Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 226 Markt 16 1624

Beschreibung

Steintafel, in 3,25 m Höhe in die Rückwand des ehemaligen Gartenhauses eingelassen, das der Dechant Caspar van Ulft, Bewohner der damaligen Kurie 151), auf seinem Grundstück errichten ließ. Kalkstein. Die Tafel ist Teil eines Ensembles von ursprünglich vier Steinen, die neben und zwischen den Fenstern des ersten Stocks eingefügt waren (vgl. Nr. 224 und 225).2) Das Gartenhaus wurde 1945 zerstört, die Rückfront mit den unbeschädigten Steinen blieb aber stehen.3) Über einem breiten Gesims ein eingetieftes Feld, das an drei Seiten von einem profilierten Rahmen mit Blattdekor auf einem Rundprofil eingefasst ist. Im Feld ein Mahnspruch – zugleich der Wahlspruch des Bauherren –, darunter das erhaben herausgehauene Dechantenwappen des Caspar van Ulft zwischen der Angabe des Baujahrs (A). Auf dem Gesims der Name des Bauherrn und eine Jahresangabe als Bauinschrift (B). Inschriften zwischen dünn vorgeritzten Hilfslinien eingehauen.

Maße: H. 61 cm; B. 57 cm; Bu. 4,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    HODIE FLOS / CRAS FOENV(M)4) / 16//24a)

  2. B

    CASPARVS AB VLFT / DECAN(VS)b) XANCT(ENSIS)c) A(NN)O 1624

Übersetzung:

(A) Heute Blume, morgen Heu.

(B) Caspar ab Ulft, Xantener Dechant, im Jahr 1624.

Wappen:
Stift St. Viktor/Ulft5)

Kommentar

Die beiden Inschriften wurden vermutlich nicht von derselben Hand gefertigt: Die Buchstaben des Spruchs A sind mit kräftiger, annähernd gleichbleibend breiter Kerbe eingehauen. Die etwas schmaler proportionierte Inschrift B hingegen ist qualitätvoller gearbeitet. Haar- und Schattenstriche werden durchgängig unterschieden, die linksschrägen Schäfte sind stets verstärkt. P im Eigennamen ist offen.

Der Inschriftstein bildete mit der Nachbildung einer römischen Ziegelsteinplatte (Nr. 225), einem antik-römischen Weihestein des Cessorinius Ammausius an den Gott Silvanus (heute LVR–Archäologischer Park/RömerMuseum) sowie dem sog. Adalgerus-Stein (Nr. 224) ein museales Ensemble, das in Kombination mit dem Renaissanceerker an der Vorderfront des Wohnhauses (Nr. 227) das Bild eines antiquarisch interessierten Humanisten vermittelt.

Textkritischer Apparat

  1. Unterbrechung durch das Wappen.
  2. Kürzung durch us-Haken auf Höhe der Grundlinie.
  3. C verkleinert auf der Grundlinie unter dem Balken des T, vermutlich nachgetragen. Kürzung durch in Kontur ausgeführtes Quadrangel.

Anmerkungen

  1. Zählung nach Wilkes, Studien (1952), S. 76. Heute Kapitel 13.
  2. Bei dem vierten Stein handelte es sich um die antik-römische Statue eines Bärenfängers (heute im LVR-Archäologischer Park /RömerMuseum Xanten).
  3. Siehe das Foto von Otto Drese in: Kat. Xanten, Februar 1945 (1995), S. 194.
  4. Derselbe Spruch steht auf der Grabplatte des Dechanten (Nr. 244) und auf dem Renaissanceerker seines Wohnhauses (Nr. 227); vgl. Ps 36,2 und 89,6; Is 40,6; Iac 1,10; I Pt 1,24.
  5. Stiftswappen, belegt mit Herzschild Ulft (Rietstap, Armorial, Bd. 2 [1887], S. 958).

Nachweise

  1. Bader, Dom I (1978), Tf. 29, S. 131.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 226 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0022605.