Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 159 St. Viktor, Kreuzgang 1556
Beschreibung
Epitaph für Anton Blankenbiel im Nordflügel des Kreuzgangs, Joch U12.1) Baumberger Sandstein. Im Relief des hochrechteckigen Bildteils mit Karniesbogenabschluss kniet der verstorbene Vikar in Adorantenhaltung vor der hl. Cäcilia, über dem linken Arm die Almucia. Die in zeitgenössischer Tracht gekleidete Patronin der Musiker reicht die Linke ihrem Schützling entgegen. Im Hintergrund eine Orgel mit Klappflügeln. Über der Szene schaut ein segnender Engel aus dem Wolkensaum herab. Die das Mittelbild flankierenden Hermenpilaster tragen Voluten. Aus den Zwickelfeldern strecken zwei tierisch-menschliche Mischwesen ihre raubkatzenartigen Köpfe durch die Voluten hindurch. Im Unterhang eine querrechteckige Tafel mit einer Rollwerkkartusche, darin zwischen zwei Fruchtbündeln ein konkav geformtes Schriftfeld mit Grabbezeugung und Sterbevermerk. Das Epitaph wurde 1945 beschädigt und 1954 restauriert. Unwiederbringlich verloren sind das Gesicht der hl. Cäcilia, das schon vor dem Zweiten Weltkrieg beschädigt war, und das der Herme am rechten Pilaster.
Siehe Lageplan.
Maße: H. 125 cm; B. 65 cm; Bu. 2 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
ANTONIVS BLAN/KENBIEL . VICA(RIVS) XA(NTENSIS) / MVSARVM ALV(M)NVSa) . / NOVISS(IMVM) HIC DIE(M)a) O/PERIT(VR)b) OB(IIT) 1556.
Übersetzung:
Anton Blankenbiel, Vikar in Xanten, Zögling der Musen, erwartet hier den Jüngsten Tag. Er verstarb 1556.
Textkritischer Apparat
- Kürzungszeichen fehlt.
- EXPECTANS Schirmer, Hölker, Clemen.
Anmerkungen
- Inv.-Nr. nach Hölker (1925): H-48.
- Kamphausen, Plastik (1931), S. 101f.
Nachweise
- Hölker, Inventar (1925), H-48.
- Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 148f.
- Engelskirchen, Inschriften (1937), S. 33, Nr. 30.
- Schirmer, Plastik (1991), S. 226.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 159 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0015906.
Kommentar
Die breit proportionierte Kapitalis ist gleichmäßig eingehauen, enthält aber Formen, die dem klassischen Vorbild nicht entsprechen, etwa M mit schrägen Außenschäften und kurzem Mittelteil und B mit gleich großen Bögen. Die Initialen des Vor- und des Familiennamens sind größer ausgeführt, ebenso der Anfangsbuchstabe des Wortes OB(IIT) in der letzten Zeile. Die Kürzungen sind durch Punkte auf der Grundlinie gekennzeichnet. Auffällig ist, dass nur das Jahr, nicht aber das genaue Datum des Todes vermerkt ist, die Inschrift somit nicht die für das liturgische Gedenken notwendigen Informationen enthält. Die Jahreszahl ist stärker verwittert als der übrige Text, möglicherweise wurde sie nachgetragen und dabei weniger tief eingehauen.
Anton Blankenbiel ist in den archivalischen Quellen des Xantener Stifts nicht belegt. Die Bezeichnung als MVSARVM ALVMNVS sowie die Darstellung der hl. Cäcilia als Patronin der Musiker und der Orgel im Bildhintergrund machen es wahrscheinlich, dass er als Organist tätig war. Drei Jahre vor seinem Tod wurde für ihn ein Mörser gefertigt, auf dem er ebenfalls als Vikar in Xanten bezeichnet wird (Nr. 152). Kamphausen weist die bedeutende Bildhauerarbeit einem niederrheinischen Meister zu, der – bei aller Selbstständigkeit – Einflüsse des Kalkarers Heinrich Vernuggen erkennen lässt.2)