Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 195 St. Viktor, Kreuzgang (1562)/1584

Beschreibung

Epitaph für die Eheleute Adolph Duden und Elisabeth Heithusen († 1584) sowie Elisabeth Duden († 1562) im Ostflügel des Kreuzgangs, Joch U9/10.1) Baumberger Sandstein. Querrechteckige Schrifttafel mit scharriertem und profiliertem Rahmen, darin eingehauen eine Widmung (A), ein fünfzeiliger Sterbevermerk (B) und ein Trostspruch in Form eines Bibelzitats (C). Die Inschriften B und C sind in Niederländisch mit deutschen Elementen abgefasst. Ein Riss, der senkrecht durch die Platte ging, konnte bei der Restaurierung Mitte der 1950er Jahre gut verklebt werden. Einige Flicken und eine geringfügige Beschädigung im Rahmenbereich beeinträchtigen den Erhaltungszustand des Epitaphs nur unwesentlich.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 39,5 cm; B. 74 cm; Bu. 3 cm (A), 2 cm (B, C).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    DEO // OPT(IMO) // MAX(IMO)a)

  2. B

    ADOLPHVS · DVDEN · VND · ELIZABET · HEITHVSEN / EHELVDE · SINT · BEIDE · IN · DEN · HERREN · VER/STORVEN · INT · IAR · 1584 · DEN · 24 · IVNY · / ELIZABET · DVDEN · VERSTARF · INT · IAR · 1562

  3. C

    ICK · WEIT · DAT · MIN · ERLOSER · LEVET · VND · WERDEb) / DEN · HERN · MIT · MINEN · AVGEN · SEHEN · IOB 192)

Übersetzung:

(A) Dem besten (und) höchsten Gott.

Kommentar

Die zeittypischen Buchstabenformen, die das Schriftbild der Kapitalis prägen (etwa das sehr breite M mit schrägen Außenschäften und kurzem Mittelteil und das ovale O), sind sehr sorgfältig und gleichmäßig ausgeführt. Erwähnenswert sind das zweistöckige Z, die beinahe anachronistisch wirkende Worttrennung durch schlichte Punkte auf der Zeilenmitte und die vor allem gegen Ende gehäuft auftretenden, platzsparenden Buchstabenverbindungen (Nexus litterarum und eine Enklave).

Adolph Duden, der jüngere Bruder des Dietrich Duden, wurde am 14. Dezember 1545 ins Xantener Kapitel aufgenommen.3) Ab dem 17. Mai 1549 war er vorübergehend Pfarrer in Friemersheim (Duisburg), gab dieses Amt jedoch bald auf – vermutlich weil sich die dortige Gemeinde während seiner achtjährigen Amtszeit der lutherischen Konfession zugewandt hatte.4) Nach Pels verzichtete er am 31. Oktober 1564, um zu heiraten.5) Seine Ehefrau, Elisabeth Heithusen, verstarb nach Auskunft der Inschrift am selben Tag wie ihr Gatte. Ihre gemeinsame Gedenktafel hängt neben dem Epitaph, das Adolph für seinen früher verstorbenen Bruder Dietrich im Kreuzgang gestiftet hatte (Nr. 169). Elisabeth Duden war die jüngere Schwester der beiden Brüder Dietrich und Adolph.6) Die Geschwister gehörten zu den (wenigstens) acht Kindern des Alexander (Sander) Duden7) und seiner Ehefrau Elisabeth von Wylich8).

Adolph Duden war als Nachfolger seines 1562 verstorbenen Bruders im Besitz der Kurie 17,9) verkaufte diese jedoch 1564 im Zuge seines Verzichts an Aegidius (II) de Platea (vgl. Nr. 123). Der Stiftsbibliothek vermachte er 1572 ein hebräisches Werk „ad usum studiosorum ac Bibliothecae huius ornatum.“10)

Textkritischer Apparat

  1. Zwischenräume mit Rankenornament gefüllt.
  2. E in D eingestellt.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. nach Hölker (1925): H-37.
  2. Hi 19,25.27.
  3. Classen, Archidiakonat (1938), S. 149 mit weiteren Quellenangaben.
  4. Oberkalkofen, Sippe Duden (1992), S. 26f.
  5. Pels II, Deliciae (1734), p. 175. S. auch Classen, Archidiakonat (1938), S. 149.
  6. Zur Verwandtschaft mit Anna Duden s. Nr. 164.
  7. Geboren 1481, 1521/23 Burggraf von Ringenberg (Stadtarchiv Wesel, Roelen Datenbank Schöffen, A3/16, fol. 45v; A3/18, fol. 62r); gestorben vor dem 3. Dez. 1527 (ebd., A3/21, fol. 93v).
  8. Gestorben 1549 oder später. Diese Elisabeth van Wylich war eine natürliche Tochter des Erbhofmeisters Adolph van Wylich (1460–1521) (Stadtarchiv Wesel, Roelen Datenbank Schöffen, A3/32, fol. 35r: 1538; LAV NRW R, Xanten, Viktorstift, Akte 15, fol. 152v: 1529 und 1557).
  9. Zählung nach Wilkes, Studien (1952), S. 82. Heute Kapitel 15, in Privatbesitz. Über die Bauinschrift am selben Haus s. Nr. 172 und Wilkes, Studien, S. 85, Anm. 10.
  10. Bader, 1600 Jahre (1964), Tf. 33.

Nachweise

  1. Archiv der Dombauhütte, Abrieb Cuno (1857/68), Nr. 16701.
  2. Engelskirchen, Nachlese (1939), S. 122, Anm. 2.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 195 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0019503.