und der hl. Helena mit dem Kreuz. Zu Füßen des hl. Viktor kniet der (unbekannte) Stifter im Chormantel. Die Figuren sind von Damastvorhängen hinterfangen, reiches Blattornament und zahlreiche Putten ergänzen die Szenerie. Zu Marias Füßen befindet sich eine Rollwerkkartusche mit Nomen sacrum als Bildbeischrift (A). In der mittleren Scheibe der Sockelzone die Verkündigung in einem Innenraum; der Engel trägt einen Kreuzstab, um den sich ein Spruchband mit dem Anfang seines Grußes windet (B).2)

Die Glasmalereien wurden im Jahr 1902 durch W. Derix restauriert, ergänzt und wieder eingesetzt.3) Bereits zu diesem Zeitpunkt war der Bestand an Originalscheiben gering, wesentliche Teile des Marienfensters wiesen Reparaturen auf.4) Zu den damals angebrachten Ergänzungen gehört der überwiegende Teil der Verkündigungsszene in der Sockelzone einschließlich des Spruchbands des Engels.5) Dass das Bibelzitat auf dem Spruchband bereits Teil der ursprünglichen Darstellung war, ist angesichts der einheitlichen Ikonographie der Verkündigung anzunehmen, aber nicht gesichert. Das Nomen sacrum unter der Mariendarstellung hingegen gehört zum Originalbestand der Malerei. 2009 wurde das Fenster von Gerlinde Möhrle erneut restauriert.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 480 cm; B. 230 cm; Bu. 6 cm (A), ca. 1,8 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    S(ANCTA) MARIA

  2. B†

    AVE GRACIA PLE[NA] DOM(INVS)6)

Kommentar

Die Datierung des Glasgemäldes ist bauhistorisch begründet: 1533 wurden für die Fenster der Sakristei drei neue Doppelrahmen eingebaut, 1547 zum Schutz der Glasmalereien ein neues Flechtwerk von Kupferdraht angefertigt.7) Angesichts des Überlieferungszustands ist eine paläographische Auswertung der Inschriften nicht möglich.

Anmerkungen

  1. Siehe Hilger u. a., Dom zu Xanten (1997), S. 79; zum Raumeindruck der Sakristei Karrenbrock/Kempkens, St. Viktor (2002), S. 49.
  2. Details der Beschreibung bei Oidtmann, Glasmalereien, Bd. 2 (1929), S. 372.
  3. Derix, Restaurierung (1964), S. 234, Anm. 9.
  4. Der Zustand des Fensters vor der Restaurierung 1902 geht aus einer 1962 angefertigten schematischen Zeichnung hervor (Derix, Restaurierung [1964], S. 230). Bereits bei der Instandsetzung des Xantener Domes unter Carl Cuno 1857–1868 befanden sich in der Sakristei nur noch wenige Fragmente der ursprünglichen Glasmalereien, vermutlich infolge der Entfernung der Glasmalereien 1756 und nachfolgender Reparaturen zu Beginn des 19. Jh. Vgl. Heckes, Restaurations-Bau (1989), S. 131–132; Schmenk, Xanten im 19. Jahrhundert (2008), S. 91.
  5. Der damalige Zustand und die Reparaturen am Fenster sind auf einer schematischen Zeichnung sowie einer Fotografie festgehalten. Vgl. Derix, Restaurierung (1964), S. 230, Abb. 15 und Tf. 52. Die fehlenden Segmente der Sockelzone rechts und links wurden bei der Restaurierung von 1902 durch Rautenfenster ergänzt.
  6. Lc 1,28.
  7. Beissel, Bauführung I (1889), S. 216.

Nachweise

  1. Bader, 1600 Jahre (1964), Tf. 52.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 133(†) (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0013309.