Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 242 Marienbaum, St. Mariä Himmelfahrt 1637
Beschreibung
Gemälde, Öl auf Holz. Darstellung Mariens als Himmelskönigin, die, mit dem Kind auf dem Arm, auf einer Mondsichel im Strahlenkranz steht. Auf dem Rahmen an drei Seiten umlaufend eine Widmungs- und Stifterinschrift (A)1), auf der unteren Rahmenleiste ein Dank an die Gottesmutter in Versform (B). Inschrift B ist als Chronodistichon gestaltet, dessen Ziffernbuchstaben durch Größe und rote Farbe hervorgehoben sind und mit 1637 das Jahr ergeben, in dem die Nachbargemeinde Kalkar2) das Bild stiftete. Der Maler ist unbekannt.
Maße: H. 91,5 cm; B. 65,5 cm (mit Rahmen); Bu. ca. 1,8–2 cm (A), ca. 1,5 cm (B).
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
DEO TER OPT(IMO) MAX(IMO) B(EATISSI)MAEa) V(IRGINI) M(ARIAE) O(MNI)B(V)SQVE S(ANCTI)S CIVITAS / CALC(ARIENSIS) A(NN)Ob) 1636 . PESTE LIBERATA / HANC IMAGINEM HVMILIMEc) A(NN)Ob) 1637 . OBTVLIT
- B
LIBERA MOX RESILIT CALCARIA PESTE SOLVTAHOCCE REFERT VOTIS VIRGO BEATA TVIS
Übersetzung:
(A) Gott, dem dreimal Besten (und) Höchsten, der allerseligsten Jungfrau Maria und allen Heiligen hat die Stadt Kalkar, im Jahre 1636 von der Pest befreit, dieses Bild im Jahre 1637 mit größter Demut gestiftet.
(B) Befreit erhebt sich Kalkar wieder, von der Pest erlöst, und führt dies, o du selige Jungfrau, auf deine Fürsprache zurück.
Versmaß: Elegisches Distichon, reimlos (B).
Datum: 1637 (Chronodistichon)
Textkritischer Apparat
- Befund: B.mae.
- Kürzung durch hochgestellten Endbuchstaben.
- Richtig: HVMILLIME.
Anmerkungen
- Die Stiftung des Bildes ist durch eine offizielle Erklärung des Rates der Stadt Kalkar vom 13. Juni 1643 beglaubigt (Geyer, Beurkundung [1930]), Nr. 1, S. 4).
- Heute Kreis Kleve.
- Geyer, Beurkundung (1930), Nr. 1, S. 4; siehe auch van Loock, Birgittenkloster (1978), S. 293f., mit Bezug auf die älteste „Historie van Marienboom“ des Klostergeistlichen Pater van Gherwen aus dem Jahr 1711.
Nachweise
- Geyer, Beurkundung (1930), Nr. 1, S. 4.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 242 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0024205.
Kommentar
Außer den Ziffernbuchstaben im Chronodistichon sind auch die Anfangsbuchstaben der meisten Wörter größer ausgeführt. Alle I innerhalb der Wörter und 1 bei Jahreszahlen tragen einen Punkt. Die Wortkürzung erfolgt durch Quadrangel auf der Grundlinie sowie durch zwei übereinander gesetzte Quadrangel, die Ecken sind mit Rankenornament gefüllt.
1636 war ein für die ganze Region verheerendes Pestjahr (vgl. Nr. 239 und 240), allein in Kalkar zählte man 2000 Tote.3) In Erinnerung an die Befreiung von der Pest, von der Kalkarer Bevölkerung der Gottesmutter zugeschrieben, veranstaltet die katholische Gemeinde in Kalkar bis heute jedes Jahr eine Wallfahrt nach Marienbaum, zu der das gestiftete Bild in der Wallfahrtskirche ausgestellt wird. Zum dreihundertjährigen Gedächtnis ließ die Stadt Kalkar 1936 eine Votivtafel im Chor der Kirche aufhängen.