Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 227(†) Markt 16/St. Viktor, Lapidarium 1624

Beschreibung

Renaissanceerker an der zum Markt hin gelegenen Vorderfront des ehemaligen Gartenhauses van Ulft. Sandstein. Das Gebäude wurde im Februar 1945 größtenteils zerstört1) und 1952 rekonstruiert, wobei die Front des Gebäudes nach vorne gezogen und an der Front der Nachbargebäude ausgerichtet wurde.2) Der Volutengiebel des Erkers trug eine gerahmte Beschlagwerktafel mit einem Text zum Gedenken an den Märtyrertod des Stiftspatrons in Xanten (A). Vom Originalbestand ist lediglich ein Bruchstück der rechten Tafelhälfte (H. 21 cm, B. 22 cm) aus grobkörnigem, verwittertem Sandstein erhalten. Es trägt die ersten vier Buchstaben der ersten Zeile unter einer eingerollten Volute.3) 1965 und 1975 wurden Zeichnungen des Erkers mit dem kompletten Text der Schrifttafel angefertigt.4) Neu ausgeführt wurde jedoch nur der Text der rechten Tafelhälfte, während die linke Seite leer blieb. Am Gesims unterhalb der Fenster befanden sich im mittleren Feld das Baujahr sowie das Wappen, das der Bauherr Caspar van Ulft als Dechant des St. Viktorstifts führte; in den seitlichen Feldern war vor 1945 ein Mahnspruch angebracht (B), der bei der Rekonstruktion des Erkers aber entfallen ist.5)

Ergänzungen in A nach Henninger (Text in Normalschrift, 1856/7) und der Zeichnung von W. Eickenscheidt (1975), B nach Klapheck (1930).

Maße: Beschlagwerktafel: H. 32 cm; B. 83 cm; Bu. 4,5 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. A

    [S(ANCTVS) VICTOR PA]TRON[(VS) XANCT(ENSIS)a) / HIC MARTYR[I]V(M) PASS(VS)b) SVB / MAXIMIANO IMPER(ATORE)]

  2. B†

    HOD[IE FLO]S // 16//24 //[CRA]S FOENV(M)6)

Übersetzung:

(A) Der hl. Viktor, Patron Xantens, hat hier unter dem Kaiser Maximianus das Martyrium erlitten.

(B) Heute Blume – morgen Heu.

Wappen:
Stift St. Viktor/Ulft7)

Kommentar

Der Mahnspruch B findet sich auch auf dem Wappenstein an der Rückseite des Gartenhauses (Nr. 226) und auf der Grabplatte des Dechanten (Nr. 244) wieder und dürfte die Funktion eines Wahlspruchs gehabt haben. Zu Caspar van Ulft siehe Nr. 244.

Textkritischer Apparat

  1. Ohne Kürzungszeichen. Xantensis Henninger; N(OSTE)R Eickenscheidt.
  2. Ohne Kürzungszeichen.

Anmerkungen

  1. Erhalten blieb die Rückwand des Hauses, in die mehrere Steine mit Inschriften eingefügt waren (vgl. Nr. 224-226).
  2. Siehe die Vorkriegsaufnahmen RBA 25 047, 810 600, 820 402, 840 005 und Das alte Xanten (1989), Tf. 18.
  3. Lapidarium, Inv.-Nr. 385.
  4. 1965 durch Gerhard Beck (RBA XR 141/3), 1975 durch W. Eickenscheidt (RBA XR 133/5).
  5. Vgl. auch das Foto bei Klapheck, Dom zu Xanten (1930), S. 151.
  6. Vgl. Ps 36,2; Ps 89,6; Is 40,6; Iac 1,10; I Pt 1,24. Die Ausführung in Kapitalis ist durch das bei Klapheck abgedruckte Foto belegt.
  7. Stiftswappen, belegt mit Herzschild Ulft (Rietstap, Armorial, Bd. 2 [1887], S. 958).

Nachweise

  1. Appell/Henninger, Rhein (1856/7), S. 204.
  2. Zeichnung W. Eickenscheidt (1975) (Foto: RBA XR 133/5).
  3. Klapheck, Dom zu Xanten (1930), S. 151 (Abb.).
  4. Konstruktionszeichnung G. Beck (1965) (Verein zur Erhaltung des Xantener Domes, Nachlass W. Bader, Verfilmung Nr. 16223).
  5. Müllers, Xanten – gestern und heute (1975), S. 10–12.

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 227(†) (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0022704.