Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 241 Stiftsmuseum 1636
Beschreibung
Deckchen in Filetarbeit.1) Leinen. Geknüpftes Filetnetz mit Applikationsstickerei, gerahmt von einer Spitzenborte mit Blütenformen und gezacktem Rand. Dargestellt ist vor einem Sternen- und Blütengrund der gekreuzigte Christus zwischen Maria und Johannes (Titulus D in rechteckigem Rahmen über dem Kreuz). Am Kreuzfuß die kniende Maria Magdalena, ein Salbgefäß und ein Totenkopf. Zwei Engel mit Gefäßen umschweben das Kreuz, ein weiterer fängt in einem Kelch das Blut Christi auf. Über dem Kreuz zwischen Sol und Luna der Heilige Geist in Gestalt einer Taube im Wolkenrand. Zu beiden Seiten des Kreuzes ist auf die Freifläche zwischen den figürlichen Darstellungen ein liturgischer Gebetstext verteilt (A). In den oberen Ecken gekürzte Nomina sacra in rechteckigen Rahmen (B, C), darüber am oberen Rand die Jahreszahl (E).
Maße: H. 48 cm; B. 48 cm; Bu. ca. 2,4 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
ADO/RAMVS // TE · CHRI/STE // PARA / ET BENE//DIS/SIMVSa) / TIBI2)
- B
IH(ESV)S
- C
MAR(IA)
- D
INRI3)
- E
1 · 6 · // · 3 · 6 ·
Übersetzung:
(A) Wir beten dich an, Christus, mach (uns) bereit (?) und wir preisen dich.
Textkritischer Apparat
- Statt BENEDICIMVS.
Anmerkungen
- Ohne Inv.-Nr.
- Vgl. die Antiphon zu den Festen Kreuzauffindung und Kreuzerhöhung: „Adoramus te, Christe, et benedicimus tibi“ (Analecta hymnica, Bd. 24, S. 23; CAO, Bd. III (1968), Nr. 1287).
- Nach Io 19,19.
- Stotz, Handbuch, Bd. 3 (1996), S. 186, Buch VII § 153.2–3.
Nachweise
- Heitmeyer-Löns, Inventar Paramente (2008), Bd. 7, Nr. 932.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 241 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0024106.
Kommentar
Erwähnenswerte Schriftmerkmale sind der Nodus beim I, der ausgebuchtete Balken des H, A mit senkrechtem rechten und schrägem linken Schaft und M mit parallelen Außenschäften.
Inschrift A paraphrasiert eine Antiphon, die an den Festen Kreuzerhöhung (14. September) und Kreuzauffindung (3. Mai) gesungen wurde. Sie wird in der Kreuzwegliturgie mit dem Responsum: „Quia per sanctam crucem tuam redemisti mundum“ an jeder Station gebetet. Der Einschub PARA lässt sich, wenn überhaupt, nur spekulativ auflösen. Die Schreibung –s/ss– statt –c– (BENEDISSIMVS statt BENEDICIMVS) ist für das mittelalterliche Latein im französischen, aber auch im irischen Sprachraum nachgewiesen.4) Ob auch in anderen Gebieten diese Schreibung praktiziert wurde und inwieweit man deshalb Rückschlüsse auf die Herkunft der Stickerei ziehen kann, ist ungeklärt.