Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 145 St. Viktor, Kreuzgang 1552, 2. H. 16.–17. Jh.?
Beschreibung
Epitaph für Johannes Noster im Ostflügel des Kreuzgangs, Joch U11. Baumberger Sandstein. Querrechteckige Schrifttafel mit einfacher Rahmenleiste, die oben und an den beiden Seiten sehr schmal, an der Unterseite deutlich breiter ausgeführt ist. In das Schriftfeld ist ein Grabgedicht mit einer Grabbezeugung und einer Bitte um Fürbitte eingehauen (A), darunter ein einzeiliger Sterbevermerk (B). Auf der unteren Rahmenleiste wurde ein unvollständig ausgeführter Name als Graffito eingeritzt (C) und könnte der Schrift nach zu urteilen noch dem Bearbeitungszeitraum angehören. Einige weitere Kritzeleien bestehen nur aus undeutbaren Einzelbuchstaben oder sind gar nicht zu entziffern und finden deshalb hier keine Berücksichtigung.
Siehe Lageplan.
Maße: H. 42,5 cm; B. 49 cm; Bu. 2 cm.
Schriftart(en): Schrägliegende humanistische Minuskel mit Elementen humanistischer Kursivschriften und einzelnen Wörtern in Kapitalis (A, B), Kapitalis (C).
- A
IOANNES tumulo, uiator, isto /NOSTER contegitur pius sacerdos /Quem charum o(m)nibus abstulere fata /Decursu medio uirentis aeui. /Planxere interitum puer senexq(ue) /Tristem praecipitemq(ue) Tu sepulto /Qui transis, requiem precare sanctam
- B
Ob(iit)a) a(nn)ob) salut(is)a) 1552. 29 Ian(uarii)a)
- C
HENDRIc)
Übersetzung:
(A) In diesem Grab, Wanderer, liegt der fromme Priester Johannes Noster begraben. Ihn, der von allen geliebt wurde, trug das Schicksal hinweg, mitten im Lauf eines blühenden Lebens. Seinen traurigen und jähen Tod beklagten Jung und Alt. Du, der du vorübergehst, bete für ihn, der hier begraben liegt, um heilige Ruhe.
(B) Er verstarb im Jahr des Heils 1552, am 29. Januar.
Versmaß: Phaläkeischer Hendekasyllabus (Elfsilber) (A).
Textkritischer Apparat
- Kürzung durch zwei übereinander gesetzte Quadrangel.
- Kürzung durch hochgestellten Endbuchstaben.
- Zu HENDRI[K] o. ä. zu ergänzen?
Anmerkungen
- Vgl. Deutsche Inschriften – Terminologie (1999), S. 48; Beck/Beck, Lateinische Schrift (2007), S. 566, 568 (Beispiele für Urkunden- und Aktenreinschriften in Renaissance-Antiqua, 1524 und 1535).
- Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2873 von 1537 Juni 13: „Johannes Noster de Zuns[..]“. Als Ergänzung ist Zunsse (= Zons) wahrscheinlich, weniger Zunsbeke (Sonsbeck). Dieser Johannes Noster sollte nicht mit dem gleichnamigen Vikar des Helenaaltares und Organisten verwechselt werden, dessen Tod in der römischen Urkunde Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2595 von 1519 Aug. 23 vorausgesetzt ist.
Nachweise
- Archiv der Dombauhütte, Abrieb Cuno (1857/68), Nr. 16688.
- Engelskirchen, Inschriften (1937), S. 32, Nr. 27 (A, B).
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 145 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0014505.
Kommentar
Die humanistische Minuskel greift einige Stilelemente humanistischer Kursivschriften auf.1) Dazu gehören das einstöckige a und die geschwungenen Schäfte von f und langem s, die bis unter die Zeile reichen, die leicht gebogenen Schäfte von l und t, z. T. auch von i, n und m oder die tropfenförmigen Bögen von e und p. Das g besteht aus einem großen Bogen, der nach rechts unter die Zeile geführt und dann nach links umgebogen ist, dazu einem rechts oben am Bogen angesetzten Haken. Der Buchstabe x setzt sich aus zwei voneinander abgewendeten Bögen zusammen, die durch einen kurzen Balken verbunden sind. Die u sind mit diakritischen Zeichen versehen. Sorgfältig ausgearbeitete Serifen befinden sich auch an den stumpfen Enden von Schäften der Gemeinen, sind aber bei den Versalien besonders ausgeprägt. Auffällig sind der schräge Balken des T und das P mit sehr großem, tropfenförmigem Bogen und überlangem Schaft.
Johannes Noster (vermutlich aus Zons), Kleriker der Kölner Diözese, wird in einer Stiftsurkunde vom 13. Juni 1537 erwähnt.2)