Inschriftenkatalog: Stadt Xanten
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 92: Stadt Xanten (2017)
Nr. 244 St. Viktor, südliches Seitenschiff 1641
Beschreibung
Grabplatte des Caspar van Ulft, in die Wand des südlichen Seitenschiffs, des sog. Dechantenflügels, eingelassen (Joch C2). Blaustein mit profiliertem Rahmen. Im Mittelfeld das Vollwappen des Verstorbenen, darunter eine Roll- und Beschlagwerkkartusche mit Sterbevermerk und Fürbitte (A), oben und unten eingerahmt von einer Mahnung, zugleich dem Wahlspruch des Verstorbenen (B). Die Platte ist im Bereich der Schrifttafel an einigen Stellen angetreten. Die Inschriften sind eingehauen.
Siehe Lageplan.
Maße: H. 232 cm; B. 138 cm; Bu. 3–4,5 cm.
Schriftart(en): Kapitalis.
- A
ANNO M · D C · XXXXI · / DIE X · IANVARIIa) OBIITa) ADMO[DV(M)] / REVERENDVS AC NOB[ILI]S D(OMI)N(V)Sb) / CASPARVS AB VLFT ECCLESIAE / XANT(ENSIS)c) DECANVS CANONICVS ET / THESAVRARIVS . CVIVS ANIMA / REQVIESCAT IN PACE
- B
[HODIE · FL]OSd) // CRAS · F[OE]NVMe)1)
Übersetzung:
(A) Im Jahre 1641, am 10. Tag des Januars, ist der hochwürdigste und edle Herr Caspar van Ulft, Dechant, Kanoniker und Thesaurar der Kirche von Xanten, verstorben. Seine Seele möge in Frieden ruhen.
(B) Heute Blume - morgen Heu.
Stift St. Viktor/Ulft2) |
Textkritischer Apparat
- Ligatur in Form eines symmetrischen Y.
- Kein Kürzungszeichen.
- Kürzung durch Doppelpunkt.
- Die obere Hälfte der Buchstaben ist zerstört.
- Buchstaben beschädigt, aber noch erkennbar.
Anmerkungen
- Vgl. Ps 36,2 und 89,6; Is 40,6; Iac 1,10; I Pt 1,24. Vgl. auch Nr. 226f.
- Stiftswappen, belegt mit Herzschild Ulft (Rietstap, Armorial, Bd. 2 [1887], S. 958).
- Provinz Gelderland (NL).
- Pels II, Deliciae (1734), p. 117, 352.
- Ebd.
- Zum Epitaph für seine Schwester Elisabeth, die 1636 an der Pest starb, siehe Nr. 239.
- Zählung nach Wilkes, Studien (1952), S. 75f., nach heutiger Zählung Kap. 13. In den Präsenzrechnungen wird er als Besitzer bis zu seinem Tod 1641 geführt.
- Siehe Nr. 224–228. Pels beschreibt den Dechanten als „statura quidem parvus, sed ingenio et scientia magnus.“
Nachweise
- Engelskirchen, Nachlese (1939), S. 123, Nr. 3.
Zitierhinweis:
DI 92, Stadt Xanten, Nr. 244 (Paul Ley), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di092d009k0024403.
Kommentar
Einige Anfangsbuchstaben der sehr sorgfältig gearbeiteten Inschrift sind vergrößert. O und Q sind kreisrund und etwas kleiner ausgeführt als die übrigen Buchstaben, die Cauda durchschneidet den Bogen des Q. M hat parallele Außenschäfte, Nexus litterarum zweier I erfolgt in Form eines symmetrischen Y.
Nach Pels wurde Caspar van Ulft aus Zevenaar3) am 1. Juli 1605 Kanoniker in Xanten4) und am 18. Oktober 1619 vom Kapitel in geheimer Wahl zum Dechanten gewählt.5) Er stiftete 1620 anlässlich eines Bastuniums einen wertvollen Wandteppich für den Chor (vgl. Nr. 223)6) und gab 1634 den Guss der Kleinen Viktor-Glocke in Auftrag (siehe Nr. 236). 1615 kaufte van Ulft die Kurie Kapitel 157) und ließ 1624 in deren Garten ein Gartenhaus errichten. Die Gestaltung seiner Rückfront, die die Kriegszerstörungen überdauert hat, sowie des (restaurierten) Renaissanceerkers weisen den Bauherren als Humanisten mit historischen Interessen aus.8) Den Spruch „Hodie flos – cras foenum“ hat er an diesem Gartenhaus gleich zweimal verwendet (s. Nr. 226 und 227).