Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 169 St. Viktor, Kreuzgang 1562
Beschreibung
Epitaph für Dietrich Duden im Ostflügel des Kreuzgangs, Joch U9.1) Baumberger Sandstein. Ädikulaartiger Aufbau, in der Nischenzone ein von einem Rundbogen überfangenes Relief der Auferweckung des Jünglings von Nain.2) Zwei Männer tragen den tuchverhangenen Sarg des jungen Mannes durch das in sehr flachem Relief dargestellte Stadttor aus der Stadt hinaus; davor kniet die verwitwete Mutter des Jungen mit flehend erhobenen Händen vor Jesus. Zwei Männer im Hintergrund deuten das Gefolge Jesu an. Das Relief ist durch Hermenpilaster flankiert, die das Gebälk und einen Dreiecksgiebel mit einer leeren Beschlagwerkkartusche tragen. Auf dem Giebel eine Konsole mit blattgeschmücktem Aufsatz. Im Unterhang eine querrechteckige Schrifttafel mit einem siebenzeilig eingehauenen Setzungs- und Sterbevermerk mit Widmung, der schon Ende des 19. Jahrhunderts stark verwittert war.3) Darunter ein eingetieftes, leeres Rundmedaillon, in dem sich ursprünglich vielleicht ein Wappen befand. Die Köpfe der Figuren Jesu und der Mutter Nains fehlen bereits auf den Vorkriegsfotos,4) weitere Schäden entstanden im Zweiten Weltkrieg. Eine Restaurierung erfolgte Mitte der 1950er Jahre.
Ergänzungen nach Engelskirchen.
Siehe Lageplan.
Maße: H. 130 cm; B. 66 cm; Bu. 1,3 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
THEODORICO DV[DEN] CANONICO : / [XA]NCTEN[SI DI]AC[ONO] CONSTANTIS / VITAE ET INN[OCVAE PR]O[BI]TATIS VIRO / GERMA[NO FRATRI DVLCISS(IMO)a)] ADOLPHVS DVDE(N) / CANONICV[S] MOER[EN]S DE SVO POSV[IT] / AN[NO] S[AL]VTIS HVM[ANAEb) MDLXIII.] OBIIT / [AVTEM] AN[NO DOMINI MDLXII XVI] APRI[L(IS)]c)
Übersetzung:
Seinem lieben und teuren leiblichen Bruder Dietrich Duden, Kanoniker (und) Diakon in Xanten, einem Mann von beständiger Lebensführung und unangefochtener Redlichkeit, hat der Kanoniker Adolph Duden voller Trauer aus seinen Mitteln (dieses Epitaph) errichtet, im Jahre des Heils für die Menschen 1563. Er (Dietrich) verstarb aber im Jahre des Herrn 1562 am 16. April.
Textkritischer Apparat
- addittiss. von Dorth, Bambauer/Kleinholz.
- D(omi)nicae von Dorth, Bambauer/Kleinholz.
- Kürzungen durch Punkte auf der Zeile.
Anmerkungen
- Inv.-Nr. nach Hölker, Inventar (1925): 150-4.
- Lc 7,11–17.
- Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 148, Nr. 19, verzichtet darauf, den Text wiederzugeben.
- RBA 25186 (vor 1945).
- Bei Pels II, Deliciae (1734), p. 137, und in der Successio, fol. 13r, 14v, als „Theodorus Duden“ geführt, ebenso Kastner, Urkunden IV (2013), Nr. 3235 von 1562 April 3. Anders wiederum Kastner, Urkunden IV (2013), Nr. 3114 von 1553 April 4 („Derrick“).
- Vgl. den Kommentar zu Nr. 195.
- Classen, Archidiakonat (1938), S. 146 mit weiteren Quellenangaben.
- Matrikel Köln 2 (1919), 589,9.
- Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2868 von 1536 Dez. 29; Nr. 2388,3, Nr. 2398,4, Nr. 2867,2 von 1554 Feb. 24.
- Kastner, Urkunden IV (2013), Nr. 3235 von 1562 April 3.
- Pels II, Deliciae (1734), p. 137; Successio fol. 13r, 14v.
Nachweise
- Engelskirchen, Inschriften (1937), S. 30, Nr. 21.
- LAV NRW R, HS N III Nr. 2 (von Dorth, Notizen [1659–1674]), fol. 59v.
- Bambauer/Kleinholz, Inschriften, Teil 2 (1980), S. 217.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 169 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0016904.
Kommentar
Trotz des eher schlechten Erhaltungszustandes der Schrift lässt sich feststellen, dass die Kapitalis gleichmäßig verteilt und in breiten Buchstaben ausgeführt ist. Die Bögen bei C, O und Q sind kreisrund, die (Schräg)Balken von H und N breit gestaltet. Die Außenschäfte des M sind leicht schräg gestellt, das Mittelteil reicht bis auf die Grundlinie. Die Cauda des R setzt am Bogen an und ist nach rechts ausgezogen. Ob die Schäfte und Bögen, wie vereinzelt erkennbar, kurze Sporen oder Serifen trugen, lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Insgesamt sind deutliche Unterschiede zur Schrift auf dem Epitaph für Adolph Duden (Nr. 195) erkennbar.
Dietrich Duden5) aus Wesel war der erstgeborene Sohn des Ringenberger Burggrafen Alexander Duden und seiner Ehefrau Elisabeth van Wylich.6) 1535 wurde er ins Kapitel aufgenommen,7) 1536 als Xantener Kanoniker an der Kölner Universität immatrikuliert.8) In den Stiftsurkunden ist er von 1536 bis 1554 als Kanoniker nachgewiesen, 1554 taucht sein Name zudem unter den Testamentsvollstreckern des Gerhard Berendonck auf.9) Auf seine Zusatzpfründe, die er 1537 erhielt, verzichtete er am 8. April 1562 zugunsten seines Bruders Adolph,10) am 17. April auf seine Präbende zugunsten des Johannes van der Reck. Diese letztgenannte Angabe bei Pels und der Successio kollidiert mit dem Todesdatum der Inschrift des Epitaphs.11) Nach Pels hat Adolph Duden das Epitaph für seinen Bruder im Jahr nach dessen Tod aus seinem eigenen Vermögen, also nicht als Testamentsvollstrecker aus dem Nachlass des Bruders, gestiftet. Gleich daneben hängt ein Epitaph für Adolph, die gemeinsame Schwester Elisabeth und Adolphs nach der Resignation geehelichte Frau Elisabeth Heithusen (Nr. 195).