Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 174 St. Viktor, Kreuzgang 1564

Beschreibung

Grabplatte des Johannes Hisfelt im Westflügel des Kreuzgangs, Joch U21. Blaustein. 1930 bei der Anlage der Heizung aus der damals sog. Taufkapelle (heute Heilig-Geist-Kapelle) gehoben und in die Westwand des Kreuzganges eingelassen. Im Mittelfeld in einem aus der Raute entwickelten Ornamentrahmen ein Kelch mit Hostie, darunter das Wappen des Verstorbenen, in den Ecken in Vierpässen die im Uhrzeigersinn angeordneten Evangelistensymbole. Am Rand umlaufend ein Sterbevermerk (B), der an der oberen Schmalseite beginnt und im oberen Mittelfeld endet. Dort wurden unterhalb der umlaufenden Schriftleiste mehrere ebenfalls erhaben gearbeitete Textzeilen eingefügt, die zentriert angeordnet und nach unten durch ein Volutenband abgeschlossen sind. Die dritte der Zeilen im Mittelfeld wurde (wohl aufgrund eines Fehlers bei der Textanordnung) getilgt, eine letzte Zeile unter dem Volutenband angefügt. An der oberen Schmalseite über dem umlaufenden Schriftband die Widmung A. Alle dekorativen Elemente und die Schrift sind erhaben aus dem eingetieften Grund herausgehauen. Mehrere Risse im unteren Drittel, links stärker abgetreten als an der rechten Seite.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 255 cm; B. 145 cm; Bu. 7 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO)a)

  2. B

    IOAN(NI)a) · HISFELT HVIVS / ECCl(ES)IAEb) PORTAR(IO)a) ET CANO(NICO)a) SENIORI VIRO OPT(IMO)a) AC RE/LIGIOSO · QVI ·c) CVM / IPSE · SIBI · VIVENS · HVNC · MONVNENTId) · LOCV(M)e) DELEGISSETf) // DECESSIT · A(NN)Og) D(OMI)NI · 15 · / [……..]h)/ 6 · 4 ·i) 9 FEB(RVARII)j) / AN(NO)k) AETA(TIS)j) //l) 77m)

Übersetzung:

(A) Dem besten (und) höchsten Gott.

(B) Für Johannes Hisfelt, Portar und Seniorkanoniker der hiesigen Kirche, einen hervorragenden und frommen Mann, der, nachdem er sich selbst zu seinen Lebzeiten diesen Platz für sein (Grab)Denkmal ausgesucht hatte, im Jahre des Herrn 1564 am 9. Februar im Alter von 77 Jahren verschied.

Wappen:
Hisfelt1)

Kommentar

In der zweiten Hälfte der getilgten Zeile sind schwache Reste des Textes A(NN)O AETAT(IS) erkennbar, die darauf schließen lassen, dass dort versehentlich die Altersangabe gehauen worden war. Die aufgrund der Herstellungstechnik kräftigen Schäfte, Balken und Bögen verbreitern sich zu den Enden hin keilförmig oder tragen dreieckige Sporen. O ist spitzoval, M hat parallele Außenschäfte und einen kurzen Mittelteil. Die 5 ist in S-Form ausgeführt. Die ausgebuchteten Kürzungsstriche sind auf dem Grat über der Zeile angebracht, Quadrangel werden sowohl als Worttrenner als auch als Kürzungszeichen verwendet. Die Platte stammt vermutlich aus derselben Werkstatt wie die Grabplatte für Johannes von Viersen (Nr. 155).2)

Johannes Hisfelt erhielt am 16. April 1521 als Nachfolger von Heinrich Ingenwinkel Kanonikat und Präbende in Xanten.3) Ab 1531 übernahm er das Amt des Kellners und Bursars, das er zunächst bis 1533 innehatte,4) dann nochmals in den Jahren 1538–1550.5) 1545 wurde er Seniorkanoniker, 1553 zum Portar gewählt.6) Er starb am 8. oder 9. Februar 1564.7)

In den Präsenzrechnungen wird der Kanoniker 1529 bis zu seinem Tod 1564 als Inhaber der nach seiner Familie benannten, in der nordwestlichen Ecke der Immunität gelegenen Kurie Nr. 23 geführt.8)

Textkritischer Apparat

  1. Kürzung durch Quadrangel auf der Zeilenmitte.
  2. Minuskel-l und nachfolgend ein hochgestelltes I. Wahrscheinlich war hier ein Majuskel-L vorgesehen, in dessen Winkel das I eingestellt werden sollte. Ausgebuchteter Kürzungsstrich in die Rahmenleiste eingearbeitet.
  3. Trennzeichen über der Zeile nachgetragen.
  4. Richtig: MONVMENTI. I kleiner unter den Balken des T gestellt.
  5. Ausgebuchteter Kürzungsstrich in die Rahmenleiste eingearbeitet.
  6. Cauda des G weggebrochen. Danach Wechsel auf Schriftband im Mittelfeld.
  7. Kürzung durch hochgestelltes o.
  8. Der Text dieser Zeile wurde vollständig getilgt.
  9. Zwei übereinander gestellte Quadrangel.
  10. Kürzungszeichen fehlt.
  11. Wechsel auf ein eingetieftes Schriftband unterhalb des Volutenbandes.
  12. Unterbrechung durch Ornament.
  13. Möglicherweise wurden vor und hinter der Zahl weitere Schriftzeichen getilgt.

Anmerkungen

  1. Wolkenfeh, im Herzschild ein Winkelmaß.
  2. Siehe dort zu Übereinstimmungen und Abweichungen.
  3. So die Successio, fol. 7r zur 3. Präbende. Classen, Archidiakonat (1938), S. 143, führt ihn erst ab 1524 als Kanoniker.
  4. Ebd. Classen und Successio übereinstimmend.
  5. Classen, Archidiakonat (1938), S. 143.
  6. Ebd. mit Berufung auf das Kapitelsprotokoll. Die Successio gibt an, er sei am Aschermittwoch 1552 nach dem Tod des Wolfgang van Duven gewählt worden, der bis zu seinem Tod am 11. Juli 1552 Portar war (s. Nr. 148). Als Portar wird Hisfelt erwähnt in Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2735 von 1528 Okt. 17 (Rückseite, ohne Datierung) und Transfix Nr. 2735.1 von 1559 Nov. 12.
  7. Abweichend von der Grabplatte und Classen, Archidiakonat (1938), S. 143, überliefern Pels II, Deliciae (1734), p. 125 und die Successio, fol. 6v–7r den 8. Februar als Todestag.
  8. Zählung nach Wilkes, Studien (1952), S. 111f. mit Anmerkungen, vor 1945 Klever Str. 9, heute Marienschule.

Nachweise

  1. Engelskirchen, Inschriften (1937), S. 41f.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 174 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0017400.