Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 148 St. Viktor, Kreuzgang 1552

Beschreibung

Grabplatte des Wolfgang van Duven im Westflügel des Kreuzgangs, Joch U23. 1930 wurde die Platte bei der Anlage der Heizung in der damaligen Taufkapelle (heute Heilig-Geist-Kapelle) gehoben und in die Westwand des Kreuzgangs eingefügt. Blaustein, abgetreten, obere rechte Ecke beschädigt. Im Mittelfeld in Flachrelief eine Ädikula mit doppeltem muschelverziertem Bogenabschluss, in den Zwickeln ein Totenkopf und Knochen. In die Ädikula ist über Renaissancedekor ein Rundbogen eingestellt, der das stark abgetretene (Voll?)Wappen des Verstorbenen rahmt. Darüber hält ein Putto ein dreipassförmiges Ornament in die Höhe, das Kelch und Hostie rahmt. Am Rand läuft eine erhaben herausgehauene Aufforderung zur Fürbitte mit Sterbevermerk um, die in der linken unteren Ecke beginnt. Sie wird in den Ecken durch gezackte Vierpässe mit den Evangelistensymbolen unterbrochen. Der Monatsname wurde wegen Platzmangels an der unteren Schmalseite über die Zeile gesetzt.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 290 cm; B. 160 cm; Bu. 8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Elementen der frühhumanistischen Kapitalis.

  1. + ORATE FRATRES PRO ANIMA HONORABILIS VIRI / D(OMINI)a) WOLFGA(N)GIa) DE DVVE(N)b) / CANONICI ET PORTARII XANTEN(SIS)c) PASTORIS IN KEKENd) / OBIIT AN(NO)a) SAL(VTIS)a) MD · LII · XI / IVLIIe)

Übersetzung:

Betet, Brüder, für die Seele des hochwürdigen Mannes, des Herrn Wolfgang van Duven, Kanonikers und Portars in Xanten, Pastors in Keeken. Er verstarb im Jahre des Heils 1552 am 11. Juli.

Wappen:
Duven1)

Kommentar

Dem Renaissancedekor im Mittelfeld entsprechend greift die Schrift Elemente der frühhumanistischen Kapitalis auf: H mit ausgebuchtetem Balken, M mit schrägen Außenschäften und kurzem Mittelteil, R mit kleinem Bogen und einer am Schaft ansetzenden Cauda. Insgesamt dominiert aber das Formenrepertoire der Renaissancekapitalis. Aufbau, Ikonographie, Ornamentierung und technische Ausführung der Platte lassen kaum einen Zweifel daran, dass sie in derselben Werkstatt entstand wie die Grabplatte Arnold Goldwerts von 1543 (Nr. 125). Auch die Schriftformen stimmen in hohem Maße überein, wenn man von der Form der Cauda des R absieht, die auf der Duven-Platte gerade oder leicht geschwungen, auf der Goldwert-Platte hingegen gewölbt ausgeführt ist. Der Beginn der Inschrift in der linken unteren Ecke ist ungewöhnlich, üblicherweise fängt die Umschrift an der oberen Schmalseite an. Der Grund dafür könnte darin liegen, dass oben der Name des Verstorbenen zu lesen sein sollte.

Wolfgang van Duven (von Duiven oder Dueven) war Kanoniker in Xanten ab 1521; er erhielt am 26. Januar eine Präbende.2) Van Duven war Pastor in Keeken3) und ab 1527 Portar, ein Amt, das er „viele Jahre innehatte“, bis zu seinem Tod 1552.4) 1530 wurde er zum Rentmeister zwischen Maas und Waal bestellt, 1531–1546 war er Kanoniker in Kranenburg.5) 1535 stiftete er die Passionsfenster der südlichen Chorkapelle im Xantener Dom (Nr. 112).

In den Präsenzrechnungen wird van Duven ab 1519 als Inhaber der Kurie Kapitel 296) genannt, heute Areal der Dombauhütte und des Stiftsmuseums. Sein Haus vermachte er den Jesuiten.7) Pels und die Successio bestätigen das Todesdatum der Grabplatte, er starb „plenus dierum“ am 11. Juli 1552. Beigesetzt wurde er in der „Kapelle des Winckell“, die auch bei Pels schon wie heute „Heilig-Geist-Kapelle“ genannt wird.8)

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Quadrangel.
  2. Kürzungszeichen offenbar nachträglich über dem Schriftband angebracht.
  3. Ohne Kürzungszeichen.
  4. Anschließend eine Sternblüte.
  5. Das letzte Wort über der Zeile angebracht.

Anmerkungen

  1. Schild geteilt, oben eine Rose, unten unkenntlich.
  2. Pels II, Deliciae (1734), p. 304; Successio, fol. 73v.
  3. Pels II, Deliciae (1734), p. 227 und 304; vgl. Successio, fol. 74r. Keeken ist seit 1969 Ortsteil der Stadt Kleve.
  4. Classen, Archidiakonat (1938), S. 105 mit weiteren Quellenangaben; Pels II, Deliciae (1734), p. 304; Successio, fol. 74r.
  5. Classen, Archidiakonat (1938), S. 226.
  6. Zählung nach Wilkes, Studien (1952), S. 150.
  7. Pels II, Deliciae (1734), p. 227.
  8. Ebd., p. 304; vgl. Successio, fol. 74r.

Nachweise

  1. Engelskirchen, Inschriften (1937), S. 41f.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 148 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0014802.