Die
Einwohnerinnen und Einwohner der EU-Staaten legen sich im Durchschnitt jedes
Jahr 15 Kilogramm an Bekleidung, Schuhen und sonstigen Textilien zu. Die Kleiderschränke
sind überfüllt und ein großer Teil wird so gut wie nie getragen. Immer öfter
werden neue Sachen gekauft um den neuesten Trends zu folgen. Auch der
Online-Handel macht den schnellen Einkauf immer verlockender. Der Großteil
dieser Textilien wird in Schwellen- und Entwicklungsländern hergestellt,
beispielsweise China, Türkei und Bangladesch. Nahezu alle Schritte der
Produktion von Textilien können mit sozialen und ökologischen Problemen
einhergehen. Bei der Produktion von Naturfasern wie Baumwolle werden sehr viele
Pestizide und Düngemittel eingesetzt. Darüber hinaus werden hierfür enorme
Mengen an Wasser verbraucht. Das hat in den produzierenden Ländern gravierende
Folgen für Natur und Mensch. Jede Menge auch umweltschädlicher Chemikalien sind
im gesamten Herstellungsprozess von Textilien im Einsatz. Das hat nicht nur
Folgen für die Umwelt, sondern auch für die Menschen, die oft ohne
Schutzkleidung in der Produktion arbeiten. Darüber hinaus gibt es leider oft
Kinderarbeit sowie menschenunwürdige Arbeitsbedingungen und keine angemessene
Entlohnung. Gerade Kommunen beschaffen in erheblichem Umfang Dienst- und
Arbeitskleidung und können durch ihre Beschaffung Einfluss auf den Markt und
die Produktionsbedingungen nehmen.
Aus diesem
Grund fand eine Online-Schulung zur Fairen Beschaffung von Textilien im
Landkreis Mayen-Koblenz und der Stadt Koblenz statt. Fachkundige Referenten
kamen von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt und dem Büro
Ressourcenwunder. Die Schulung hat sich an Mitarbeitende in der Verwaltung
gerichtet, die für die Beschaffung von Dienst- und Schutzkleidung oder anderer
Textilien verantwortlich sind. Wie wichtig dieses Thema ist, machen auch Pascal
Badziong, Erster Kreisbeigeordnete des Landkreises Mayen-Koblenz und Ulrike
Mohrs, Bürgermeisterin der Stadt Koblenz, klar. Seit 2016 ist der Landkreis
Fairtrade Landkreis, die Stadt Koblenz kam als Fairtrade Stadt 2022 dazu.
„Die Schulung
ist ein Baustein in unseren Bemühungen als Fairtrade Landkreis auf kommunaler
Ebene einen Beitrag zum fairen Handel zu leisten“, so Pascal Badziong. „Als
Fair Trade Stadt haben wir eine Vorbildfunktion, die wir durch die
Berücksichtigung entsprechender Gütesiegel bei der Beschaffung von Dienst- und
Berufskleidung für unsere Mitarbeitenden wahrnehmen werden. Die Schulung
informiert unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für die Beschaffung
verantwortlich sind, und gibt ihnen Sicherheit für künftige Beschaffungen“,
ergänzt Ulrike Mohrs.
Ein wichtiger
Punkt, der den Teilnehmenden erläutert wurde, waren die wichtigsten
Gütezeichen, auf die man beim Kauf sowohl im privaten Bereich als auch in der
beschaffenden Kommune achten sollte. Bei öffentlichen Vergaben können diese
Gütezeichnen wichtige Ausschreibungs- und Auswahlkriterien sein. Dabei muss man
darauf achten, dass die verschiedenen Gütezeichen auf jeweils andere
Herstellungsstufen fokussiert sind. Manche Gütezeichen legen einen Schwerpunkt
darauf, dass die Produktion der Naturfasern möglichst umweltschonend erfolgt,
andere garantieren für die Einhaltung internationaler Standards für die
Menschen in der Produktion.
Das Oeko-Tex
Standard 100-Siegel ist relativ bekannt. Es garantiert lediglich dafür, dass im
Endprodukt keine Schadstoffe enthalten sind und ist somit nur für den Käufer
eines Produktes interessant. Auf den Herstellungsprozess wird nicht geachtet.
Die
Abdeckungsbreite beim Global Organic Textile Standard (GOTS) ist deutlich
besser, denn es wird auf alle Verarbeitungsstufen geachtet. Der Fokus liegt auf
den ökologischen Kriterien und auf grundlegenden Sozialkriterien.
Das
Fairtrade-Cotton Siegel sagt aus, dass beim Baumwollanbau auf soziale und
ökologische Kriterien geachtet wurde und dass der Mindestpreis sowie eine
Prämie an die Produzenten bezahlt werden.
Die Fair Wear
Foundation ist eine Mitgliedsinitiative. Unternehmen, die dieser Initiative
beitreten, verpflichten sich dazu, bestimmte Anforderungen einzuhalten. Bei der
Fair Wear Foundation stellt das Nähen den Schwerpunkt dar. Besonders wichtig
ist hier, dass Menschen- und Arbeitsrechte sowie die Sorgfaltspflichten
eingehalten werden.
Das Grüner
Knopf Siegel bezieht sich auf das Nähen, Färben und Bleichen und ist ein
staatliches Metasiegel. Bei diesem wird sehr auf soziale und ökologische
Produktkriterien sowie Unternehmenskriterien geachtet.
Jeder der
beim Kauf von Textilien eines oder mehrere dieser Siegel für die
Kaufentscheidung heranzieht trägt zur Verbesserung der Umwelt- und
Sozialverträglichkeit in der Produktion bei. Ganz egal ob dies im privaten oder
beruflichen Zusammenhang geschieht.
Informationen
zu den Gütesiegeln und vieles mehr finden Interessierte beim
Kompass-Nachhaltigkeit (www.kompass-nachhaltigkeit.de).