Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 205 St. Viktor, Lapidarium 1604

Beschreibung

Epitaph für Arnold van Steinhuis.1) Baumberger Sandstein. Schrifttafel in schlichtem, nach innen abgeschrägtem Rahmen. Vor 1945 im Ostflügel des Kreuzgangs, Joch U4/5, in die Wand eingefügt, bei den Luftangriffen auf Xanten 1945 zerschlagen. Zehn Fragmente haben sich erhalten, sie machen den größten Teil der Tafel aus. Die neunzeilig eingehauene Inschrift enthält einen Sterbevermerk mit Grabbezeugung und ist durch ein vor 1945 aufgenommenes Foto in vollem Umfang bekannt.

Ergänzungen nach Foto.

Maße: H. 43,5 cm; B. 63 cm; Bu. 2–2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. [V(ENERABILIS) D(OMINVS) ARN(OLDVS) A] STEINHVIS CANO(NICVS) / [HVIVS ECCL(ES)]IAE , QVI OB HOSPITALI/T[ATEM ET FACV]NDIAM SV(M)MIS [E]T / I[NFIMIS PER]AEQ(VE) CHARVS EXTITITa), / [IN D(OMI)]NO OBDORMIVIT [A(NN)Ob)] D(OMINI) 1604 · 14 DIE / SE[PT]EMB(RIS) ET HIC TVMVLATVSc) POST RE=/SVR[RE]CTIONEMd) EXPECTAT PORTIO=/NEMe) ET RE[Q]VIEM SVAM IN / TERRA VIVENTIVMf) ·

Übersetzung:

Der hochwürdige Herr Arnold van Steinhuis, Kanoniker der hiesigen Kirche, der wegen seiner Freundlichkeit und Beredsamkeit bei Hoch und Niedrig in gleicher Weise beliebt und geachtet war, entschlief im Herrn im Jahr des Herrn 1604 am 14. September. Hier begraben, erwartet er nach der Auferstehung seinen Anteil und seine Ruhe im Lande der Lebenden.

Kommentar

Die Kapitalis ist mit annähernd gleichbleibender Strichstärke gehauen, die Sporen sind nur schwach ausgeprägt. Breit ausgeführten Buchstaben wie A, B, H und V stehen schmale Formen wie C und S mit flachen Bögen gegenüber. Mehrfach sind Buchstaben über den Balken des L oder unter den Balken des T gestellt. M hat parallele Außenschäfte und einen kurzen Mittelteil. Der rechtsschräge Schaft des X ist leicht geschwungen, alle drei Balken des E sind unterschiedlich lang. Kürzungen werden durch ausgebuchtete Kürzungsstriche oder zwei übereinander gesetzte Dreispitze angezeigt.

Nach Pels und der Successio erhielt Arnold van Steinhuis aus Essen, der Sohn des Hieronymus, am 13. Oktober 1558 durch Verleihung der Kapitulare eine Präbende, deren Nutznießung ihm ab dem 16. November desselben Jahres zustand. Abweichend von der Inschrift überliefern die beiden archivalischen Quellen den 12. September als Todestag, als Todesursache geben sie Schwindsucht an. Außerdem berichtet Pels von der Stiftung des Epitaphs im Umgang des Kreuzgangs.2) Pels’ Charakterisierung des Verstorbenen wird sich am Epitaph orientiert haben: „Arnold Steenhuis war hier wegen seiner Freundlichkeit, seiner Beredsamkeit, seiner geregelten Lebensführung und seinem sympathischen Wesen bei Hoch und Niedrig gleichermaßen beliebt.“3) Ähnlich äußert sich die Successio.4) Nach dem Tod des Engelbert Steenhuis im Jahre 1562 (vgl. Nr. 170) wohnte sein Neffe 1564 bis zu seinem Tod 1608 in der Kurie Kapitel 125); als deren Besitzer wird er bis 1608 geführt.

Textkritischer Apparat

  1. Beide I kleiner ausgeführt.
  2. Endbuchstabe verkleinert und hochgestellt. Buchstabenverlust durch Beschädigung der Oberfläche.
  3. A verkleinert über den Balken des L gestellt.
  4. Trennzeichen in der Kehlung des Rahmens.
  5. I verkleinert und unter den Balken des T gestellt. Trennzeichen in der Kehlung des Rahmens.
  6. Das zweite I verkleinert und unter den Balken des T gestellt.

Anmerkungen

  1. Inv.-Nr. nach Hölker (1925): H-30. Lapidarium: Inv.-Nr. 389a-j.
  2. Pels II, Deliciae (1734), p. 200, 291; Successio, fol. 55v–56r.
  3. „Arnoldus Steenhuis fuit hic per suam hospitalitatem, facundiam, vivendi normam et benevolentiam summis et infimis aeque gratus.”(Pels II, Deliciae [1734], p. 291).
  4. Successio, fol. 56r.
  5. Zählung nach Wilkes, Studien (1952), S. 60 mit Anm. 18.

Nachweise

  1. Foto: RBA 25169 (Jahr der Aufnahme unbekannt).
  2. Clemen, KDM Kreis Moers (1892), S. 147, Nr. 9.
  3. Hölker, Inventar (1925), H-30.
  4. Engelskirchen, Inschriften (1937), S. 26, Nr. 9.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 205 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0020500.