Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 183† † Kapuzinerkloster 1571, 1574
Beschreibung
Unbekannte Träger (Glasgemälde?, vielleicht Wappenscheiben?) mit Namen in niederländischer Schreibweise mit deutschen Elementen sowie Jahreszahlen. Sie stammen aus dem ehemaligen, 1570 von Wilhelm Steck errichteten Haus am Markt, das seit 1639 vom Kapuzinerkonvent genutzt wurde (s. Nr. 181).1)
Inschriften nach Belonje, Ergänzungen nach van der Loo/Pies.
- A
[Derick] Steck Agnes v(an) Gommersbach sijn huisfrau 1571
- B
[Bernt] v(an) der Horst Gertruidt Steck sijn huisfrau 1571
- C
Wilhelm Steck Munsterscher cantzler Anna Vogel sijn huisfrau 1571
- D
Henderick van der Hoevelick 1574 [Wilbricht] Steck
- E
[Jorien] v(an) Buersen tot Holtwijck [Aelken] Steck
Anmerkungen
- Birckman, Geschichte (1928), S. 103.
- Zu den genealogischen Angaben siehe van der Loo/Pies, Steck-Grabinschriften (1979), S. 102–107.
- Nicht erwähnt werden Hermann und Wichmut. Zu Wilhelm und Aelken vgl. van der Loo/Pies, Steck-Grabinschriften (1979), S. 103f. Die Namen der Eltern wurden von den Verfassern mittlerweile korrigiert (freundliche Auskunft von Eike Pies an Michael Knierim unter Bezugnahme auf das unveröffentlichte Typoskript „Pies/van der Loo, Die nicht edelfreien Stecke-Nachkommen“ von 1986).
- Das Ehepaar hatte zwei Töchter, Aleydt und Theodorica.
- An diesem Tag fiel ihrer Tochter Heylwich van der Horst das mütterliche Erbe zu.
- Urkundlich 1514–1523 in Emmerich nachgewiesen.
- Van der Loo/Pies vermuten, dass es sich um Glasfenster handelt (Steck-Grabinschriften [1979], S. 106 mit Anm. 51 mit Bezug auf die Sammlung des Reichsfreiherrn van Spaen von Ringenberg und Hamminkeln [1669–1745] im Archiv des Hoogen Raad van Adel, Den Haag, Nr. 75, fol. 61).
Nachweise
- Belonje, Grabinschriften (1979), S. 13.
- van der Loo/Pies, Steck-Grabinschriften (1979), S. 102–107.
- Ley, Monumente des Totengedenkens (2015), S. 248 (nach Belonje).
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 183† (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0018309.
Kommentar
Die Inschriften führen Ehepaare auf, zu denen jeweils ein Partner aus der Familie Steck gehörte. Die Emmerich-Weseler Linie der Familie geht auf den urkundlich von 1491 bis 1521 in Emmerich als Schöffen nachgewiesenen Gerit Steck zurück, der mit seiner Frau, die aus der Familie Hoppe stammte, sechs Kinder hatte.2) Vier davon werden in den Inschriften genannt, nämlich der Bauherr des Hauses, Wilhelm Steck, und seine Geschwister Gertrud, Derick und Aelken,3) außerdem Wilhelms Nichte Wilbricht. Wilhelm Steck, ab 1562 Kanzler am Hof des Fürstbischofs in Münster, verstarb 1580 (s. Nr. 181). Seine Schwester Aelken Steck (um 1530–1584), urkundlich bezeugt 1554–1564, war seit 1562 mit dem Ritter und Sohn des Richters von Borculo (Provinz Gelderland, Niederlande), Jorien van Buerse, verheiratet.4) Gertrud Steck, urkundlich nachgewiesen 1528–1538, heiratete Bernt van der Horst aus Emmerich († 1537) und verstarb bereits vor dem 31. Januar 15545), also 17 Jahre vor Anbringung der Inschriften. Auch Derick Steck (um 1500–5. Juni 1543, urkundlich belegt 1526–1543), Drost zu ter Borch bei s’Heerenberg (Provinz Gelderland, Niederlande), wird hier posthum erwähnt, allerdings lebte seine Witwe Agnes van Gommersbach noch († 24. Oktober 1575). Wilbricht Steck (urkundlich nachgewiesen 1545–1576, † vor 1581) war eine Tochter des Hermann Steck6) und dessen zweiter Ehefrau Margriet Küppers. Wilbricht heiratete in erster Ehe vor 1545 den Emmericher Patrizier und Schöffen Henderick van der Hoevelick, ist 1559 als Witwe und drei Jahre später als Ehefrau des ebenfalls aus Emmerich stammenden Patriziers Rypperbant bezeugt. 1567 war sie erneut verwitwet, beide Ehen blieben kinderlos. Warum sie hier mit ihrem ersten Gatten erwähnt ist, ist nicht bekannt.
Es ist anzunehmen, dass die Inschriften zur Ausstattung des 1570 neu errichteten Hauses gehörten. Insofern ist die Vermutung, es habe sich um Inschriften auf Glasfenstern gehandelt, durchaus plausibel.7) Zweifellos war ein ausgeprägt repräsentativer Charakter bei der Planung des Hauses beabsichtigt gewesen, das, wie die Bauinschrift dies deutlich ausdrückt, ad suam haeredum suorum ac amicorum commoditatem huiusque urbis ornamentum errichtet wurde (vgl. Nr. 181). Die Inschriften und wohl auch ihre Träger dienten der Selbstdarstellung der Familie Steck. Zumindest vier der Inschriften wurden 1571 bzw. 1574 ausgeführt. Als Auftraggeber kommen die zu dieser Zeit noch lebenden Familienmitglieder, die Geschwister Wilhelm und Aelken mit ihren Gatten bzw. Gattinnen, aus der nachfolgenden Generation wohl nur Wilbricht mit ihrem Gatten infrage.