Inschriftenkatalog: Stadt Xanten

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 92: Stadt Xanten (2017)

Nr. 229 St. Viktor, Lapidarium 1624

Beschreibung

Grabplatte des Gregor von Trier1). Blaustein. Ursprünglich zwischen den beiden nördlichen Seitenschiffen des Domes vor dem Antoniusaltar. Die stark verwitterte Platte ist 1945 quer in zwei etwa gleich große Teile zerbrochen, die heute im Lapidarium aufbewahrt werden. Der linke Rand ist beschnitten, dort ist zudem ein größeres Stück herausgebrochen und verloren. Im Mittelfeld der oberen Hälfte (Fragment 1)2) in Roll- und Beschlagwerkrahmung ein Rundmedaillon: In einem Blattkranz ein Engel mit ausgebreiteten Flügeln, der ein Wappen präsentiert. In den Ecken um den Kranz herum sind Reste von Medaillons mit Evangelistensymbolen erkennbar.3) In der unteren Hälfte (Fragment 2)4) eine viereckige Schrifttafel mit Resten einer eingehauenen Grabbezeugung in sechs Zeilen, ebenfalls von Rollwerk gerahmt.

Maße: Fragment 1: H. 117 cm; B. 85 cm. Fragment 2: H. 119 cm, B. 81 cm.5)

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. […] SEPVLTVS [E]ST[…….] / [GREG]ORIVS Ạa) [……] / [….]O ORIVNDVS […….]b) / [….TH]ESAVR[ARIV]S […….] / [- - - ] / [- - -]c)

Übersetzung:

Hier ist begraben der … Gregor ..., geboren in ..., Thesaurar ...

Wappen:
von Trier6)

Kommentar

Die sehr sorgfältig gehauene Kapitalis weist vergrößerte Anfangsbuchstaben, Serifen und Bogenverstärkungen auf. Gregor von Trier stammte aus der bekannten Aachener Glockengießerfamilie von Trier, die vom Ende des 15. Jahrhunderts bis ins 18. Jahrhundert tätig war.7) 1602 erhielt er ein Kanonikat in Xanten,8) 1604 ist er als „can(onicus) Xant(ensis)“ in den Matrikeln der Kölner Universität verzeichnet9). 1616 wurde er zum Kellner gewählt, quittierte aber am 22. Mai 1621 sein Amt.10) Am 6. November 1619 legte er dem Kapitel ein Präsentationsschreiben des Herzogs von Kleve hinsichtlich der Thesaurarie vor, die durch den Tod des Dechanten und Thesaurars Lubbert van Hatzfeld vakant geworden war. Das Kapitel verwies darauf, dass der Propst Arnold von Wachtendonck in dieser Frage zuständig sei, ferner verlangten die Kapitularen die Aushändigung des fürstlichen Schreibens und eine Weinspende.11) In der Folge bekleidete von Trier das Amt des Thesaurars vier Mal. Ab 1609 bewohnte er die Kurie Kapitel 28 im Bereich des heutigen Stiftsmuseums.12) Am 30. Mai 1624 starb Gregor von Trier im Alter von 44 Jahren am Fieber und wurde als Thesaurar im Dom vor dem Altar des hl. Antonius begraben.13)

Textkritischer Apparat

  1. Sichtbar sind ein linksschräger Schaft und davor eine Serife, die wohl zu einem rechtsschrägen Schaft gehört.
  2. Der erste Buchstabe der Fehlstelle ist ein größer ausgeführtes O oder Q, zu sehen ist nur der linke Bogenabschnitt.
  3. In der fünften und sechsten Zeile sind nur geringfügige Spuren einzelner Buchstabenelemente erkennbar.

Anmerkungen

  1. „Georgius“ bei Pels II, Deliciae (1734), p. 172 und 280; Successio, fol. 37v–38r.
  2. Inv.-Nr. 771.
  3. Oben rechts geflügelter Löwe, unten rechts geflügelter Stier, Anordnung also im Uhrzeigersinn, beginnend oben links.
  4. Inv.-Nr. 770.
  5. Die Angabe der Buchstabenhöhe ist derzeit nicht möglich, da die Plattenfragmente unzugänglich sind.
  6. Glocke.
  7. Poettgen, Studien (1993/94), S. 5–31 mit weiterer Literatur.
  8. Successio, fol. 38r.
  9. Matrikel Köln 4 (1981), 720, 258.
  10. Successio, fol. 38r.
  11. Ausführlich ebd. und Pels II, Deliciae (1734), p. 280.
  12. Zählung nach Wilkes, Studien (1952), S. 148.
  13. Pels II, Deliciae (1734), p. 172 und 280; Successio, fol. 37v–38r.

Nachweise

  1. Engelskirchen, Zweite Nachlese (1940), S. 143.
  2. Bader, Dom I (1978), S. 176 (nach Engelskirchen).

Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 229 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0022909.