Inschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit

Stifterinschrift Kaiser Friedrichs III. eines – bedauerlicherweise zerstörten –
den Hl. Christophorus darstellenden Wandbildes im Presbyterium
des Wiener Neustädter Doms, 1493.

Das Medium „Inschrift“


Inschriften sind allgegenwärtige Erscheinungen in unserem öffentlichen Lebensraum. Sie teilen dem interessierten Leser ihre Botschaften an oder in Kirchen, an öffentlichen und privaten Gebäuden, auf Denkmälern oder anderen Orten unterschiedlichster Art mit. Inschriften können ebenso Teil aufwendiger Text-Bild-Ensembles wie auch schlichte, oft spontan und sehr persönlich gehaltene Zeugnisse der Erinnerung sein. Als noch verhältnismäßig junges Forschungsthema werden Inschriften zunehmend immer mehr wegen ihres Quellenwertes geschätzt und zwar nicht nur für die Regional- und Landesgeschichte, sondern ebenso für Sozial- und Wirtschafts-, Kultur- und Mentalitätsgeschichte, Kirchen- und Rechtsgeschichte, für Prosopographie, Genealogie und Heraldik, für Schriftkunde und Kunstgeschichte sowie für deutsche und lateinische Philologie. 

Das Projekt „Die Deutschen Inschriften (DI Wien)“: 


Das von mehreren deutschen Akademien (Düsseldorf, Göttingen, Heidelberg, Leipzig, Mainz und München im Rahmen des Programm der Akademien-Union) und der ÖAW gemeinschaftlich betriebene Vorhaben Die deutschen Inschriften (DI) hat die Aufgabe, ein spezifisches Segment des materiellen kulturellen Erbes zu sichern, zu erschließen und für die Wissenschaft sowie für die breitere Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die gleichnamige Editionsreihe widmet sich der Sammlung, Bearbeitung, sorgfältigen Edition (nach strengen einheitlichen Richtlinien für das Gesamtunternehmen) und vielschichtigen Erschließung der nachantiken Inschriften Deutschlands und Österreichs in lateinischer Schrift und umfasst dzt. etwa 100 gedruckte bzw. online verfügbare Editionsbände und ein Vielfaches (mehrere Hundert) an begleitenden und ausweitenden synthetischen Studien als Monographien, Tagungsbände und Aufsätze. Regelmäßig stattfindende große Internationale Fachtagungen zur Epigraphik entwerfen neue innovative Forschungsansätze und tragen zur Vernetzung der ForscherInnen und zur Ausweitung des Diskurses bei. Die Deutschen Inschriften sind damit das weltweit produktivste Langzeitvorhaben zum inschriftlichen kulturellen Erbe des Mittelalters und der Neuzeit.

Die als international evaluiertes Langzeitvorhaben an der Abteilung Editionsunternehmen und Quellenforschung – MIR des IMAFO unter der Projektleitung von Andreas Zajic betriebene Sammlung, wissenschaftliche Bearbeitung und Edition der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Inschriften Österreichs und Südtirols (bis ca. 1650) erfolgt nach strengen gemeinsamen Richtlinien im Verbund mit allen deutschen Akademien im Rahmen des langfristigen editorischen Großunternehmens " (Wiener Reihe). Jeder Einzelband präsentiert den gesamten fassbaren Inschriftenbestand eines bestimmten Raumes und erschließt diesen nach einem breitgefächerten Kriterienkanon.

Die Sicherheitsverfilmung des inschriftlichen Denkmalbestandes (bis ca. 1800):
Die Sicherheitsverfilmung hat zum Ziel, den heute noch existierenden Inschriftenbestand im Bild „zu sichern“: Angesichts der zerstörerisch wirkenden Schadstoffeinflüsse unserer Umwelt und der dadurch rapid zunehmenden Gefährdung auch dieser Denkmalgattung ist eine rasche und möglichst flächendeckende bildliche Erfassung zum vordringlichen Anliegen geworden. Im Aufbau begriffen ist ein österreichweites, wissenschaftlich dokumentiertes Inschriften-Bildarchiv (österreichweites Dokumentationsvorhaben; Projektorganisation: Mag. Gertrud Mras).