Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 198 St. Viktor, Kreuzgang 1588

Beschreibung

Epitaph des Bürgermeisters und Rechtsgelehrten Paul Vonhoff im Ostflügel des Kreuzgangs, Joch U10.1) Baumberger Sandstein. Annähernd quadratische Schrifttafel mit profiliertem Rahmen und zwei reliefierten Wappen in den oberen Ecken. Eine Widmung zwischen den Wappen (A) und der achtzeilige Setzungs- und Sterbevermerk (B) sind zeilenweise eingehauen. Leichte Beschädigungen der Oberfläche beeinträchtigen das Schriftbild kaum.

Siehe Lageplan.

Maße: H. 55,5 cm; B. 57 cm; Bu. 4,5 cm (A), 2,5 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    D(EO) O(PTIMO) M(AXIMO)

  2. B

    CHARISS(IMO) PARENTI PAVLO / VONHOFFa) L(EGVM) L(ICENTIATO)b) QVI HVIC VRBI / PERc) MVLTOSd) A(N)NOSd) MAGNA CV(M) / LAVDE PRAEFVITe) MOERENSc) / FILIVS OTTOf) VONHOFFa) PIETATISg) / ERGO POSVITe) · MORITVRe) A(NN)Oh) 1588 / 14 APRILISi) QVI ERAT DIES COENAEj) / DOMINI AETATIS ANNO LIII

Übersetzung:

(A) Dem besten (und) höchsten Gott.

(B) Seinem geliebten Vater Paul Vonhoff, Lizenziat der Rechte, der viele Jahre lang an der Spitze dieser Stadt gestanden und sich dabei großen Ruhm erworben hat, hat der trauernde Sohn Otto Vonhoff aus Pietät (dieses Epitaph) errichtet. Er starb im Jahr 1588 am 14. April – das war der Tag des Herrenmahles (d. h. Gründonnerstag) – im Alter von 53 Jahren.

Wappen:
Vonhoff2), Ingenwinkel3)

Kommentar

Die Kapitalis ist sehr sorgfältig gehauen, in den ersten vier Zeilen unter Zuhilfenahme sehr fein vorgezogener Hilfslinien. Enklaven und Kürzungen sparen ebenso Platz wie die vergrößerte Ausführung des T, die es ermöglicht, den Platz raubenden Balken über der Oberlinie der Zeile zu hauen. Wohl aus demselben Grund ist der linke Schrägschaft des A mehrfach verkürzt und endet über der Cauda oder dem Balken des vorhergehenden Buchstabens. Die Kürzungsstriche sind ausgebuchtet. Die Cauden des R und des Q sind weit ausgestellt und unter die Zeile gezogen. M hat schräge Außenschäfte und einen kurzen Mittelteil. Zu Parallelen mit der Schrift am 1603 angefertigten Epitaph für Gerhard Busaeus siehe Nr. 202.

„Paulus von Hoff, dictus Pans“ wurde nach der Bürgermeisterliste 1545 zum Bürgermeister gewählt4) und ist 1580 letztmalig als Schöffe belegt5). Bei der Ausführung des Sterbedatums ist ein Fehler unterlaufen, denn 1588 fiel Gründonnerstag auf den 4., nicht den 14. April.6) Paul Vonhoff war mit Adelheid Ingenwinkel verheiratet, deren Wappen ebenfalls auf dem Epitaph angebracht ist.7) Ihr gemeinsamer Sohn Otto war Kanoniker in Xanten; er resignierte 1588, nachdem er 1583 nach Verzicht des Rutger Hagens (Nr. 153) dessen Präbende erhalten hatte,8) und taucht dann in der Bürgermeisterliste für das Wahljahr 1594 auf. Urkundlich ist er für das Jahr 1606 als Schöffe und für das Jahr 1620 als Bürgermeister und „zurzeit ältester Schöffe“ belegt“.9) Siehe auch das Epitaph eines Schöffen Paul Vonhoff, der 1594 geboren und 1629 gestorben ist (Nr. 233).

Textkritischer Apparat

  1. Zweites F kleiner ausgeführt.
  2. Buchstabenbestand: LL.L. Engelskirchen liest ILL(ustrissimo) mit Fragezeichen.
  3. Nexus litterarum durch Verschmelzung der Schäfte von E und R, E seitenverkehrt ausgeführt.
  4. S in O eingestellt.
  5. T größer ausgeführt.
  6. Erstes T größer ausgeführt.
  7. Erstes T höher gestellt und über die Zeile hinausragend, zweites T größer ausgeführt.
  8. A größer ausgeführt, Kürzung durch hochgestelltes o und Quadrangel auf der Grundlinie.
  9. Zweites I kleiner über den Balken des L gestellt.
  10. E in O eingestellt.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. nach Hölker (1925): H-44.
  2. Siebenstrahliger Stern. Koch, Wiederherstellungsarbeiten (1964), S. 301, weist darauf hin, dass die Platte auch auf der Rückseite bearbeitet ist; dort, um 90° gedreht, ein unbekanntes Wappen (Löwe).
  3. Zwillingsbalken, begleitet von 3 (2,1) nach links gewendeten Winkeln.
  4. Pels III, Stella lucida (1734), p. 187.
  5. LAW NRW R, Xanten, Viktorstift, U 219 von 1580 Sept. 25.
  6. Grotefend, Taschenbuch der Zeitrechnung (142007), S. 176.
  7. LAW NRW R, Xanten, Viktorstift, U 217 von 1580, Feb. 18.
  8. Dazu Pels II, Deliciae (1734), p. 137; Successio, fol. 14r.
  9. Kastner, Urkunden IV (2013), Nr. 3547 von 1606 Jan. 11 und Nr. 3603 von 1620 Jan. 11.

Nachweise

  1. Hölker, Inventar (1925), H-44.
  2. Engelskirchen, Inschriften (1937), S. 30, Nr. 22.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 198 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0019803.