Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 211(†) St. Viktor, Kreuzgang 1613
Beschreibung
Grabplatte mit Sterbevermerk für Matthias Paludanus alias Broickmann. Stein(?). Von Dorth überliefert die Inschrift lückenhaft, offenbar war sie bereits 1659 schlecht lesbar. Engelskirchen bringt den Sterbevermerk unter starkem Vorbehalt mit der – von Osten gesehen – ersten Bodenplatte im Nordflügel (U13) in Verbindung. Er stützt seine Vermutung u.a. auf eine Randnotiz von Dorths, in der dieser die Ausführung der Inschrift „in sarcophago opten Wyn(?)Keller“1) vermerkt. Dazu würde die Lage der Platte passen, denn der Nordflügel des Kreuzgangs wird von dem Gebäude der Alten Kellnerei begrenzt. Diese fragliche Blausteinplatte ist weitgehend abgetreten, von der zwischen Stegen verlaufenden, erhaben herausgehauenen Umschrift auf den Langseiten sind nur noch einzelne Buchstaben zu lesen. In den beiden unteren Ecken sind Medaillons mit Evangelistensymbolen (Markuslöwe und Lukasstier) angebracht. Auf der gegenüberliegenden Schmalseite ist die Platte beschnitten, die beiden Medaillons mit den entsprechenden Evangelistensymbolen (Matthäus und Johannes) fehlen. Die auf der rechten Langseite erkennbare Buchstabenfolge ALV könnte Bestandteil des Familiennamens sein und stützt die Deutung als Grabplatte des Matthias Paludanus.
Inschrift weitgehend ergänzt nach von Dorth, Notizen.
Siehe Lageplan.
Maße: H. 176 cm; B. 102 cm; Bu. 8 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
[ANNOa) 1613 12. IANVARII OBIIT V(ENERABILIS) D(OMINVS) M(AGISTER) MATT(HIAS) P]ALV[D(ANVS) VENR(AYENSIS) CAN(ONICVS) X]AN[T(ENSIS) NE]C NO(N) [ILLVST(RISSIMORV)Mb) PRINC(IPVM) CAR(OLI) FRIDER(ICI) ET JO(ANN)IS WILH(ELMI) DV(CV)Mb) I(V)V(ENVM) CL(IVENSIVM) MCc) .O... P(RAECEPTOR) CVM .…. MAT… PAL… COM... HAECd) M…]2)
Übersetzung:
Im Jahre 1613, am 12. Januar, verstarb der ehrwürdige Herr Magister Matthias Paludanus aus Venray3), Kanoniker in Xanten und Lehrer der erlauchtesten Fürsten Karl Friedrich und Johannes Wilhelm, der jungen Herzöge zu Kleve, ... Matthias Paludanus ...
Textkritischer Apparat
- Von Engelskirchen 1955 noch gelesen.
- M hochgestellt.
- C hochgestellt.
- HAER?
Anmerkungen
- Abweichend bei Bambauer/Kleinholz, Inschriften (1980): „in sarcophago ext. beim Keller“.
- Es ist offensichtlich, dass von Dorth bereits Probleme mit der Entzifferung der Schrift hatte. Die beiden letzten Zeilen seiner Überlieferung sind nicht mehr zu rekonstruieren.
- Provinz Limburg/NL.
- Pels II, Deliciae (1734), p. 206. Die Successio (fol. 59v–60r) erwähnt, dass er als Kandidat für sein Kanonikat einen Klerikerbrief mit dem Siegel des Werdener Abtes vorlegte und dass das Kapitel akzeptierte.
- Gedenkblätter zur dreihundertjährigen Stiftungsfeier des 1588 gegründeten Gymnasiums Arnoldinum zu Burgsteinfurt, Burgsteinfurt [1888], S. 8; Johann Diederich von Steinen, Westphälische Geschichte, Theil 1, Lemgo 1755, S. 448.
- Kastner, Urkunden III (2007), Nr. 2763 von 1529 Dez. 20 (Rückseite).
- Wilkes, Studien (1952), S. 38.
Nachweise
- LAV NRW R, HS N III Nr. 2 (von Dorth, Notizen [1659–1674]), fol. 59v.
- Bambauer/Kleinholz, Inschriften, Teil 2 (1980), S. 218.
- Engelskirchen, Letzte Nachlese (1955), S. 201f.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 211(†) (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0021102.
Kommentar
Matthias Paludanus erhielt durch Präsentation des Herzogs von Kleve am 24. März 1573 eine Präbende am Viktorstift.4) Am fürstlichen Hof war er als Erzieher der Söhne Herzog Wilhelms des Reichen und der Maria von Habsburg, Karl Friedrich (1555–1575) und Johann Wilhelm, des nachmaligen Herzogs (1562–1609), sowie des Grafen Arnold III. von Bentheim tätig.5) Paludanus wird in einer Stiftsurkunde für das Jahr 1588 als Fabrikmeister aufgeführt6) und in den Präsenzrechnungen als Bewohner der Kurie Kapitel 6 (heute Kaplanei und Wohnhaus) genannt.7) Sein Todesjahr wird bei Pels abweichend von der Überlieferung bei von Dorth mit 1615 angegeben.