Grünanlage „Alter Bahnhof“ Polch ist Modellfläche
im Projekt "Mehr als nur Grün" - Mithilfe
des Projektes „Mehr als nur Grün“ setzen sich der Landkreis Mayen-Koblenz und
die Stadt Koblenz für die Förderung von Biodiversität und die Anpassung an den
Klimawandel auf privaten wie öffentlichen Grünflächen ein. Ursprünglich hatten
die Verantwortlichen für Anfang April einen Workshop für kommunale Mitarbeiter
zur naturnahen Gestaltung von kommunalen Grünflächen in Polch geplant, der
aufgrund der aktuellen Corona-Situation ausfallen musste. Die Pflanzen und das
Saatgut wurden daraufhin durch die kommunalen Mitarbeiter der Stadt Polch
zusammen mit Susanne Hildebrandt, Koordinatorin des Projektes „Mehr als nur
Grün“, in die Erde gebracht.
In den Grünanlagen „Alter Bahnhof“ in Polch entstehen dadurch
artenreiche, vielfältige und dem Klimawandel besser angepasste Grünflächen.
Unter anderem werden bald bunte Blumenwiesen mit Wiesensalbei, Margerite, Roter
Lichtnelke, Wiesen-Flockenblume und dem Kleinen Wiesenknopf zu bestaunen sein,
wo vorher lediglich einheitsgrüner Vielschnittrasen zu betrachten war. Um
auszuprobieren, welche Methode auf den Flächen in Polch am besten zur Anlage
von Blumenwiesen geeignet ist, wurden mehrere Varianten angelegt: Die Pflanzung
von 250 Wildstauden in bestehenden Rasen, den Aufriss der Rasen-Grasnarbe und
die Ansaat einer Wiesenmischung aus 100 Prozent Kräutern auf einer Fläche ohne
weitere Anreicherung mit Arten. „Blumenwiesen sind nie einheitlich und zeichnen
jedes Jahr ein anders Blütenbild aus Gräsern und Kräutern. Die aufkommenden
Pflanzenarten und ihre Entwicklung in den unterschiedlichen Flächen werden im
Projekt ,Mehr als nur Grün‘ begleitet und dokumentiert“, erläutert Projektkoordinatorin Susanne Hildebrandt.
Die Toilettenanlage am „Alten Bahnhof“ wird in den nächsten Jahren von
Kletterrosen geschmückt und überwachsen werden. Hier wurden heimische alte
Sorten mit Namen wie Kletterrose „Veilchenblau“ und „Maria Lisa“ gesetzt.
Darüber hinaus sind einheimische Gehölze überlebenswichtig für Insekten, Vögel
und viele andere Tierarten. Tiere und Pflanzen haben ihre Nahrungs- und
Lebensraumbeziehungen im Laufe der Evolution fein aufeinander abgestimmt.
„Reine Ziergehölze und nicht heimische Gehölze sind für die heimische Tierwelt
oft schlichtweg ungenießbar“, sagt Hildebrandt. Bei den neuen Heckenpflanzungen
in der Grünanlage „Alter Bahnhof“ Polch wurden insgesamt 15 verschiedene,
heimische Gehölzarten verwendet. Eine spezielle Untersaat mit vielen Kräutern
und kleine Biotopstrukturen werden demnächst weitere tierische Besucher und
Bewohner anziehen.
Es wurde außerdem auf genug Platz für die Wildgehölze geachtet, wie die
Projektkoordinatorin berichtet: „Sie können sich gemäß ihrem natürlichen Wuchs
entwickeln und es wird keinen ständigen Rückschnitt geben, weil die Gehölze zu
dicht an Wegen und Grenzen stehen.“ Für die Biodiversität und die
Klimaanpassung ist weniger Pflege von Grünflächen förderlich: Durch weniger
Pflege können sich ein größerer Lebensraum und mehr Lebensqualität für Pflanzen
und Tiere entwickeln. Kurz geschorenen Rasenflächen dagegen verdorren schnell
und erholen sich schlecht von Trockenzeiten.
Susanne Hildebrandt wirbt für die sogenannten Blumenrasen mit höherem
Aufwuchs und mehr Kräuteranteil. Bereits bei einer Schnitthöhe von mehr als
zehn Zentimetern erhöhen sich die Überlebenschancen von Insekten enorm. Nicht
als Spiel- und Sportflächen genutzte Rasenflächen können schrittweise, je nach
Lage, Standort und Nutzung in insektenfreundliche Blumenwiesen umgewandelt
werden.
Die wichtige Bedeutung von einzelnen Pflanzen macht die
Projektkoordinatorin von „Mehr als nur Grün“ an einem Beispiel deutlich:
„Bisher wurde entlang der bestehenden Hecken am ,Alten Bahnhof‘ Polch zum Beispiel die Brennnessel kaum geduldet. Damit hat unter
anderem die wichtige Raupenfutterpflanze des ,Kleinen Fuchses‘ keine Chance und
unser einst häufigster Tagfalter keine Nahrung. Insektenvertilgende Tierarten,
wie Vögel und Fledermäuse haben folglich auch nichts mehr um sich zu ernähren“,
sagt Susanne Hildebrandt. Ziel müsse es daher sein, die Säume in Zukunft
wachsen und stehen zu lassen und nur wenn unbedingt erforderlich
abschnittsweise zu mähen.
Das Projekt „Mehr als nur Grün“ wird vom Umweltministerium
Rheinland-Pfalz über die Aktion Grün gefördert. Aufgrund des abgesagten
Workshops werden die Modellflächen in Polch werden Schwerpunktthema in einem
zukünftigen Workshop sein.
Weitere Informationen zum Projekt gibt es im Internet unter der Adresse
www.mehr-als-nur-gruen.deWeitere Informationen zum Projekt gibt es im Internet unter
www.mehr-als-nur-gruen.de