Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 181† † Kapuzinerkloster 1570
Beschreibung
Giebel mit Bauinschrift (A) und Gruß an ihren Leser (B) „an der Strasse nächst dem Markt vor der Capuccener oder Graven-Mönchen Konvent“, so von Dorth, der die Inschrift, „in hartem Stein gehauen“, aufgezeichnet hat. Das 1570 von seinem damaligen Besitzer Wilhelm Steck errichtete Haus wurde 1639 den Kapuzinern zugewiesen, die seit 1629 in Xanten präsent waren und zunächst im sog. Gronischen oder auch Pohlmutschen Haus in der Orkstraße allzu beengt gewohnt hatten. 1712–1715 wurden die Klostergebäude neu errichtet. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster 1802 aufgehoben, die Klostergebäude verfielen oder wurden niedergerissen.1)
Inschriften nach von Dorth.
- A
Nobiliss(imus) ac clariss(imus) Guilielmus Steck monasteriensis cancellarius ad suam haeredum suorum ac amicoru(m) commoditatem huiusq(ue) urbis ornamentum simul ut voto charissimae beneq(ue) de se meritae coniugis satisfaceret fieri fecit anno a Christo nato 1570
- B
Tu qui legis ave et vale
Übersetzung:
(A) Der hochedle und hochberühmte Wilhelm Steck, Kanzler zu Münster, hat zu seinem, seiner Erben und seiner Freunde Nutzen und der Stadt zu Ehren, zugleich aber auch, um einem Wunsch seiner überaus geliebten Gattin, die sich um ihn sehr verdient gemacht hat, zu entsprechen, (dieses Gebäude) im Jahre nach Christi Geburt 1570 errichten lassen.
(B) Du, der du das liest, sei gegrüßt und lebe wohl.
Anmerkungen
- Birckman, Geschichte (1928), S. 102–108.
- Zu seinem Werdegang s. Efing u.a., D.O.M.S. (2009), S. 92. Vgl. auch Nr. 183 und Nr. 235.
- Van der Loo/Pies, Steck-Grabinschriften (1979/80), S. 104f.
- Kastner, Urkunden IV (2013), Nr. 3391 von 1581 Juni 10.
- Van der Loo/Pies, Steck-Grabinschriften (1979/80), S. 105.
- Vgl. Efing u.a., D.O.M.S. (2009), S. 86–92.
- Vgl. z. B. DI 29 (Worms [1991]), Nr. 546 (1591) für Georg Seiblin, den Kanzler des Bischofs von Worms; DI 28 (Hameln [1989]), Nr. 145 (1640) für den herzoglichen Legaten Erdwin Hermeling.
Nachweise
- LAV NRW R, HS N III Nr. 2 (von Dorth, Notizen [1659–1674]), fol. 50v.
- Bambauer/Kleinholz, Inschriften, Teil 2 (1980), S. 211.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 181† (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0018101.
Kommentar
Wilhelm Steck wurde am 20. August 1528 als Sohn des Gerit Steck aus der bürgerlichen Emmerich-Weseler Linie und seiner Ehefrau aus der Familie Hoppe geboren.2) Nach Jurastudium in Frankreich und Italien und Promotion in Bologna wurde er 27jährig auf Veranlassung Kaiser Karls V. Assessor am Reichskammergericht in Speyer. Während seiner Zeit als Assessor heiratete er spätestens 1559 Anna Vogels.3) Eine Berufung durch Kaiser Ferdinand I. zum Kaiserlichen Rat lehnte er zugunsten des Kanzleramtes bei Fürstbischof Johann von Hoya in Münster, den er aus gemeinsamen Tagen beim Reichskammergericht in Speyer kannte, ab. Dieses Amt trat er 1562 an und zeichnete sich durch seine reformerische Tätigkeit aus. Kaiser Maximilian erhob ihn mit seinen Brüdern Gerit und Floris 1572 in den erblichen Adelsstand (vgl. Nr. 235). Unter seinem Hausbesitz befand sich seit 1567 das Haus am Xantener Markt, das Wilhelm Steck 1570 neu errichten ließ. Eine Stiftsurkunde erwähnt, dass er durch seinen Bevollmächtigten der Xantener Kirchenfabrik 1578 zwei Katen in Lüttingen schenkte.4) Am 28. November 1580 starb Wilhelm Steck im Alter von 52 Jahren an einer Lungenentzündung.5) Im Dom zu Münster hängt noch heute ein Epitaph für Wilhelm Steck, das seinen Werdegang überliefert.6) Da das Attribut nobiliss(imus) in der Inschrift die Erhebung in den Adelsstand nicht voraussetzt, sondern vielfach auch für bürgerliche Amtsträger im Dienste hochgestellter Persönlichkeiten verwendet wurde,7) spricht nichts gegen die Anbringung der Inschrift im Zuge der Fertigstellung des Hauses 1570.