Freuen sich über  das gemeinsame, erfolgreich angelaufene Busfahrerprojekt (von links): Doris Hormel von der Arbeit & Leben gGmbH, Erster Kreisbeigeordneter Burkhard Nauroth, Marion Hebding, Geschäftsführerin von DB Regio Bus Mitte, Landrat Dr. Alexander Saftig, Jürgen Czielinski, Geschäftsführer der Koblenzer Verkehrsbetriebe, Rolf Tödtmann, Geschäftsführender Direktor von Transdev, und Chafek Zerhouni, Geschäftsführer der Ahrweiler Verkehrs Gesellschaft. Foto: Kreisverwaltung/Morcinek

Bündnis aus Jobcenter Mayen-Koblenz und Busunternehmen trotzt Fachkräftemangel

Bundesweit einmaliges Busfahrerprojekt sichert ÖPNV als wichtigen Eckpfeiler künftiger Mobilitätskonzepte - Es ist eine vielversprechende Chance für den Erhalt und Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der gesamten Region: Mit einem bundesweit bislang einmaligen Projekt stellt sich das Jobcenter Mayen-Koblenz in enger Kooperation mit dem Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) und den Arbeitgebern DB Regio Bus, Transdev, Koblenzer Verkehrsbetriebe, Ahrweiler Verkehrsgesellschaft und Westerwaldbus dem Fachkräftemangel in der Mobilitätsbranche. Dabei werden Menschen, die Anspruch auf Arbeitslosengeld II haben, innerhalb von nur vier bis zwölf Monaten zu Busfahrern ausgebildet. Finanziert wird die Busführerscheinausbildung zu gleichen Teilen durch das Jobcenter Mayen-Koblenz sowie das jeweilige Busunternehmen, an das sich der Fahrer für mindestens zwei Jahre vertraglich bindet. Seit Beginn des Projekts im Jahr 2019 konnten so bereits 7 von 17 Teilnehmern in Arbeit vermittelt werden. 50 weitere geeignete Personen sind aktuell an der Ausbildung interessiert, darunter auch viele Flüchtlinge.

„Die Landkreise und kreisfreien Städte sind Aufgabenträger für den öffentlichen Personennahverkehr. Der Landkreis Mayen-Koblenz hat daher gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Rhein-Mosel ein neues Linienkonzept für das Kreisgebiet entwickelt, das im Dezember 2021 an den Start gehen wird. Die Fahrgäste erwartet eine deutliche Steigerung der Qualität, denn die Planungen sehen unter anderem mehr Busse, attraktivere Linien und eine bessere Taktung vor“, sagt Landrat Dr. Alexander Saftig und betont nicht zuletzt in seiner Funktion als Vorsitzender der VRM-Gesellschafterversammlung, dass all das auch eine ausreichende Anzahl an Fahrpersonal erfordert.

Das vorbildliche Projekt des Jobcenters Mayen-Koblenz trage dazu bei, dass der Mehrbedarf an Fachpersonal kompensiert wird, erläutert der Erste Kreisbeigeordnete Burkhard Nauroth. „Wir stellen uns der gesellschaftlichen Verantwortung und verhelfen Menschen mit Anspruch auf Arbeitslosengeld II zu einer langfristigen beruflichen Perspektive. Gleichzeitig unterstützen wir weit über das Kreisgebiet hinaus den ÖPNV als wichtigen Eckpfeiler zukünftiger Mobilitätskonzepte“, sagt Nauroth und betont, dass dies ein Gewinn für alle Beteiligten sei.

Allein im Großraum Koblenz fehlen den Busunternehmen rund 200 Busfahrer, macht Stephan Pauly, Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Mosel, deutlich. Deutschlandweit seien es laut einer Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer sogar gut 4400 in mittelständischen Betrieben – ganz zu schweigen von den mehr als 30.000 Fahrern, die in den kommenden 10 bis 15 Jahren altersbedingt ausscheiden werden.

Die am Projekt beteiligten Busunternehmen haben die Zeichen der Zeit längst erkannt – und auch, dass es zielführender ist, sich gemeinsam der Herausforderung zu stellen. Statt zu konkurrieren arbeiten sie seither in einem Bündnis mit dem Jobcenter Mayen-Koblenz und dem VRM gezielt daran neue Busfahrer zu rekrutieren. Unterstützt werden sie dabei vom staatlich anerkannten Weiterbildungsträger Arbeit & Leben aus Mainz, der in der Vergangenheit in einem ähnlichen Projekt bereits Erfahrungen mit der Vermittlung von Flüchtlingen in Arbeit gesammelt hat.

Wichtigste Voraussetzung für Teilnehmer des Projektes ist ein in Deutschland anerkannter Pkw-Führerschein. Zudem sollten die Bewerber gute Deutschkenntnisse vorweisen können. Flüchtlinge und andere Bewerber mit Migrationshintergrund besuchen daher regelmäßig einen Sprachkurs, um sich später gut mit den Fahrgästen verständigen zu können. Nach einem Praktikum in einem der Busunternehmen, denen das Jobcenter auf Wunsch auch interkulturelle Schulungen anbietet, starten die Teilnehmer mit der Busführerscheinausbildung. Parallel zum Sprachkurs erhalten sie ein Training in Fachsprache zur Vorbereitung für eine Prüfung bei der Industrie- und Handelskammer. „Die IHK-Prüfung für die beschleunigte Grundqualifikation für Busfahrer im Personenverkehr ist notwendig, um im gewerblichen Personenverkehr tätig sein zu können. Gecoacht und begleitet werden die Teilnehmer dabei durch die Mitarbeiter des etablierten Integrationsprojektes LQA – Leben, Qualifizieren, Arbeiten – des Jobcenters“, berichtet Rolf Koch, Geschäftsführer des Jobcenters Mayen-Koblenz. Grundsätzlich, so betont Koch noch einmal ausdrücklich, richtet sich das Busfahrerprojekt aber an alle Arbeitslosengeld-II-Empfänger: „Besonders angesprochen sind auch Frauen, da die Arbeitsschichten gerade für Mütter attraktiv sein können“.

Das Busfahrerprojekt ist aus Sicht aller Akteure nicht nur erfolgversprechend, sondern besitzt auch Vorbildcharakter. Künftig sollen weitere Jobcenter durch aktive Vernetzung für das Projekt gewonnen werden. Schon jetzt gibt es erste Interessenten.

 Zusatzinfo:

Der staatlich anerkannte Weiterbildungsträger Arbeit & Leben begleitete von 2016 bis 2018 im Auftrag des IQ Netzwerks Rheinland-Pfalz in Mainz die Teilnehmer des Modellprojekts „BRÜCKE in den Arbeitsmarkt“, bei dem knapp 30 Geflüchtete als Busfahrer qualifiziert und vermittelt wurden. Beim Busfahrerprojekt des Jobcenters Mayen-Koblenz begleitet und berät Arbeit & Leben die Projektbeteiligten und bietet den Verkehrsunternehmen auf Wunsch interkulturelle Schulungen und Coachings an. Diese Aufgabe nimmt der Bildungsträger erneut im Rahmen des IQ Netzwerks Rheinland-Pfalz als Teil des Förderprogramms "Integration durch Qualifizierung (IQ)" wahr. Das Förderprogramm IQ zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab.

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